Das Schlafverhalten von Jugendlichen kann sich beträchtlich auf das Leistungsverhalten der Schüler auswirken. Während der Pubertät gibt es wesentliche Veränderungen im Schlafverhalten. Dabei kann besonders durch die Schlafqualität (Tiefe des Schlafes) und der Schlafquantität (Dauer des Schlafes) ein Zusammenhang zum Leistungsverhalten festgestellt werden (vgl. Wolfradt 2006, S. 12f). “In der vorliegenden Studie soll der Frage nachgegangen werde, wie sich das Schlafverhalten auf die Lebenszufriedenheit und die Wahrnehmung des schulischen Kontextes (Leistungsdruck und Klassenklima bei Gymnasiasten der Klassenstufen 5 bis 13 auswirken“ (Wolfradt, 2006, S. 13).
Schlafverhalten bei Jugendlichen
Durch diverse Studien konnte bereits in der Vergangenheit gezeigt werden, dass Jugendliche im durchschnitt mehr Schlaf als junge Erwachsene haben, jedoch hatten in beiden Altersgruppen zirka ein viertel Symptome von Schlaflosigkeit und vier Prozent der Jugendlichen erfüllten die Kriterien für Schlafstörungen (vgl. Wolfradt 2006, S. 12).
Einfluss des Schlafes auf das schulische Leistungsverhalten
Besonders gravierend können die Folgen des Schlafentzuges (Adoleszenz) auf die psychische Gesundheit, das allgemeine Wohlbefinden und auf die schulische Leistung der Schüler auswirken. Studien beweisen, dass Schüler mit guten Schulnoten durchschnittlich eine längere reguläre durchschnittliche Schlafdauer aufweisen. Dabei ist zu beachten, dass unzureichender Schlaf sich besonders auf das Lernen von neuen Informationen und somit auf das Gedächtnis negativ auswirken kann (vgl. Wolfradt 2006, S. 13f).
Grundlegende methodische Probleme in diesem Forschungsgebiet
Das Problem bei Korrelationsstudien besteht in der Kausalität. Grundlegende Frage ist hier, ob sich die Schlafqualität/Adoleszenz auf die schulischen Leistungen niederschlägt oder umgekehrt (vgl. Wolfradt 2006, S. 13ff).
Fragestellung
„Die vorliegende Studie möchte einen Beitrag zur Erforschung des Einflusses des Schlafverhaltens auf den schulischen Kontext in einem deutschen Gymnasium leisten. Der Studie liegt die Hypothese zugrunde, nach der ein gestärktes Schlafverhalten mit der Wahrnehmung eines negativen Klassenklimas und dem Erleben eines höheren Leistungsstresses sowie mit einer geringeren Lebenszufriedenheit zusammenhängt“ (Wolfradt, 2006, S. 15).
Methodik
Die Stichprobe bestand aus 217 Schülern eines Gymnasiums für naturwissenschaftlich-begabten Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren. Als Erhebungsmethode wurde ein Fragebogen mit Fragen zur Müdigkeit, Einschlafprobleme und Durchschlafproblemen erstellt und zusätzlich das Traumverhalten und die Schlafdauer erfasst (vgl. Wolfradt 2006, S. 15f).
Ergebnisse
Das Alter spielte bei der Studie eine wichtige Rolle. Einzelne Parameter stehen in negativer Beziehung zum Alter. Jüngere Schüler wären somit zufriedener, schlafen länger und nehmen ein positiveres Klassenklima war. Der Zusammenhang, dass die Schlafdauer nicht mit den Ein- und Durchschlafproblemen zusammenhängt, sondern sich nur in Müdigkeit äußert ist hierbei bemerkenswert. Weiters wurde eine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt um herauszufinden, welche der Schlafverhaltensmaße und demographischen Variablen einen Einfluss auf die Zufriedenheit, das wahrgenommene Klassenklima und den Leistungsstress haben. Dabei ergab sich, dass die Zufriedenheit eine niedrige Müdigkeit, geringe Einschlafprobleme und ein geringes Alter die besten Ergebnisse lieferten. Das Klassenklima ist weiters von einer Kombination von niedriger Schlafmüdigkeit und geringem Alter positiv beeinflusst. Hoher Leistungsstress hingegen wird durch Müdigkeit und Schlafprobleme verursacht. Mithilfe einer nicht-hierarchischen Clusteranalyse mit iterativer Lösung wurden vier verschiedene Gruppen über die Variablen Schlafprobleme und das wahrgenommene Klassenklima identifiziert. Die niedrigste Lebenszufriedenheit wies hiernach Gruppe 1 auf, bei der die Schlafprobleme und die Wahrnehmung eines negativen Klassenklimas am größten war und umgekehrt war Gruppe 4 mit keinem Schlafproblem und positiver Wahrnehmung des Klassenklimas am zufriedensten und verspürte den geringsten Leistungsdruck. Gruppen 2 (erhöhte Schlafprobleme/positives Klassenklima) unterschieden sich von Gruppe 4 jedoch signifikant in der Lebenszufriedenheit. Daraus zeigt sich, dass auch trotz positiv wahrgenommenen Klassenklimas durch Schlafprobleme eine niedrigere Lebenszufriedenheit resultiert. (vgl. Wolfradt 2006, S. 16ff).
Diskussion
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schlafprobleme oft auf psychosoziale Konflikte in der Identitätsentwicklung der Jugendlichen zurückzuführen sind. Dies kann mit der vorliegenden Studie nicht beantwortet werden. […] Die vorliegende Studie zeigt ferner, dass mit zunehmenden Alter die Zufriedenheit, die Wahrnehmung eines positiven Klassenklimas und die Schlafdauer abnehmen. Es ließ sich allerdings kein positiver Zusammenhang zwischen Alter und Leistungsstress belegen wie dies andere Studien für das Stresserleben insgesamt zeigten“ (Wolfradt, 2006, S. 19f).
Durch weitere Studien auf der Basis von größeren Stichproben und spezifischerer Auswertung sollte dieses Problem noch genauer analysiert werden (vgl. Wolfradt 2006, S. 20).
Viele versuchen vor allem Phasen der Müdigkeit mit Mitteln wie Kaffee oder Guaraná zu bekämpfen, was aber auf die Dauer nicht wirklich hilfreich ist. Siehe dazu etwa Guaraná – ein Wundermittel gegen Müdigkeit?
Literatur
Wolfradt, U. (2006). Schlafverhalten, Lebenszufriedenheit und wahrgenommener Leistungsstress in der Schule. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 53, 12-21.
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