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Grundlagen des Lernens bei Kindern aus neurowissenschaftlicher und pädagogischer Sicht

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Ein zentraler Aspekt des Lernens bei Kindern ist die Existenz sensibler Perioden, die eng mit der Gehirnentwicklung zusammenhängen. In den ersten Lebensjahren durchläuft das kindliche Gehirn einen dynamischen Prozess namens „synaptisches Pruning“, bei dem überschüssige neuronale Verbindungen abgebaut und wichtige Verknüpfungen verstärkt werden. Dies entspricht den sensiblen Zeitfenstern, in denen Kinder in bestimmten Bereichen besonders schnell und effizient lernen können. Diese sensiblen Perioden sind nicht exakt zeitlich begrenzt, sondern variieren je nach Hirnregion. Sie haben kein plötzliches Ende, sondern fließen allmählich ineinander über. Auch wenn Lernen grundsätzlich ein lebenslanger Prozess bleibt, ist er in der Kindheit deutlich effizienter als im Erwachsenenalter. Daraus folgt die Wichtigkeit, diese günstigen Lernphasen gezielt zu nutzen, um bestimmte Fähigkeiten, wie zum Beispiel Sprache oder Motorik, vollständig zu entwickeln. Werden sensible Perioden verpasst, können daraus Einschränkungen resultieren, auch wenn die betreffenden Fertigkeiten später noch erlernt werden können. Dies gilt für verschiedene Entwicklungsbereiche, angefangen bei der Sprachentwicklung bis hin zum Erlernen eines Musikinstruments. Erwachsene können zwar ebenfalls noch dazulernen, müssen dabei jedoch mit einer geringeren Anzahl neuronaler Verknüpfungen auskommen.

Im Kleinkindalter sind Kinder besonders lernbereit und aufnahmefähig. In diesen frühen Jahren sollten sie vielfältige Gelegenheiten haben, neue Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Umwelt zu erkunden. Der Besuch einer qualitativ hochwertigen Kindertagesstätte kann hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem sie altersgerechte Lernangebote und eine anregende Lernumgebung bereitstellt. Im Schulalter bietet die Schule den Rahmen, um grundlegende Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu erwerben. Darüber hinaus sollten Schulen die Neugier der Kinder wecken und ihnen vielfältige Möglichkeiten zum Lernen und Entdecken eröffnen – ob in naturwissenschaftlichen Fächern, in der Kunst oder im Bereich der Informationstechnologien.

Neuere Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass auch im Erwachsenenalter noch eine gewisse Neurokonstruktion stattfindet, also eine Umgestaltung und Neugenerierung von Nervenzellverbindungen. Dieser Prozess ist jedoch deutlich weniger ausgeprägt als bei Kindern. Das Gehirn behält also auch im Erwachsenenalter eine gewisse Plastizität, die lebenslange Lernprozesse ermöglicht, wenn auch in reduziertem Maße im Vergleich zur Kindheit. Das Umfeld, einschließlich der Schule, sollte entsprechende Lern- und Entdeckungsmöglichkeiten für Menschen in allen Lebensphasen bieten. Vom Kleinkindalter bis ins hohe Alter profitieren Menschen vom lebenslangen Lernen.

Auch im Erwachsenenalter und im Rentenalter ist lebenslanges Lernen wichtig, um geistig fit zu bleiben, neue Interessen zu entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Volkshochschulen, Seniorenakademien und andere Weiterbildungseinrichtungen bieten ältere Menschen vielfältige Lerngelegenheiten.

Obwohl die Rendite von Bildungsinvestitionen laut der Heckman-Kurve früh im Leben am höchsten ist, hat Lernen in jedem Alter positive Effekte. Es wird daher empfohlen, Lerngelegenheiten nicht aufzuschieben, sondern sie zu nutzen, sobald ein Mensch dazu bereit ist. Dies gilt besonders für Bereiche wie Sprache, wo frühzeitige Förderung wichtig ist, um die bestmöglichen Entwicklungschancen zu eröffnen.




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