Ralf Connemann
Methoden in Supervisions- und Fallbesprechungsgruppen mit Lehrern
Es gibt viele unterschiedliche Konzepte für Supervision da nie getrennt von (Problem-) Fallbesprechung. Im schulischen Bereich ein notwendiges Pendant zur Erledigung der beruflichen Arbeit. Daher oft der Wunsch nach Problemregulation und –lösungen (vgl. Connemann 1993, S.53).
Ziele:
Funktionen nach Rappe-Giesecke: Beziehungserhellung der Betroffenen, Beziehungsanalyse, Wechselwirkungklärung. Charakterisiert durch: Problemdiagnose, Arbeit an Fällen, Selbsterfahrung, Institutionsanalyse. Supervision findet in Teamgruppenarbeiten statt, Ziele zeigen eigene berufliche Entwicklungsstandards und bessere Selbstwahrnehmung. Ludewig unterscheidet in Therapie, Erziehung, Beratung und Begleitung. Bewegen sich im Schnittpunkt von Beratung und Begleitung – keine therapeutischen Zwecke (vgl. Connemann 1993, S. 54).
Bildung von Gruppen:
Ein Angebot des Schulpsychologen. Zugange über offizielle Lehrerfortbildung, mehrtägige Veranstaltungen oder Sitzungen. Kann schulübergreifend geschehen. Vorrangig Personen mit Erfahrung, psychisch belastete können ein Hemmnis für die Gruppe sein (vgl. Connemann 1993, S 54 – 55).
Entwicklung eines Fallbesprechungsmodells
Es wurde versucht Lehrerfallbesprechungsgruppen mitzuinitiieren – Problem. Mangelnde Erfahrung der Teilnehmer. – Unzufriedenheit Grund: individualpsychologischer Ansatz. Die Gruppe befand Lösungen als zu starr, die Folge war Motivationsverlust. Die Eigenaktivität las nach. Es wurde nach neuen Ansätzen gesucht, dadurch kam ein kontinuierlicher Ablauf zustande – Motivation und Gestaltungsfreiheit kamen ebenfalls zurück. Definierte Fragestellung vermeidet Diffusivität. Neue Sichtweisen bleiben aber den Supervisanden überlassen (vgl.Connemann 1993, S. 55).
Elemente des Modells
Standardelemente: Arbeit mit Reflektierenden Team. Besteht aus Interviews, das Ziel ist die Problemdarstellung, Voraussetzung ist eine klare Fragestellungentwicklung. Anderson entwickelte die Systemanalyse welches anknüpft an die Konzeption des „sozialen Atoms“ in der Theorie Morenos. Von Bedeutung bei Konflikten, weil es die komplexe Situation rasche Abbildet. Weiter Methode: das Rollenspiel. Diese 3 sind koppelbar (vgl. Connemann 1993, S. 55 – 56).
Das reflektierende Team
Erweiterung von Andersen. Grundprinzip über Dialoge zu alternativen Bildern in ein Problemsystem zu gelangen. Ratsuchender beginnt mit der Fragestellung. Es wird ein Interviewer ausgewählt ein reflektierendes Team und Außenbeobachter. Interview wird durchgeführt die Reflektierenden schließen ans Gespräch an, dann die Außenbeobachter. Mit einer Schlussreflexion wird es beendet. Die Interviewdurchführung orientiert sich an Andersons Fragen. Weiters nutzen wir Fragen aus der Kurzzeittherapie: die Wunderfragen, Skalierungsfragen, Ausnahmefragen, Als-ob-Fragen.
Das Reflektierende Team muss Probleme und Visionen präsentieren die für den Interviewer interessant sein könnten und ebenfalls auf Mimik Gestik des Interviewten achten.
+ in Kleingruppen intensiv, ev. viele Lösungsmöglichkeiten, Erfahrung universell verwendbar (vgl. Connemann 1993, S. 56 – 57).
Fallbeispiel
Mädchen einer 3. Klasse Grundschule. Mutter ist allein erziehend und schwanger. Das Mädchen ist aufgedreht, nimmt Mitschüler gegen den Lehrerin ein und bringt den Unterricht zum erliegen. Wie besser umgehen? Zur Vorbereitung wird ein Ehestreit herangezogen. Lehrerin schreibt dem Kind soviel Macht zu dass sie Angst dem Verlust ihrer hierarchisch überlegen Position hat. Das Team versteht die Lehrerin die am liebsten die Klasse aufgeben möchte, aber es verwirft – keine Selbstaufgabe.
