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Bildungspolitik

Von der Flurschule zur Lernlandschaft

In der Geschichte des Schulbaus steht die sogenannte Flurschule exemplarisch für ein pädagogisch-architektonisches Modell, das den Bedürfnissen der industriellen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts entsprach. Kennzeichnend ist die lineare Anordnung abgeschlossener Klassenräume entlang langer, schmaler Flure, deren Funktion primär auf Erschließung und Kontrolle ausgerichtet ist. Der Unterricht in diesen Räumen folgt in der Regel einem lehrkraftzentrierten, frontalen Prinzip, das auf Standardisierung und Effizienz beruht. Die bauliche Struktur diente somit einer Pädagogik, die Disziplin, Gleichförmigkeit und Reproduzierbarkeit von Wissen priorisierte (Bundesstiftung Baukultur, 2025). Historisch gesehen war die Flurschule Ausdruck einer Zeit, in… Weiterlesen »Von der Flurschule zur Lernlandschaft

„Lehrerbildung neu“ in Österreich

Eine ExpertInnengruppe unter der Leitung von Peter Härtel hat einen detaillierten Endbericht zu den im Dezember 2009 präsentierten Empfehlungen über Vorschläge für eine Neugestaltung der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller pädagogischen Berufe vorgelegt. Alle LehrerInnen sollen künftig an einer tertiären universitären Einrichtung ausgebildet werden, also auch jene im Elementarbereich der Null- bis Zwölfjährigen. Gerade Pädagoge für junge Kinder zu sein ist mindestens so anspruchsvoll wie bei Älteren, wobei Kinder im Kindergartenalter nie dieselbe Konzentriertheit wie Ältere liefern, zudem kann eine verletzende Erziehung im frühen Alter die größten Schäden anrichten. Auch… Weiterlesen »„Lehrerbildung neu“ in Österreich

Wie Raumgestaltung, Pädagogik und Partizipation die Schule der Zukunft formen

Ein Interview mit Timo Schlosser, Referent und Berater für pädagogischen Schulbau am Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz, beleuchtet die tiefgreifenden Veränderungen im Schulbau infolge der neuen Schulbaurichtlinie des Landes, die seit Dezember 2023 gilt. Diese Richtlinie markiert den Übergang von starren Raumvorgaben hin zu einem flexiblen Flächenprogramm, das Schulen ermöglicht, ihre pädagogischen Konzepte räumlich umzusetzen. Ziel ist es, Schulgebäude stärker an die tatsächlichen Lern- und Lebensbedürfnisse ihrer Nutzer anzupassen. Schlosser betont, dass diese neue Freiheit zugleich Partizipation erfordert: Schulträger, Lehrkräfte, Eltern und Schüler sollen gemeinsam Konzepte entwickeln, die anschließend von der Aufsichts-… Weiterlesen »Wie Raumgestaltung, Pädagogik und Partizipation die Schule der Zukunft formen

Mobbing und das Versagen des Schulsystems

Mobbing ist ein Problem, das schon in der Grundschule beginnt und ganze Leben prägt. Millionen von Schülerinnen und Schülern sind betroffen, doch oft wird das Ausmaß nicht erkannt oder zu spät ernst genommen. Hinter den Zahlen stehen Geschichten von Kindern, die beleidigt, geschubst, ausgeschlossen oder ignoriert werden – Tag für Tag. Sie tragen ihre Verzweiflung lange mit sich, schweigen aus Scham oder Angst, bis irgendwann alles zusammenbricht. Eine typische Erfahrung zeigt, wie zerstörerisch die Dynamik wirken kann: In einer vermeintlich idyllischen Kindheit, mit Musik, Familie und einem sicheren Zuhause, brechen… Weiterlesen »Mobbing und das Versagen des Schulsystems

Selbstregulation als zentrales Bildungsziel

In einer Zeit, in der Schulen zunehmend auf Zwang und Kontrolle verzichten und stattdessen auf Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Lernenden setzen, gewinnt die Fähigkeit zur Selbstregulation an zentraler Bedeutung. Freies Lernen ist daher kein Selbstläufer, sondern musssystematisch eingeübt werden . Der Erfolg freier Lernsettings hängt entscheidend davon ab, ob Schülerinnen und Schülern über die kognitiven, emotionalen, motivationalen und sozialen Kompetenzen verfügen, um ihre Lernprozesse eigenständig zu gestalten. Diese Fähigkeiten – wie Affektkontrolle, Selbstmotivation, Durchhaltevermögen oder soziale Konfliktfähigkeit – entstehen nicht von selbst, sondern müssen gezielt und über längere Zeiträume hinweg aufgebaut… Weiterlesen »Selbstregulation als zentrales Bildungsziel

Schulbauten als Lernraum und Lebensraum

Schule ist noch immer ein mehr oder minder geschlossener Raum, der von der realen Lebenswelt isoliert wird, sodass sich Schule als pädagogischer Machtraum darstellt. Das bedeutet, dass entweder die Kinder und Jugendlichen zu einer Weltflucht gezwungen oder im regelpädagogischen Sinn kaserniert werden sollen. In diesen Raumentwürfen wird an der Einschließung von Kindern und Jugendlichen im schulischen Raum und damit an der bestehenden Schulpflicht festgehalten. Die Beibehaltung der Schulpflicht ist entweder Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den Einflüssen der modernen Kultur im außerschulischen Raum oder eben ein Schutz der Gesellschaft… Weiterlesen »Schulbauten als Lernraum und Lebensraum

