Wer beginnt, über die Frage »Was ist guter Unterricht?« nachzudenken, der begibt sich auf ein spannendes Abenteuer. Die Erkenntnis, dass es »den« guten Unterricht nicht gibt, führt nicht zu dem Umkehrschluss, dieser könnte auf beliebigen Wegen erreicht werden. Vielmehr lassen sich eine Reihe einflussreicher Faktoren und Zusammenhänge ermitteln, die guten Unterricht generieren. In Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Befunden und aktuellen Forschungen wird guter Unterricht reflektiert, und zwar in einer Bandbreite, wie sie bisher nicht vorliegt. Faszinierend ist der Gedankenaustausch innerhalb der Pädagogik und gemeinsam mit weiteren Fachdisziplinen.
Das Buch enthält Beiträge von: Heinz Mandl, Eiko Jürgens, Annette Scheunpflug, Werner Sacher, Meinert Meyer, Kersten Reich, Hilbert Meyer, Maria Spychiger, Jutta Standop, Gerald Hüther, Gerhard Roth, Aljoscha Neubauer, Titus Guldimann.
Soziale Interaktion im Unterricht hängt mit der Synchronisation der Gehirnaktivität zusammen
Dikker et al. (2017) haben die Gehirnaktivität mit Hilfe mobiler Elektronenzephalogramme während sozialer Interaktionen im Biologieunterrichts von zwölf Gymnasiasten sowie ihre Lehrer ein ganzes Schuljahr lang erfasst. Dabei zeigte sich, dass die Synchronisierung der Gehirnströme widerspiegelte, wie sehr die Schüler den Unterricht mochten und wie sympathisch sie sich gegenseitig fanden. Wie stark Gehirnströme mit denen einer anderen Person synchronisiert sind, scheint ein guter Prädiktor dafür zu sein, wie gut sie miteinander auskommen und wie stark sie sich engagieren. Offenbar ist die Hirn-zu-Hirn-Synchronizität ein möglicher neuraler Marker für soziale Interaktionen im Alltag. Es zeigte sich in den Daten eine positive Korrelation zwischen der Unterrichtsbewertung eines Schülers und dessen Hirnsynchronizität mit seinen Mitschülern als Gruppe, d. h., je stärker die Gehirnaktivitäten eines Schülers mit denen in der Klasse insgesamt übereinstimmten, desto wahrscheinlicher gab dieser eine positive Bewertung für den Unterricht ab, und je größer die Synchronizität zwischen einzelnen Schülern und ihren Mitschülern war, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Unterrichtsstil des Lehrers positiv beurteilten. Auch zeigte sich, dass Schüler, die einander näherstanden, während des Unterrichts eine stärkere Synchronizität aufwiesen, doch dies war jedoch nur dann der Fall, wenn sie direkt vor dem Unterricht persönlich miteinander zu tun hatten. Das lässt vermuten, dass eine persönliche Interaktion direkt vor einer gemeinsamen Erfahrung von Bedeutung ist, selbst dann, wenn während der Erfahrung selbst kein direkter Kontakt besteht. Darüber hinaus wurde bei Schülern, die Gruppenaktivitäten als bedeutend für ihr Leben bezeichneten, eine stärkere Synchronizität mit ihren Mitschülern nachgewiesen. Generell dürfte die Hirn-zu-Hirn-Synchronisierung durch geteilte Aufmerksamkeit unterstützt werden.
Literatur
Dikker, Suzanne, Wan, Lu, Davidesco, Ido, Kaggen, Lisa, Oostrik, Matthias, McClintock, James, Rowland, Jess, Michalareas, Georgios, Van Bavel, Jay J., Ding, Mingzhou & Poeppel, David (2017). Brain-to-Brain Synchrony Tracks Real-World Dynamic Group Interactions in the Classroom. Current Biology, 27, 1375-1380.
Stangl, W. (2019). Guter Unterricht. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LEHREN/Guter-Unterricht.shtml (2019-10-25).
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Eine gute Unterrichtung ist es, wenns brennt, wenn durch den Lautsprecher kurz und klar durchgesagt wird, was die Lehrer und Schüler zu tun haben. Wenn es ums Leben geht und schnell gehen muss, ist UNTERRICHTEN eine angemessene Umgangsform.
Früher hat der König seine Untertanen und der General seine Soldaten unterrichtet. Die hohen Herren standen oben und alle unten hatten sich nach ihnen zu richten. Das war auch in der Schule so. Ich selbst habe zu meinen Lehrern im Gymnasium noch aufgeblickt: ihr Stehpult stand noch einmal erhöht auf dem Podest. Heute steht der Lehrerschreibtisch auf ebener Erde. IM GEISTE DER PÄDAGOGIK aber fand nie eine Korrektur statt; die wird immer noch von oben herab vollzogen. Und du wirst damit nach unten gerichtet. Aufmucken und Auflehnen sind natürlich gar nicht gern gesehen, das sind ja die Zeichen dafür, dass DIE DA OBEN immer noch DA OBEN sind und einen von oben herab UNTERrichten.
Im Ich-kann-Schule-Brief 11 habe ich gezeigt, dass wir mit UNTERRICHT weder dem Leben noch den Talenten und ihrer Entwicklung gerecht werden. Wir Lehrer haben uns – unbemerkt – zu immer noch perfektionierteren Unterrichtsvollzugsbeamten umwandeln lassen. Indem wir den Lehrplan durchziehen, machen wir Schüler, Eltern und uns selbst zum OBJEKT. OBJEKTE aber wachsen nicht. Wenn man Menschen als OBJEKTE behandelt, werden sie INNEN HOHL. Sie werden schwache Persönlichkeiten mit starken Persönlichkeitsschwächen – genau dies ist gar nicht zufällig eines der Hauptprobleme in unserer Gesellschaft.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer zeige ich, dass sich das Problem durch LEHREN + LERNEN lösen lässt. Dafür müsste man allerdings wissen, was diese zwei Worte bedeuten, und das weiß – dank des verkehrten päd. Vorbildes – inzwischen kaum noch jemand. Wenn ich bei 100 Befragten 5 richtige Antworten bekäme, wäre ich schon fürs erste zufrieden.
Beide Worte leiten sich von germ.LAISTI = FÄHRTE ab. Lernen = eine Färhte verfolgen, Erfahrungen sammeln. Wenn mich das Verfolgen meiner Lebensfährten so erfreut und fasziniert, dass andere aufmerksam werden und mir von sich aus folgen wollen, bin ich LEHRER. Dann geht es auch nicht mehr um OBEN und UNTEN, dann geht es um GEMEINSAM VORWÄRTS.
Lehren = ein mitreißendes Vorbild im Lernen sein. Da die IKS keinen DRUCK macht sondern das SOG-Prinzip nutzt, erübrigt sich Unterricht. Lernen kann endlich als gemeisname Entwicklung und persönliches Wachstum stattfinden. Die Quälerei beim So-tun-als-ob-man-lernte-damit-man-nicht-bestraft-wird kann endlich durch eine menschenwürdige persönliche Entwicklung ALLER Beteiligten abgelöst werden.
Deshalb kurz und schmerzlos: Schluss mit Unterricht! und:Endlich LERNEN!
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe