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Was versteht man unter dem Google-Effekt?

Der Google-Effekt, auch als digitale Amnesie bezeichnet, ist ein psychologisches Phänomen, das beschreibt, wie die Möglichkeit, Informationen jederzeit über Suchmaschinen leicht abrufen zu können, die Neigung verstärkt, sich diese Informationen nicht im Gedächtnis zu speichern. Das menschliche Gehirn passt sich an die Verfügbarkeit von Informationen an, indem es diese nicht mehr aktiv abspeichert. Stattdessen merkt es sich den Speicherort oder den Weg zur Information, also zum Beispiel, dass man die Antwort auf eine Frage jederzeit mit einer Internetsuche finden kann. Dieser Effekt hängt eng mit dem Konzept des transaktiven Gedächtnisses zusammen, bei dem Menschen nicht alles selbst wissen müssen, sondern sich darauf verlassen, dass andere (oder in diesem Fall eine externe Quelle wie das Internet) das Wissen für sie speichern und bei Bedarf abrufen können.

Ein klassisches Beispiel für den Google-Effekt ist, wenn jemand sich den Geburtstag eines Freundes nicht merkt, weil er weiß, dass er ihn jederzeit im Kalender seines Smartphones oder in den sozialen Medien nachschlagen kann. Anstatt die Information zu verinnerlichen, wird der Weg zu ihr gespeichert. Ein weiteres Beispiel ist ein Student, der für eine Prüfung lernt, aber die Fakten nicht wirklich verarbeitet und im Langzeitgedächtnis ablegt, weil er davon ausgeht, dass er im Notfall sowieso alles schnell online nachschlagen kann. Das führt dazu, dass das Wissen oberflächlich bleibt und die tiefergehenden Zusammenhänge nicht verstanden werden. Das Phänomen kann als eine Form der kognitiven Effizienz des Gehirns interpretiert werden, da es Ressourcen für andere Aufgaben freisetzt. Es wird kontrovers diskutiert, ob dies zu einer generellen Verschlechterung der Gedächtnisleistung führt oder lediglich eine Anpassung an eine neue digitale Realität darstellt.

Literatur

Sparrow, B., Liu, J., & Wegner, D. M. (2011). Google effects on memory: Cognitive consequences of having information at our fingertips. Science, 333(6043), 776–778.
Wegner, D. M. (1987). Transactive memory: A new theory of group behavior. In B. Mullen & G. R. Goethals (Eds.), Theories of group behavior (pp. 185–204). Springer-Verlag.


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