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Wege zu nachhaltigem Lernen

Effektives Lernen entsteht vor allem dann, wenn neue Informationen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft werden. Das Gehirn sucht ständig nach vertrauten Mustern, vergleicht Eindrücke miteinander und prüft, wie Neues in bestehende Strukturen passt. Genau hier setzen Techniken an, die mit Beispielen, Metaphern oder Analogien arbeiten: Sie erleichtern den Zugang zu komplexen Inhalten, fördern eine tiefere gedankliche Verarbeitung und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Gelernte dauerhaft abrufbar bleibt. Selbst wenn solche Vergleiche später als ungenau erscheinen, zeigt ihre Hartnäckigkeit, wie stark diese Form der Verknüpfung wirkt. Neben diesen Bedeutungsbezügen bleibt Wiederholung… Weiterlesen »Wege zu nachhaltigem Lernen

Die Grenzen der Lernindividualisierung

Der Bildungsforscher John Hattie warnt vor einer überzogenen Individualisierung des Lernens. Konzepte wie „individualisiertes“, „personalisiertes“ oder „selbstgesteuertes Lernen“ seien zwar populär, führten jedoch nicht automatisch zu besseren Lernergebnissen. Studien zeigen laut Hattie nur geringe Effektstärken – weit unter dem Wert, der auf eine nachweisbare Wirksamkeit hinweist. Das Problem liege weniger in der Idee, sondern in ihrer Umsetzung: Allzu oft bedeute Individualisierung, dass Kinder isoliert und ohne ausreichend Anleitung arbeiten. Dabei sei gemeinsames Lernen – das Lernen mit und voneinander – der zentrale Motor schulischer Entwicklung. Hattie betont, dass gute Differenzierung… Weiterlesen »Die Grenzen der Lernindividualisierung

Klassengröße und Individualisierung

Es ist ein Mythos, dass eine geringere Schülerzahl allein der Schlüssel zu individualisiertem Unterricht ist, denn die Auswertung der Ergebnisse der internationalen Grundschullesestudie Iglu 2006 ergab, dass sich die Schülerleistungen in kleineren Klassen nicht verbesserten,  was allerdings schon seit 15 Jahren durch zahlreiche Studien belegt ist. Ob LehrerInnen den Unterricht individualisieren, ist weitgehend unabhängig von der Anzahl der SchülerInnen, sondern hängt von der Lehrerpersönlichkeit, von der Ausrichtung des Kollegiums und der Schulleitung ab. Günstiger ist es nach Ansicht von Experten, „Coteacher“ einzustellen, denn LehrerInnen, die zusätzlich unterrichteten, können mit den… Weiterlesen »Klassengröße und Individualisierung

Interleaving und Blocked Practice: Kontrastierende Lernmethoden im Kontext kognitiver Lernforschung

Die Lernmethoden Interleaving, also verteiltes oder verschachteltes Lernen, und Blocked Practice, also blockweises Üben, gehören zu den zentralen Strategien der kognitiven Lernpsychologie und werden vor allem im Kontext der Optimierung von Lernprozessen, Gedächtnisbildung und Fertigkeitserwerb untersucht. Während beide Ansätze auf die Wiederholung von Lerninhalten abzielen, unterscheiden sie sich grundlegend in der Strukturierung des Lernmaterials und den damit verbundenen kognitiven Prozessen. Beim Blocked Practice werden Aufgaben oder Lerninhalte in homogenen Blöcken geübt, das heißt, ein bestimmtes Thema, eine Fertigkeit oder eine Aufgabenkategorie wird vollständig abgeschlossen, bevor zum nächsten übergegangen wird. Diese… Weiterlesen »Interleaving und Blocked Practice: Kontrastierende Lernmethoden im Kontext kognitiver Lernforschung

Lerncoaching – Mit Vertrauen und Motivation den eigenen Lernweg gestalten

Lerncoaching ist eine ganzheitliche und lösungsorientierte Begleitung, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, ihre Lernprozesse bewusster zu gestalten und Freude am Lernen wiederzufinden. Anders als klassische Nachhilfe zielt Lerncoaching nicht auf das Wiederholen von Unterrichtsstoff, sondern auf die Entwicklung individueller Lernstrategien, Motivation und Selbstorganisation. Im Mittelpunkt steht die Frage wie gelernt wird – nicht was. Viele Schülerinnen und Schüler erleben im Schulalltag Stress, Überforderung oder mangelnde Motivation. Lerncoaching setzt genau hier an: Es hilft, innere Blockaden zu erkennen, Prüfungsängste zu mindern und persönliche Stärken sichtbar zu machen. Durch Gespräche, praktische… Weiterlesen »Lerncoaching – Mit Vertrauen und Motivation den eigenen Lernweg gestalten

Das kleine Einmaleins neu denken – Warum Reihenlernen allein nicht reicht

Das kleine Einmaleins gehört zu den wichtigsten Grundlagen des Rechnens. Fast jedes Kind übt es irgendwann – meist in Reihen: 1×7, 2×7, 3×7 und so weiter. Diese Methode ist hilfreich, um das Prinzip der Multiplikation zu verstehen und erste Erfolgserlebnisse zu schaffen. Doch wer dauerhaft nur in Reihen lernt, stößt bald auf eine unsichtbare Hürde. Beim sogenannten Verkettungseffekt verknüpft unser Gehirn Aufgaben, die nah beieinanderliegen. Auf 6×7=42 folgt automatisch 7×7=49, und diese Abfolge speichert sich als fester Pfad im Gedächtnis ab. Wird später eine einzelne Aufgabe abgefragt, läuft das Gehirn… Weiterlesen »Das kleine Einmaleins neu denken – Warum Reihenlernen allein nicht reicht

