Zweisprachigkeit und die kulturellen und sozialen Differenzen
Viele Schülerinnen und Schüler, die die vierte Klasse Hauptschule verlassen und Deutsch nicht als Muttersprache haben, haben wenige Chancen auf einen höheren Abschluss. Sie gehen meist in polytechnische oder weiterführende Schulen, in der Hoffnung, bald eine Lehrstelle zu finden oder um noch ein Jahr länger Zeit für die Suche einer passenden Lehrstelle zu haben. Viele von ihnen haben aber noch keine Lehrstelle bekommen.
Viele dieser Jugendlichen kommen aus einem von Vester negativ privilegierten Milieu. Vester definiert damit den sozialen Status und das Bildungsniveau, das in einem bestimmten Milieu herrscht. Es wäre nur gerecht, Schülerinnen und Schüler nicht aufgrund ihrer Kultur oder Sprache, sondern aufgrund ihres Milieus zu konstituieren. Sprach hingegen ist jedoch ein wichtiger Baustein für die Art des Denkens. Viele der Schüler die aus diesen negativ privilegierten Milieu kommen, sind zwar in der Praxis gut und können aus dem Bauch heraus Entscheidungen treffen, aber sie können diese nicht analysieren und erörter bzw. begründen (vgl. Rittberger, S. 105-108).
Sprache und Kultur
Eine andere Kultur wird oft als „Hindernis zur Verständigung (Rittberger, 2008, S.108)“ betrachtet. Bei ausländischen Familien oder bei Familien mit Migrationshintergrund, lässt sich oft beobachten, dass die erste Generation damit beschäftigt ist, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, während die zweite Generation sich wieder mehr religiösen Zeichen und Traditionen widmet. Ein Milieu beinhaltet eine ökonomische Struktur. Man gehört einem Milieu nicht einfach an, auch hier geschieht eine Zuweisung durch Kommunikation. Diese Zuweisung basiert auf Verhaltensweisen die einem bestimmten Milieu zugeordnet werden können (vgl. Rittberger, S. 109-110).
„Insofern beziehen andere Gruppen der Gesellschaft ihre Distinktion nicht aus der Existenz des negativ privilegierten Milieus, sondern unter Verweis auf diesem Milieu zugeordneten Verhaltensweisen (Rittberger, S.110).
Zukunftsperspektiven
Der Autor schreibt, dass viele Schülerinnen und Schüler aus seiner Schule, die aus einem bildungsfernen Elternhaus kommen, mit großer Wahrscheinlichkeit nur McJobs bekommen werden. Das Schicksal ihrer Eltern wird sich wiederholen. Sie kommen auf einen Arbeitsmarkt, der keinen Bedarf für sie hat. Alle Fabriksarbeiten, und angelernte Jobs sind bereits in Länder ausgelagert worden, in denen das Lohnniveau sehr niedrig ist. Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern steigt bereits, und je niedriger das Bildungsniveau ist, umso höher ist die Zahl der Arbeitslosen.
Der Autor bezieht sich auch auf den Artikel die „Welt der Nutzlosen“ von Robert Misik, 2008. Dieser ist der Ansicht, dass es vielen Jugendlichen bewusst ist, dass sie keine Chance auf dem Arbeitsmarkt und somit keine Perspektive haben. Misik glaubt, das dadurch in der heutigen Konsumgesellschaft eine neue Klasse entsteht, die Klasse des Überflüssigen. Konkret geht es um 19,3 Prozent Kinder der ausländischen Familien und acht Prozent Kinder aus inländischen Familien, die keinen oder einen schlechten Hauptschulabschluss haben. Sie sind da Milieu, die in diese neue Klasse fallen sollen.
Was tun?
Rittberger schreibt, dass es in seiner Schule bereits viele Maßnahmen gibt, um die sprachlichen Fähigkeiten der Schüler zu verbessern, aber auch persönlichkeitsbildende Maßnahmen werden getroffen. Es gibt viel Förderung einzelner Schüler, Unterricht in der Muttersprache, um auch diese zu fördern, und verschiedene Kursklassen in Nebenfächern, um die Interessen zu fördern. Außerdem gibt es auch Einzelunterricht, zweisprachige Workshops in fächerübergreifende Stunden und vieles mehr. Aber auch das ist noch zu wenig, um den Schülerinnen und Schülern aus dem negativ privilegierten Milieu helfen zu könne, eine bessere Zukunft zu erwarten.
Literatur
Rittberger, Michael (2008). Von unserer Schule aus gesehen. Erziehung und Unterricht, 157, 105-115.
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