Stolperwörter-Training ist eine effektive Methode zur Leseförderung, bei der Kinder gezielt lernen, „Stolperwörter“ in Texten zu erkennen. Ein Stolperwort ist ein Wort, das semantisch (inhaltlich) oder grammatikalisch nicht in einen Satz oder Text passt und somit den Lesefluss stört. Ziel ist es, die Lesekompetenz von Grundschulkindern nachhaltig zu steigern, indem sowohl die Lesegeschwindigkeit und -genauigkeit als auch das Leseverständnis verbessert werden.
Das Training hilft den Kindern, ein besseres Gespür für die Sinnhaftigkeit und syntaktische Struktur von Sätzen zu entwickeln. Um ein Stolperwort zu identifizieren, müssen sie den Kontext verstehen und erkennen, welches Wort den Sinnzusammenhang bricht. Das schärft nicht nur die Aufmerksamkeit für Wortbedeutungen und Satzbau, sondern fördert auch die Fähigkeit, schnell und flüssig zu lesen, indem unnötige Stopps vermieden werden.
Die Methode kann auf verschiedenen Ebenen angewendet werden: auf der Wortebene, indem Kinder ein unpassendes Wort in einer unsinnigen Wortgruppe finden; auf der Satzebene, wo sie in einem einzelnen, vollständigen Satz das störende Wort identifizieren müssen; und auf der Textebene, bei der mehrere Stolperwörter in einem zusammenhängenden Text versteckt sind. Diese gestufte Herangehensweise ermöglicht eine Anpassung an den individuellen Lernstand des Kindes.
Ein bekannter und standardisierter Anwendungsfall des Stolperwörter-Trainings ist der Stolperwörter-Lesetest (STOLLE). Dieser Gruppentest wird häufig in Grundschulen eingesetzt, um die Leseentwicklung von Kindern vom ersten bis zum vierten Schuljahr zu beurteilen. Die Kinder bekommen Sätze vorgelesen und müssen die darin enthaltenen Stolperwörter markieren. Der Test misst die Zeit und die Anzahl der korrekt gefundenen Stolperwörter, wodurch Lehrkräfte wertvolle Informationen über die Lesegeschwindigkeit und Genauigkeit sowie mögliche Defizite in der Leseentwicklung erhalten. Die Materialien für den STOLLE, oft kostenfrei verfügbar, unterstützen Pädagogen dabei, gezielte Fördermaßnahmen zu planen und die Lesefähigkeit der Kinder systematisch zu verbessern.
Der Stolperwörter-Lesetest (STOLLE)
Ursprünglich wurde der Test von Wilfried Metze entwickelt. Nach seinem Tod wurde die Administration und Verbreitung des Tests von der Universität Potsdam übernommen, insbesondere von der Professur für Grundschulpädagogik Deutsch. Dort stehen die Testmaterialien als kostenlose PDF-Dateien zum Download bereit. Allerdings ist für den Zugang ein Anforderungsformular auszufüllen, um die Materialien zu erhalten.
Die offizielle Webseite, die alle Informationen, den theoretischen Hintergrund und den Download-Bereich bereitstellt, ist:
https://www.uni-potsdam.de/de/gsp-deutsch/forschung/stolle
Der Stolperwörter-Lesetest ist einsetzbar ab Ende des 1. Schuljahrs. Für diesen Zeitpunkt gibt es eine Testversion mit nur 45 Sätzen gegenüber 60 in der Version für alle weiteren Klassenstufen. Sowohl für die 1. Klasse als auch für die Version 2. bis 4. Klasse gibt es Pseudo-Parallelformen (A und B). Dadurch wird ein das Ergebnis verfälschendes Abgucken beim Nachbarn erschwert. Um Lerneffekte bei mehrfacher Anwendung des Tests zu vermeiden, gibt es für die Klassen 2 bis 4 zwei zusätzliche Formen C und D. Auch sie sind Pseudo-Parallelformen. Für alle Formen gibt es Auswertungsschablonen, die auf Folien kopiert werden können, um die Auswertung zu erleichtern.
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