Sprache lernen im Vorübergehen!
Ich bin es gewöhnt, alles selbst zu machen. Auch meine Fehler.
Laura Biagiotti
Die Fehlerkultur an unseren Schulen erzieht weniger zu größerer Sorgfalt als vielmehr zur Ängstlichkeit und Mutlosigkeit. Fehler werden meist ohne sorgfältige Analyse automatisch mit Unaufmerksamkeit, Versagen und Unfähigkeit gleichgesetzt. Meist werden sie auch noch durch schlechte Noten bestraft. Über kurz oder lang fördert diese permanente Bestrafung für Fehler lediglich das individuelle Absicherungs- und Abwehrverhalten. Jede Art von Verunsicherung, Angst und Druck erzeugt im Gehirn sich ausbreitende Unruhe und Erregung, die SchülerInnen am Lernen hindert. Unter einer solchen inneren Anspannung kann auch nichts Neues hinzugelernt und im Gehirn verankert werden. Viele SchülerInnen, die als unkonzentriert, als faul oder auch unbegabt eingestuft werden, sind bei näherem Hinsehen schlicht und einfach angstblockiert.
Dabei übersehen LehrerInnen, dass Fehler, die SchülerInnen machen, aber zu jedem Lernprozess dazugehören und letztlich bei einer adäquaten Fehlerkultur systematisch zur Optimierung der Leistungen beitragen, denn oft überraschende und ungewollte Antworten liefern oft mehr Aufschluss über das Denken als der oft nur sinnentleerte Automatismus der richtigen Antwort.
Erkenntnisse der Bildungsforschung zeigen, dass Fehler ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses sind und nicht als rein negativ betrachtet werden sollten. Stattdessen sollten Fehler als Chancen zur Weiterentwicklung und zum Lernen gesehen werden. Oft gibt es nicht nur eine richtige Lösung für ein Problem, und Kinder sollten Zeit und Raum haben, Probleme selbst zu lösen. Dies fördert ihr Entdeckergeist und stärkt ihre Persönlichkeit. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass Eltern und Lehrer Kindern mehr Verantwortung übertragen und ihnen zutrauen, aus ihren Fehlern zu lernen. Erwachsene müssen dabei sehr achtbeam und einfühlsam mit den Fehlern der Kinder umgehen, ohne vorschnell einzugreifen. Nur so können Kinder zu mutigen und kreativen Denkern heranwachsen und eine echte Freude am Lernen entwickeln. Ein Paradigmenwechsel in der Erziehung und Bildung hin zu einer Fehler akzeptierenden und daraus lernenden Kultur wäre äußerst wertvoll. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene kann eine solch positive Fehlerkultur zu einem erfüllteren und weniger von Perfektionismus getriebenen Leben führen. Fehler sollten als natürlicher Teil des Lernprozesses betrachtet werden. Sie bieten Kindern die Möglichkeit, Kreativität und Problemlösefähigkeiten zu entwickeln, ihre Eigenständigkeit zu stärken und eine gesündere Einstellung zum Lernen zu entwickeln. Erwachsene müssen Geduld zeigen und Kindern den nötigen Freiraum geben, um aus ihren Fehlern zu lernen. Nur so können Kinder zu selbstbewussten, innovativen und lernfreudigen Persönlichkeiten heranwachsen (Stangl, 2011).
Literatur
Stangl, W. (2011, 12. Oktober). Das Konzept einer positiven Fehlerkultur. Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
https://paedagogik-news.stangl.eu/das-konzept-einer-positiven-fehlerkultur.
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