Wenn man allgemein von Schulangst spricht, dann können drei Formen unterschieden werden, die in der Regel unterschiedliche Handlungen erfordern:
Schulangst
Diese ergibt sich bei Überforderung, bei einem schlechten Klassenklima, bei Spannungen mit einem Lehrer, bei Isolation und Außenseiterproblematik in der Klasse, beim Wechsel von einem vertrauten Schulmilieu in eine neue Schulart oder Schulklasse usw. Das Nachhilfeinstitut Lernquadrat hat im Jahr 2019 Jugendliche in Österreich schriftliche befragt und es zeigte sich, dass 39 Prozent demnach oft Angst vor Prüfungen, Referaten oder Schularbeiten haben, weitere 16 Prozent sogar immer. Besonders häufig betroffen sind Mädchen, ältere und schlechte Schüler. 49 Prozent haben angegeben, sie würden ohne Prüfungen viel lieber in die Schule gehen. Jeder Fünfte schämt sich in der Schule, wenn er bei einer Prüfung versagt. Angstfach Nummer eins der Jugendlichen ist Mathematik (40 Prozent), gefolgt von Englisch (20 Prozent) und Deutsch (13). Die meisten Jugendlichen mit Prüfungsangst befürchten ein plötzliches Blackout (60 Prozent), die gestellte Aufgabe nicht zu verstehen (50 Prozent) oder dass ihnen unter Zeitdruck nichts gelingen könnte (38 Prozent). Die Prüfungsangst drückt sich bei den Jugendlichen oft durch Schlaf- und Appetitlosigkeit aus. Als Mittel gegen ihre Angst setzen zwölf Prozent auf Kaffee und Energy Drinks, sechs Prozent nehmen Beruhigungsmedikamente. 22 Prozent nutzen Schummelzettel, bei den Über-15-Jährigen ist es mehr als ein Drittel. Über ein Drittel der Schüler empfindet außerdem den Schulalltag generell als belastend. 30 Prozent der Befragten sind schon einmal nicht in die Schule gegangen, weil sie sich dort so unwohl fühlen, 22 Prozent zogen laut der aktuellen Befragung das Schwänzen als Reaktion auf schulische Belastungen zumindest schon einmal in Erwägung.
Schulverweigerung
Hier handelt es sich um ein Problem der persönlichen Haltung zur Arbeit bzw. Leistung. Diese Kinder wirken auch nicht ängstlich, sondern eher desinteressiert, sie lehnen die Belastung durch die Schule ab und versuchen, ihr aus dem Weg zu gehen (entweder durch unerlaubtes Fernbleiben von derSchule = Schulschwänzen, oder durch minimalen Einsatz in der Schule = „auf Tauchstation gehen“). Diese Verweigerung zeigt sich besonders bei Kindern, die entweder durch eine verwöhnende oder durch vernachlässigende Erziehung nicht den Übergang gefunden haben von ausschließlich spiel- und lustbetonten Beschäftigungen zu pflichtund aufgabenbezogenem Handeln.
Schulphobie
Hier wird nicht die Schule gefürchtet, sondern die Trennung von der Mutter bzw. nächsten Bezugsperson. Vor allem kleinere Kinder trennen sich nur sehr schwer von zu Hause, aber auch bei älteren Schülerinnen und Schülern kann es vorübergehend zu ähnlichen Erscheinungen kommen: Entweder muss ein Elternteil das Kind bis zur Schule begleiten, oder es wird überhaupt mit allen Mitteln (oft auch mit körperlichen Beschwerden) demonstriert, wie unangenehm der Gang zur Schule empfunden wird. Dahinter steckt oft auch eine tiefe Unsicherheit in Bezug auf die eigene Person, eine Angst vor der eigenen Individualität, einem „Flüggewerden“ aus dem familiären „Nest“.
Siehe auch Schulangst – kommentierte Links
Literatur
Sedlak, F. (2007). Schule? Ja bitte. Ich lerne gerne.
WWW: www.schulpsychologie.at (07-11-11)
https://www.lernquadrat.at/fileadmin/user_upload/Media_Library/Bilder/Pressebereich/Pressemitteilungen/PDFs/PI_Angst_vor_der_Schule-zusammengefuegt.pdf (20-03-04)
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