*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Geradezu rituell beschweren sich Arbeitgeber über die mangelnden Qualifikationen junger Menschen beim Berufseinstieg, wobei es meist um Defizite in der Alltagskompetenz aber auch um manche konkrete Fähigkeit geht, das heute am Arbeitsplatz zählt. Solange Kinder und Jugendliche in der Schule nicht lernen, wie man mit Geld umgeht, Prioritäten setzt, Stil entwickelt und sich klar ausdrückt, dann ist es auch gleichgültig, ob man diese Dinge im Frontalunterricht versäumt oder im Stuhlkreis. Nach Ansicht von Baum, Laschkolnig & Faßbender (2012) sollte das Bildungssystem und auch die das klassische Bildungsbürgertum vertretenden Theoretiker die Realität anerkennen und sich eingestehen, dass die wesentlichen Dinge in der Schule nicht gelehrt werden, und was sie lehrt, großteils irrelevant ist. Die Schule bereitet nicht auf das Leben vor, sondern nur auf die nächste Schule, etwa eine Universität, wo die Orientierung am Akademischen weitergeht. Der Vorwurf der Autoren: Statt sich für die Anforderungen der beruflichen Wirklichkeit zu öffnen und die Lücken des Bildungswesens zu schließen, tut die Bildungsszene so, als würden alle Schulabgänger wissenschaftliche Mitarbeiter an irgendwelchen Unis‘, so Baum. Doch welcher Arbeitgeber beklagt, dass Schulabgängern Detailwissen über die Sonatenhauptsatzform oder über den Zitronensäurezyklus fehlt? Kinder, die in einem dieser Themen nicht firm sind, bekommen in der Schule eine schlechte Note, selbst dann, wenn dieses Thema später im konkreten Leben des jeweiligen Menschen keine Rolle spielt.
Literatur
Baum, Thilo, Laschkolnig, Martin & Faßbender, Alexander M. (2012). Die Bildungslücke: Der komprimierte Survival-Guide für Berufseinsteiger. Kulmbach: Börsemedien AG.
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Der Terminius „Bildungslücke“ suggeriert, das sei jemand, der bestimmen könnte, was eine gelungene „Bildung“ ausmacht und der von da her Defizite ausmachen kann. Bildung ist ein unabschließbarer Prozess. Es sollte eher von Kompetenzmängeln als Teil der Ausbildungsreife gesprochen werden. Da ist es wieder, das alte Problem: Die Ausbildungsbetriebe beklagen sich über Fehlendes (wie sieht es eigentlich mit der Konflikt- und Kritikfähigkeit der betrieblichen Ausbilder aus – auch der, die man aushalten muss? Was bedeutet „Verantwortung“ und selbstständiges Arbeit im Betrieb? ), gehen aber auf die Schulen nicht aktiv zu (Imagebroschüren zu verteilen genügt nicht, auch wenn sie im „Infomobil“ der Metallindustrie verteilt werden) – anderseits forcieren auch die Schulen diesen Dialog nicht, mit dem Verweis, dass man ja „Menschen, Staatsbürger …“ bilde und nicht ausschließlich Versorgung mit „Arbeitnehmern“ betreibe. Es ist Zeit für ein direktes und offenes Gespräch! Vielleicht wäre es nicht nur sinnvoll, dass Schulen auf die Betriebe zugehen (was geschieht), sondern dass auch Ausbilder und Vertreter von Firmen am Unterricht teilnehmen, um „Schule“ kennen zu lernen, um zu erfahren, was dort eigentlich geschieht und warum um nicht nur aus der Perspektive ihrer eigenen Schülererfahrungen oder aus der verzerrenden Distanz betrieblicher Wahrnehmungen zu argumentieren.