Unterrichten bedeutet nicht nur, Wissen zu vermitteln, sondern auch, einen angemessenen Umgang mit den eigenen Emotionen zu finden. In der Lehrerausbildung spielt aber die Schulung emotionaler Kompetenz kaum eine Rolle, denn sie verschwindet zwischen Fortbildungen zu Fachwissen und -didaktik, sodass die Lehrerin bzw. der Lehrer als Person mit eigenen Bedürfnissen aus dem Fokus gerät, obwohl ein Erleben von unangenehmen Emotionen zu Belastungsreaktionen und sogar zu gesundheitlichen Einbußen führen kann.
Daher hat der Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie an der Universität Regensburg im Rahmen des Regensburger Projekts Kooperative Lehrkräftebildung ein Training emotionaler Kompetenzen für Lehramtsstudierende entwickelt und evaluiert.
Dazu wurden unter anderem Interviews mit LehrerInnen geführt, wobei die Fähigkeit zur Regulation von Emotionen am häufigsten als Teilbereich der emotionalen Kompetenz genannt wurde. Eine weitere häufig benannte Kompetenz war die Nutzung von Emotionen, um Motivation generieren zu können, denn eine emotional kompetente Lehrkraft wird als eine Person gesehen, die in erster Linie über die Fähigkeit verfügt, ihre Emotionen bestmöglich zu regulieren. Lehramtsstudierende hingegen wiesen vor dem Training große Wissenslücken auf, was Strategien zur Emotionsregulation angeht. Dies könnte auf die Vernachlässigung dieses Bereichs innerhalb der Lehramtsausbildung hindeuten.
Im Training für Lehramtsstudierende erfuhren diese zunächst mehr über einzelne Kompetenzen, wie „Wahrnehmung von Emotionen“ oder „Perspektivübernahme als Emotionsregulationsstrategie“. Dieses Wissen konnten sie anschließend mittels verschiedener Übungen vertiefen. Zudem enthielt das Training Reflexionsübungen über Gedanken und die damit verbundenen Einstellungen und Ideale, wobei die Rollenspiele zu den Themen Wahrnehmung von Emotionen und Emotionsausdruck als besonders hilfreich eingeschätzt werden, genauso wie die Vermittlung theoretischer Inhalte zum Thema Lehrerbelastung und Emotionen im Lehrberuf.
Es zeigte sich außerdem, dass sich innerhalb der kurzen Trainingszeitspanne die gemessenen Fähigkeiten im Umgang mit Emotionen in der Anwendung kaum verändern, sodass womöglich mehr Zeit investiert werden muss und Trainings emotionaler Kompetenzen für die Zukunft längerfristiger und in begleitender Form angelegt werden sollten. Allerdings schätzen die Studierenden ihre eigene Fähigkeit zur Emotionsregulation nach dem Training höher als vor dem Training ein, das Emotionswissen der Teilnehmenden stieg und die Gefühle von Unsicherheit und Angst, die mit den Rollenspielen verbunden waren, verschwanden im Verlauf des Trainings.
Literatur
https://www.uni-regensburg.de/pressearchiv/pressemitteilung/1031641.html (19-11-15)
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::