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Theorien

Was leistet die Lernpsychologie für die Pädagogik?

Die Lernpsychologie liefert zentrale theoretische Grundlagen zur Analyse, Erklärung und Gestaltung von Lernprozessen (Edelmann & Wittmann, 2019). Für Praxisanleitende und Lehrende ergibt sich daraus die Aufgabe, Lernende unter Berücksichtigung ihrer individuellen Voraussetzungen, Vorerfahrungen und Kompetenzstände zu begleiten. Eine solche lernprozessbegleitende Diagnostik ermöglicht es, Lernangebote adaptiv zu planen und an den jeweiligen Entwicklungsstand anzupassen (Helmke, 2022). Lernumgebungen sollten so gestaltet sein, dass sie Motivation, Selbstwirksamkeit und aktive Beteiligung der Lernenden fördern. Forschungsergebnisse zeigen, dass insbesondere die wahrgenommene Selbstwirksamkeit einen bedeutsamen Einfluss auf Lernbereitschaft, Ausdauer und Leistung hat (Bandura, 1997). Lernprozesse verlaufen… Weiterlesen »Was leistet die Lernpsychologie für die Pädagogik?

Selbstregulation als Leitprinzip des Unterrichts

Selbstregulation gilt in einer von digitalen Ablenkungen geprägten Lernumwelt als Schlüsselkompetenz, da sie Lernende befähigt, ihr Vorgehen beim Lernen eigenständig zu planen, umzusetzen und zu reflektieren. Viele Schulen versuchen zwar, diese Fähigkeit zu fördern, greifen aber oft auf isolierte Maßnahmen zurück, die von der Forschung als wenig nachhaltig bewertet werden (Wild & Möller, 2020). Zentrale Empfehlungen von Expertinnen und Experten unterstreichen, dass Selbstregulation systematisch und über Fächer hinweg im Unterricht verankert sein muss, damit Lernende Strategien nicht nur kennenlernen, sondern auch anwenden und verinnerlichen. Die Fähigkeit, das eigene Lernen bewusst… Weiterlesen »Selbstregulation als Leitprinzip des Unterrichts

Von der Flurschule zur Lernlandschaft

In der Geschichte des Schulbaus steht die sogenannte Flurschule exemplarisch für ein pädagogisch-architektonisches Modell, das den Bedürfnissen der industriellen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts entsprach. Kennzeichnend ist die lineare Anordnung abgeschlossener Klassenräume entlang langer, schmaler Flure, deren Funktion primär auf Erschließung und Kontrolle ausgerichtet ist. Der Unterricht in diesen Räumen folgt in der Regel einem lehrkraftzentrierten, frontalen Prinzip, das auf Standardisierung und Effizienz beruht. Die bauliche Struktur diente somit einer Pädagogik, die Disziplin, Gleichförmigkeit und Reproduzierbarkeit von Wissen priorisierte (Bundesstiftung Baukultur, 2025). Historisch gesehen war die Flurschule Ausdruck einer Zeit, in… Weiterlesen »Von der Flurschule zur Lernlandschaft

Was ist Schmetterlingspädagogik?

Die Schmetterlingspädagogik ist ein innovatives pädagogisches Konzept, das an der Alemannenschule Wutöschingen entwickelt und maßgeblich von ihrem Schulleiter Stefan Ruppaner geprägt wurde. Sie stellt eine Abkehr von traditionellen, frontalen Unterrichtsstrukturen dar und zielt darauf ab, Freude am Lernen zu fördern und individuelle Lernwege zu ermöglichen. Der Name „Schmetterlingspädagogik“ leitet sich metaphorisch von den zwei „Flügelseiten“ des Konzepts ab: dem selbstorganisierten Lernen (SoL) und dem Lernen durch Erleben (LdE). Das selbstorganisierte Lernen bildet einen Kernpfeiler, bei dem Schülerinnen und Schüler zu Lernpartnern werden und aktiv ihren Lernprozess gestalten. Dies beinhaltet die… Weiterlesen »Was ist Schmetterlingspädagogik?

Konsolidierung als eigenständige Dimension der Unterrichtsqualität

Die Konsolidierung von Wissen ist ein zentraler Bestandteil schulischer Lernprozesse, da sie sicherstellt, dass erworbene Inhalte langfristig erhalten und flexibel abrufbar bleiben. Dabei geht es insbesondere um das gezielte Wiederholen und Anwenden von bereits vorhandenem deklarativem und prozeduralem Wissen. Um Konsolidierung als eigenständige Dimension von Unterrichtsqualität zu etablieren, muss sie klar von verwandten Konzepten wie dem Üben und der kognitiven Aktivierung abgegrenzt werden. Konsolidierung meint dabei das gezielte Wiederholen und Anwenden bereits erworbenen deklarativen und prozeduralen Wissens (Helmke, 2022). Damit diese Funktion als eigenständiger Aspekt der Unterrichtsqualität verstanden werden kann,… Weiterlesen »Konsolidierung als eigenständige Dimension der Unterrichtsqualität

Geschlechterspezifische Zugänge zum entdeckenden Lernen

Das entdeckende Lernen stellt eine effektive Lernform dar, bei der Kinder durch eigenes Erkunden, Beobachten und Forschen neue Erkenntnisse gewinnen. Besonders geeignet ist dieses Lernkonzept, wenn es darum geht, bereits vorhandenes Wissen zu vertiefen oder Zusammenhänge besser zu verstehen. In solchen Situationen profitieren sowohl Mädchen als auch Jungen gleichermaßen. Das gemeinsame Forschen fördert Neugier, Selbstständigkeit und Problemlösefähigkeiten. Wenn jedoch völlig neue Themen oder unbekannte Inhalte im Fokus stehen, treten Unterschiede im Lernverhalten zwischen den Geschlechtern deutlich hervor. Mädchen zeigen oft ein stärkeres Bedürfnis nach Kommunikation, bevor sie in eine Handlung… Weiterlesen »Geschlechterspezifische Zugänge zum entdeckenden Lernen