Wie Lehrerinnen und Lehrer Mobbing wirksam begegnen können

Untersuchungen verdeutlichen das Ausmaß von Mobbing unter Jugendlichen, denn fast die Hälfte der Befragten hat bereits Erfahrungen als Opfer gemacht, und die Schule ist mit großem Abstand der häufigste Tatort. Besonders alarmierend ist, dass rund 80 Prozent der betroffenen Jugendlichen über ihre Erlebnisse kaum oder gar nicht sprechen – meist aus Angst, Scham oder dem Gefühl, ohnehin nichts ändern zu können. Für Lehrerinnen und Lehrer ist Mobbing damit ein schwieriges, oft unsichtbares Problem, das viel Sensibilität und klares Handeln erfordert. Mobbing unterscheidet sich von einem gewöhnlichen Konflikt durch bestimmte Merkmale.… Weiterlesen »Wie Lehrerinnen und Lehrer Mobbing wirksam begegnen können

Lehrerausbildung in der Krise: Viele fühlen sich kaum auf den Schulalltag vorbereitet

Laut einer internationalen Studie fühlen sich weniger als die Hälfte der neu ausgebildeten Lehrkräfte in Österreich ausreichend auf den Unterricht vorbereitet, deutlich weniger als noch vor einigen Jahren und unter dem internationalen Durchschnitt. Während viele die Qualität ihrer Ausbildung grundsätzlich positiv bewerten, zeigt sich besonders bei den Jüngeren eine abnehmende Zufriedenheit. Verbesserungen gab es zwar in der Vermittlung von Fachwissen und Didaktik, doch bleibt der Praxisbezug gering, insbesondere im Umgang mit digitalen Werkzeugen und mehrsprachigen Klassen. Nur ein Viertel der Lehrkräfte sieht sich gut auf den Unterricht in kulturell und… Weiterlesen »Lehrerausbildung in der Krise: Viele fühlen sich kaum auf den Schulalltag vorbereitet

Von der Flurschule zur Lernlandschaft

In der Geschichte des Schulbaus steht die sogenannte Flurschule exemplarisch für ein pädagogisch-architektonisches Modell, das den Bedürfnissen der industriellen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts entsprach. Kennzeichnend ist die lineare Anordnung abgeschlossener Klassenräume entlang langer, schmaler Flure, deren Funktion primär auf Erschließung und Kontrolle ausgerichtet ist. Der Unterricht in diesen Räumen folgt in der Regel einem lehrkraftzentrierten, frontalen Prinzip, das auf Standardisierung und Effizienz beruht. Die bauliche Struktur diente somit einer Pädagogik, die Disziplin, Gleichförmigkeit und Reproduzierbarkeit von Wissen priorisierte (Bundesstiftung Baukultur, 2025). Historisch gesehen war die Flurschule Ausdruck einer Zeit, in… Weiterlesen »Von der Flurschule zur Lernlandschaft

„Lehrerbildung neu“ in Österreich

Eine ExpertInnengruppe unter der Leitung von Peter Härtel hat einen detaillierten Endbericht zu den im Dezember 2009 präsentierten Empfehlungen über Vorschläge für eine Neugestaltung der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller pädagogischen Berufe vorgelegt. Alle LehrerInnen sollen künftig an einer tertiären universitären Einrichtung ausgebildet werden, also auch jene im Elementarbereich der Null- bis Zwölfjährigen. Gerade Pädagoge für junge Kinder zu sein ist mindestens so anspruchsvoll wie bei Älteren, wobei Kinder im Kindergartenalter nie dieselbe Konzentriertheit wie Ältere liefern, zudem kann eine verletzende Erziehung im frühen Alter die größten Schäden anrichten. Auch… Weiterlesen »„Lehrerbildung neu“ in Österreich

Wie Raumgestaltung, Pädagogik und Partizipation die Schule der Zukunft formen

Ein Interview mit Timo Schlosser, Referent und Berater für pädagogischen Schulbau am Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz, beleuchtet die tiefgreifenden Veränderungen im Schulbau infolge der neuen Schulbaurichtlinie des Landes, die seit Dezember 2023 gilt. Diese Richtlinie markiert den Übergang von starren Raumvorgaben hin zu einem flexiblen Flächenprogramm, das Schulen ermöglicht, ihre pädagogischen Konzepte räumlich umzusetzen. Ziel ist es, Schulgebäude stärker an die tatsächlichen Lern- und Lebensbedürfnisse ihrer Nutzer anzupassen. Schlosser betont, dass diese neue Freiheit zugleich Partizipation erfordert: Schulträger, Lehrkräfte, Eltern und Schüler sollen gemeinsam Konzepte entwickeln, die anschließend von der Aufsichts-… Weiterlesen »Wie Raumgestaltung, Pädagogik und Partizipation die Schule der Zukunft formen

Mobbing und das Versagen des Schulsystems

Mobbing ist ein Problem, das schon in der Grundschule beginnt und ganze Leben prägt. Millionen von Schülerinnen und Schülern sind betroffen, doch oft wird das Ausmaß nicht erkannt oder zu spät ernst genommen. Hinter den Zahlen stehen Geschichten von Kindern, die beleidigt, geschubst, ausgeschlossen oder ignoriert werden – Tag für Tag. Sie tragen ihre Verzweiflung lange mit sich, schweigen aus Scham oder Angst, bis irgendwann alles zusammenbricht. Eine typische Erfahrung zeigt, wie zerstörerisch die Dynamik wirken kann: In einer vermeintlich idyllischen Kindheit, mit Musik, Familie und einem sicheren Zuhause, brechen… Weiterlesen »Mobbing und das Versagen des Schulsystems