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Lernschwierigkeiten und sozio-emotionale Auffälligkeiten

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Jedes zehnte Kind in Deutschland erfüllt nicht die Anforderungen im Lesen und Rechtschreiben und/oder Rechnen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Lernstörungen und Lernschwächen. Eine Lernstörung ist eine Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, die im ICD Kodex der WHO als anerkannte Krankheit festgehalten ist. Ein wesentliches Kriterium einer Lernstörung ist die große Diskrepanz zwischen mangelnder Schuleisung und der intakten Intelligenz des Kindes. Eine Lernstörung liegt erst bei einer Standardabweichung von 1,2 (SD) vor. Von einer Lernschwäche hingegen spricht man bei gleichen Bedingungen, jedoch liegt die Standardabweichung unter 1,2 SD. In bisherigen Studien wurden Kinder mit Lernschwächen und Lernstörungen nicht differenziert untersucht. Außerdem wurde bisher nur das Kriterium Lese-/Sprachstörung untersucht, jedoch nicht Lernschwierigkeiten beim Rechen und es wurde auch nicht auf die kombinierte Lernstörung bzw. Lernschwäche eingegangen (vgl. Fischbach, Schuchardt, Mähler & Hasselhorn, 2010, S. 201ff). Folgenden Forschungsinhalten wird auf den Grund gegangen:

  • Gehen Lernschwierigkeiten mit sozio-emotionalen Auffälligkeiten einher?
  • Gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Inhalten (Schriftsprache vs. Mathematik) und Formen von Lernschwierigkeiten (Lernstörung vs. Lernschwäche)?
  • Es wird das Erleben und Verhalten von partiellen und generellen Lernschwierigkeiten verglichen, beruhend auf der Annahme, dass kombinierte Lernschwierigkeiten stärkere Auffälligkeiten zeigen, als isolierte Lernschwierigkeiten.

Für die Untersuchung wurden die Daten von 317 Kindern im Alter von 6,0 bis 12,6 Jahren, welche von 2000 bis 2009 die Beratungsstelle für Lernschwierigkeiten, Teilleistungsstörungen und Hochbegabung am Institut der Psychologie der Universität Göttingen beansprucht haben, herangezogen. Es wurden ausschließlich die Daten der Kinder mit Lernschwäche und Lernstörung verwertet. Diese wurden verschiedene Kriterien zugeordnet. Daraus ergaben sich sechs Versuchsgruppen. Die Testgrundlage für die Grunddiagnostik wurde anhand von Einzeluntersuchungen mit standardisierten Tests zur Intelligenz, Lese-, Rechtschreib- und Rechenleistung erfasst. Um die sozio-emotionalen Auffälligkeiten zu erfassen, wurden folgende Methoden durchgeführt. Die Kinder füllten einen Fragebogen zur Erfassung emotionaler und sozialer Schulerfahrungen aus. Zusätzlich gab es einen Eltern- und Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Alle Fragebögen wurden in vier inhaltliche Bereiche unterteilt: Emotionale Auffälligkeiten, Motivation und Selbstkonzept, Verhaltensauffälligkeiten, Soziales Erleben und Verhalten (vgl. Fischbach, Schuchardt, Mähler & Hasselhorn, 2010, S.203f).
Um herauszufinden, ob Kinder mit Schriftsprachschwierigkeiten und Kinder mit Rechenschwierigkeiten von unterschiedlichen sozio-emotionalen Auffälligkeiten betroffen sind, wurde eine 2×2-faktorielle Varianzanalyse durchgeführt. Kinder mit Lese/Rechtschreibschwierigkeiten wiesen stärkere Symptome von externalisierenden Störungen und ein geringeres Gefühl der Akzeptanz durch den Lehrer auf. Kinder mit Rechenschwierigkeiten hingegen weisen ein niedrigerer schulisches Selbstkonzept und eine geringere Anstrengungsbereitschaft auf. Hingegen sind Kinder mit generellen Lernschwierigkeiten sozio-emotional auffälliger als Kinder mit einer partiellen Lernschwierigkeit. Die Kinder mit genereller Lernproblematik berichten selbst über ein geringeres Selbstkonzept. Die Lehrer erkennen im emotionalen Bereich internalisierende Störungen und vermehrt soziale Probleme. Die Eltern sehen höhere Aufmerksamkeitsstörungen. Daraus lässt sich schließen, dass bei generellen Lernschwierigkeiten stärkere sozio-emotionale Auffälligkeiten gegeben sind. Bei einer generellen Lernstörung ist die Aufmerksamkeitsstörung höher als bei einer Lernschwäche (vgl. Fischbach, Schuchardt, Mähler & Hasselhorn, 2010, S. 206f).



Literatur
Fischbach, A., Schuchardt, K., Mähler, C. & Hasselhorn, M. (2010). Zeigen Kinder mit schulischen Minderleistungen sozio-emotionale Auffälligkeiten? Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 42(4), 201-210.


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