Der Lerntypenmythos und seine Folgen für die Bildungspraxis

Die Vorstellung, dass Menschen je nach bevorzugtem Sinneskanal – visuell, auditiv oder haptisch – besser lernen, ist weit verbreitet und besonders im Bildungsbereich tief verankert. Trotz fehlender wissenschaftlicher Belege glauben laut Studien rund 90 Prozent der Lehrkräfte weltweit und sogar 95 Prozent der angehenden Lehrkräfte in Deutschland daran, dass der Unterricht auf sogenannte „Lerntypen“ abgestimmt sein sollte. Diese Beharrlichkeit auf eine pseudowissenschaftliche Theorie kann jedoch weitreichende negative Folgen für die pädagogische Praxis und das Selbstbild von Lernenden haben. Die Ursprünge der Lerntypen-Theorie reichen in die 1970er- und 1980er-Jahre zurück. Der… Weiterlesen »Der Lerntypenmythos und seine Folgen für die Bildungspraxis

Die Begründung der Analytischen Pädagogik

Die psychoanalytische Pädagogik ist ein Ansatz in der Erziehungswissenschaft, der sich mit der Anwendung der Psychoanalyse in Bildungsprozessen befasst. Sie basiert auf den Theorien von Sigmund Freud und anderen psychoanalytischen Denkern und untersucht, wie unbewusste Prozesse, Kindheitserfahrungen und psychische Konflikte das Lernen und Verhalten von Individuen beeinflussen. Die psychoanalytische Pädagogik betont die Bedeutung von frühkindlichen Erfahrungen für die Persönlichkeitsentwicklung und betrachtet die Erziehung als einen Prozess, der auch die unbewussten Bedürfnisse, Wünsche und Konflikte des Kindes einbezieht. Die psychoanalytische Pädagogik geht davon aus, dass Kinder in Erziehungsprozessen nicht nur bewusst… Weiterlesen »Die Begründung der Analytischen Pädagogik

LE.BE.-Methode des Lernens

Die LE.BE.-Methode – also Lernen durch BEwegung und Lernen durch ERleben – ist ein Lernansatz, der auf den Prinzipien des Lernens durch Erleben und Lernen durch Bewegung basiert. Sie dient dazu, Lernprozesse effektiver und nachhaltiger zu gestalten, indem sie körperliche Bewegung und praktische Erlebnisse in den Lernprozess integriert. Diese Methode nutzt die Tatsache, dass physische Aktivität und das Erleben von Lerninhalten durch praktische Anwendungen das Verständnis und die Erinnerung fördern können. Diese Methode basiert auch auf der Annahme, dass jede körperliche Entwicklung eine Gehirnvernetzung legt: Als Kind kommt man auf… Weiterlesen »LE.BE.-Methode des Lernens

Ist das aktuelle Schulsystem richtig für unsere Kinder?

Das aktuelle Schulsystem ist in der Regel eher auf zielgerichtetes, forschendes Lernen ausgerichtet, während es explorativ lernende Kinder, die durch Entdecken und Experimentieren lernen, oft benachteiligt. Entdeckend lernende Kinder bevorzugen Abwechslung und neue Impulse, was häufig im Widerspruch zu den strukturierten und zielorientierten Anforderungen der Schule steht, die vor allem auf visuelles und auditives Lernen setzen. Forschende Kinder, die mit Ausdauer und Zielstrebigkeit arbeiten, haben in diesem Schulsystem oft Vorteile, da sie Kompetenzen in Bereichen wie Problemlösung und Zielverwirklichung entwickeln, die in der Gesellschaft sehr geschätzt werden. Allerdings fehlt ihnen… Weiterlesen »Ist das aktuelle Schulsystem richtig für unsere Kinder?

Das magische Dreieck im Kontext des Lernens

Im Kontext des Lernens bezeichnet das magische Dreieck drei Schlüsselfaktoren, deren Zusammenwirken eine wesentliche Voraussetzung für effektives Lernen darstellt. Diese Faktoren lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Motivation stellt einen wesentlichen Faktor für die Bereitschaft zum Lernen dar. Die entscheidende Voraussetzung für effektives Lernen ist die innere Bereitschaft, sich mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen. Die Motivation kann extrinsisch (von außen, beispielsweise durch Belohnungen oder Ziele) oder intrinsisch (aus eigenem Interesse und Neugier) sein. Die Fähigkeit zur Konzentration ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Lernstoff adäquat zu verstehen und zu verarbeiten. Es… Weiterlesen »Das magische Dreieck im Kontext des Lernens

Lernen Kinder wirklich schneller als Erwachsene?

Das menschliche Zentralnervensystem unterliegt von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter enormen Veränderungen, was sich möglicherweise darauf auswirkt, wie Menschen in verschiedenen Entwicklungsstadien neue Fähigkeiten erlernen. Eine Studie von Beck et al. (2024) untersuchte, wie sich das Erlernen motorischer Fähigkeiten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterscheidet. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Kinder schneller lernen, zeigt die Forschung ein differenzierteres Bild: Junge Erwachsene und Teenager lernen neue Bewegungsabläufe zunächst schneller als Kinder. Sie zeigen größere und schnellere Verbesserungen während des Übens. Kinder lernen langsamer, aber ihre Fortschritte sind stabiler. Sie verbessern… Weiterlesen »Lernen Kinder wirklich schneller als Erwachsene?