Zweites Interview: positiven Züge des Kindes und ambivalente Gefühle dem Kind gegenüber. Um die Situation der Lehrerin nicht zu verschlimmern ist das Team der Meinung das Mädchen auf die eigene Seite zu ziehen. Beziehungsgestaltung ist eben allen (vgl. Connemann 1993, S. 57 – 58).
Graphische Systemanalyse
Leite sich ab vom sozialen Atom es bildet das soziale Bedingungsgefüge welches jetzt auf eine konkrete Fragestellung extrahiert. Sie erhebt eine subjektive Rekonstruktion der „Realität“. Voraussetzung ist eine klare Fragestellung. Erfassung von Hierarchien und Gruppierungen die jeder für sich herausarbeitet. Zuhilfe kommen zusätzlich Fragen, Anleitung und verbale Infos. In der Gruppe werden Systemskizzen gemacht. 3 Aspekte: Positives aus dem negativen sehen. Strategische Überlegungen, zukünftige Entwicklungen (vgl. Connemann 1993, S. 58).
Fallbeispiel.
Eine Beratungslehrerin will ihre Position verbessern. Unter den Lehrkräften gibt es zwei Gruppen: traditionalistische und offene für Neuerungen. Ergibt Konflikte. Ein Lehrer scheint nicht gut genug. Unsere Lehrerin hat aber gute Beziehungen, bewegt sich in der Mitte. Es wurde herausgefunden der Schulleiter arbeitet nicht gegen sie und Innovationen werden ebenfalls mit ihm gemeinsam entwickelt. Der angefeindete Kollege hat eine Klammerfunktion. Der Schulleiter bewahrt die „Scheinharmonie“ weil ein „loswerden“ würde einen pädagogischen Konflikt zum tragen bringen (vgl. Connemann 1993, S. 58 – 59).
Die Skulptur.
Stammt aus der Familientherapie und erlaubt Beziehungsgefüge in Systemen deutlich zu machen und unterläuft Rationalisierung und Intellektualisierung. Die Skulptur eröffnet eine Momenteindruck und gibt die eigene Position wider. Nötig ist: räumlicher Abstand der Beteiligten, hierarchische Struktur wird herausgearbeitet, Verhaltens- und Beziehungsmuster verdeutlicht. Vorgehen: Rollen werden verteilt. Infos die vor manche relevant sind vom Leiter, dann wird ein Standbild erstellt, wenn alle Teilnehmer positioniert sind baut sich der Vortragende ein. In dieser Situation wird kurz verharrt. Nach der Auflösung wird aufgewertet: körperliche Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlsregungen. – Rückmeldung. Eine Zielskulptur kann eingeplant werden (vgl. Connemann 1993, S. 59 – 60).
Fallbeispiel
Sonderschüler der 3. Klasse. Die Eltern sind überfürsorglich, Kind unsicher und ängstlich. Kind sollte nicht am Schwimmunterricht teilnehmen. Die Lehrerin möchte, dass der Junge selbständiger wird. Falldarstellung: Eltern nebeneinander, ihre Kinder dahinter eine Stufe darunter. 2 davon verschwinden hinter den Eltern, der Junge sieht den Vater an. Sie selbst baut sich ein mit einen Schritt nach vorne zieht an der Hand des Vaters und das Jungen und der Vater muss den Kopf drehen von Mutter zur Lehrerin. Schlussfolgerung: Vater fühlte sich unwohl: So nicht. Mutter ebenfalls negativ. Der Schüler fühlte sich bedroht und die Lehrerin ebenfalls unwohl. Danach wurden Strategien wie der Junge mehr Selbständigkeit entwickelt und die Familie mehr Zusammengehörigkeit finden könnte (vgl. Connemann 1993, S. 60 – 61).
Schlussbemerkung
In den Fallbesprechungsgruppen gibt’s keine feststellbaren Unterschiede zwischen den Gruppen. Motivation war gut und die Fehlerquote blieb gering. Es zeigten sich veränderte Betrachtungsweisen. Supervision ist ein Gegenmittel zum Burn-out-Syndrom und ist wichtig für Lehrkräfte. Emotionale Veränderungen sind bei den Teilnehmern deutlich spürbar (vgl. Connemann 1993, S. 61 – 62).
Quellenverzeichnis
Connemann,R. (1993). Methoden in Supervisions- und Fallbesprechungsgruppen mit Lehrern. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 40. Jg., S. 53 – 62.
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Supervisionen sind eine gute Sache. Nur leider erlebe ich in letzter Zeit immer häufiger, dass teilnehmer die veranstaltung nicht ernst nehmen können und schlecht ausgebildete Leiter. Das macht keinen Spaß und nützt niemanden etwas!