Bildungs- und Erziehungsvorstellungen werden seit jeher mit Blick auf die Zukunft der nachwachsenden Generation formuliert, was sich in den Texten der pädagogischen Klassiker ebenso nachweisen lässt wie in aktuellen erziehungswissenschaftlichen Diskussionen. Dabei erweist sich Zukunft als eine äußerst bewegliche pädagogische Kategorie, die auch in aktuellen pädagogischen Programmatiken wie Lehr- und Bildungsplänen sowie im Modell der Future-Skills einen argumentativen Einsatzpunkt bildet.
Nach Ansicht von Experten wird vor allem die Digitalisierung wird das Selbstverständnis von Schule und Bildung verändern, wobei die Chancen besonders in der Individualisierung von Lernprozessen liegen. Dazu sind es die didaktischen Mittel des Einsatzes von künstlicher Intelligenz zum Beispiel bei interaktiven Feedbackprozessen sowie multimedialer Lernprozesse, die einen erheblichen Mehrwert und große Chancen für mehr Lernerfolg versprechen. Der Zeitfaktor und die Wahlfreiheit spielen dabei die Hauptrolle, denn wer sich im eigenen Lerntempo durch Lerninhalte hören und lesen sowie sie schriftlich und mündlich weiterverarbeiten kann, dabei immer auch wieder zurückspringen darf und auch noch selbst auswählt, wann welche Zusatz-, Übungs- und Testaufgaben zum Einsatz kommen könne, lernt im Höchstmaß individuell. Lehrkräfte werden in diesem Szenario zu Coaches und Mentoren, zu dem, was ja auch ihre höchste Kompetenz ausmachen sollte. Der Unterricht muss noch differenzierter, individualisierter und inklusiver werden, denn Kinder und Jugendliche werden zukünftig nicht mehr im gleichen Alter zur gleichen Zeit im gleichen Raum gleiche Inhalte im gleichen Tempo unter gleichen Anforderungen und mit gleichen methodischen Vermittlungsverfahren lernen können, sondern sie werden vielmehr in Teams und in Plenar- oder Breakout-Phasen Stärken und Schwächen ausgleichen, sich gegenseitig unterstützen. Kleinere Klassenverbände werden nicht nur alters-, sondern entwicklungsgemäße sichere Rückzugsorte bieten, in denen Lehrkräfte moderieren, coachen, organisieren, mediieren, erklären, also viele didaktische und pädagogische Mittel einsetzen. Es Handel sich dabei um einen Paradigmenwechsel, wobei es Schulen mit solchen Konzepten bereits gibt, auch wenn für eine Institutionalisierung jedoch die Zeit noch nicht gekommen ist, denn dazu benötigt man mehr Evidenzen, Best practices und vor allem digitale Kompetenz.
Dieses Bild einer Schule der Zukunft zeichnete Heiner Böttger, Professor für Didaktik der englischen Sprache und Literatur an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, im Dezember in einem Interview.
Literatur
https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/bildung/ das-individuelle-lernen-staerken-art-224066 (21-12-29)
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