Die Angst der Eltern, dass ihre Kinder in der Grundschule nicht optimal gefördert werden

Eltern und Lehrer stehen häufig vor der Frage, wie sie Kinder optimal beim Lernen unterstützen können. Viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder in der Grundschule nicht ausreichend gefördert werden und dadurch den Anschluss verlieren. Diese Sorgen rühren von der Überzeugung her, dass die ersten Jahre in der Schule entscheidend sind, um eine solide Grundlage für das spätere Lernen und die persönliche Entwicklung zu legen. In einer zunehmend wettbewerbsorientierten Gesellschaft fürchten sie, dass mangelnde Förderung zu schlechteren Noten, geringeren Bildungschancen und damit zu eingeschränkten Zukunftsperspektiven führen könnte. Eltern sehen die… Weiterlesen »Die Angst der Eltern, dass ihre Kinder in der Grundschule nicht optimal gefördert werden

Mehr Schulgärten für die Schulen

Wissenschaftsjournalist Harald Lesch und Erziehungswissenschaftler Klaus Zierer fordern, dass jede Schule in Deutschland einen Schulgarten haben sollte. Sie kritisieren, dass immer mehr Kinder ohne Naturerlebnisse aufwachsen und sehen in Schulgärten eine Möglichkeit, wichtige Bildungsprozesse zu fördern, wie das Erlernen von Verantwortung, Teamarbeit und die Freude an der Natur. Die beiden betonen, dass Schulgärten eine lange Tradition in Deutschland haben, besonders in der DDR. Lesch und Zierer fordern zudem eine Reform der Lehrpläne hin zu mehr Lebensnähe und praktischen Erfahrungen. Sie kritisieren die zunehmende Digitalisierung der Schulen und den Mangel an… Weiterlesen »Mehr Schulgärten für die Schulen

Die Gefahren des Homeschooling

Studien zeigen, dass die Gefahr besteht, dass ideologisch problematische Gruppen, insbesondere solche mit rechtsesoterischen oder religiös-fundamentalistischen Ansichten, das Recht auf häuslichen Unterricht missbrauchen, um Kinder zu indoktrinieren und von der Außenwelt abzuschotten. Diese Gruppen können die Kinder gezielt in ihren Ideologien und Weltanschauungen beeinflussen, ohne dass die staatlichen Kontrollmechanismen des regulären Schulbetriebs greifen. Dadurch werden die Kinder einseitig geprägt und ihnen wird die Möglichkeit genommen, eine vielfältige Perspektive auf die Welt zu entwickeln. Darüber hinaus wird die sozialintegrative Funktion der Schule gefährdet, da Kinder in homogenen, isolierten Umfeldern aufwachsen und… Weiterlesen »Die Gefahren des Homeschooling

Grundlagen des Lernens bei Kindern aus neurowissenschaftlicher und pädagogischer Sicht

Ein zentraler Aspekt des Lernens bei Kindern ist die Existenz sensibler Perioden, die eng mit der Gehirnentwicklung zusammenhängen. In den ersten Lebensjahren durchläuft das kindliche Gehirn einen dynamischen Prozess namens „synaptisches Pruning“, bei dem überschüssige neuronale Verbindungen abgebaut und wichtige Verknüpfungen verstärkt werden. Dies entspricht den sensiblen Zeitfenstern, in denen Kinder in bestimmten Bereichen besonders schnell und effizient lernen können. Diese sensiblen Perioden sind nicht exakt zeitlich begrenzt, sondern variieren je nach Hirnregion. Sie haben kein plötzliches Ende, sondern fließen allmählich ineinander über. Auch wenn Lernen grundsätzlich ein lebenslanger Prozess… Weiterlesen »Grundlagen des Lernens bei Kindern aus neurowissenschaftlicher und pädagogischer Sicht

Das Konzept einer positiven Fehlerkultur

Wir tadeln an anderen nur die Fehler, von welchen wir keinen Nutzen ziehen. Alexandre Dumas Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius Erkenntnisse der Bildungsforschung zeigen, dass Fehler ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses sind und nicht als rein negativ betrachtet werden sollten. Stattdessen sollten Fehler als Chancen zur Weiterentwicklung und zum Lernen gesehen werden. Oft gibt es nicht nur eine richtige Lösung für ein Problem, und Kinder sollten Zeit und Raum haben, Probleme selbst zu lösen. Dies fördert ihr Entdeckergeist und stärkt ihre Persönlichkeit.… Weiterlesen »Das Konzept einer positiven Fehlerkultur

Verschulung der Kitas?

Veronika Verbeek, Psychologin und Bildungswissenschaftlerin an der Internationalen Hochschule Mannheim, hat einen kritischen Aufruf zur aktuellen Kita-Pädagogik veröffentlicht. In einem Interview mit dem „Spiegel“ erläutert sie ihre Bedenken und Forderungen: Frühe Bindung vs. frühe Bildung: Verbeek betont die Wichtigkeit einer stabilen Elternbindung für die gesunde Entwicklung von Kindern. Sie kritisiert, dass Kinder oft zu früh und zu lange in Kitas untergebracht werden, was zu Stress führen kann. Studien zeigen eine erhöhte Cortisolausschüttung bei Kleinkindern in Kitas, was entwicklungsschädlich sein kann. Individuelle Bedürfnisse: Die Professorin hebt hervor, dass manche Kinder für… Weiterlesen »Verschulung der Kitas?