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Kommunikation als Machtinstrument

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Die Art der Kommunikation ist in allen Kulturen auch ein Machtinstrument, insbesondere die nonverbale Kommunikation, denn so kann etwa bei Jugendlichen der Blickkontakt auch ein Machtspiel sein: Wer als Erster den Blick abwendet, hat verloren, hat akzeptiert, dass das Gegenüber das Sagen hat. Wenn Menschen mit großem Aggressionspotential aufeinandertreffen, kann ein Blick auch schon der Anlass für eine Prügelei sein: „Was starrst du mich an?“ Dahinter steht der Gedanke: „Wie kannst du es wagen, mir einfach so direkt in die Augen zu schauen?“

In vielen Familien, die aus dem arabischen oder afrikanischen Raum nach Europa kommen, herrscht ein autoritärer Erziehungsstil mit großer Machtdistanz, denn das Sagen hat in diesen Familien, wer in der Hierarchie oben steht. Meist ist dies der Vater, dann die Mutter, manchmal auch an zweiter Stelle schon der älteste Sohn. Eine autoritäre Kommunikation dient dabei schon allein dem Erhalt der kollektivistischen Grundlage der Gemeinschaft. Doch je autoritärer es in den Familien zugeht, umso mehr kommt es zu Störungen in der Kommunikation.

Ein Beispiel für ambivalente Kommunikation in der Familie: Das Kind wird fast immer autoritär behandelt. Ab und zu aber – für das Kind ist der Grund nicht nachvollziehbar – bricht die Machtdistanz zusammen, und der Erwachsene geht mit dem Kind locker und wie mit einem Freund um. Das Kind hat das Gefühl: Jetzt gerade darf ich alles. Das ist für das Kind verwirrend, es fühlt sich geradezu orientierungslos, denn dieser extreme kurzzeitige Umschwung wird nicht erklärt.

Die Kinder aus diesen Kulturen haben so von Anfang an keine guten Sprachvorbilder im Sinne gelingender, konstruktiver Kommunikation, wie sie in Schulen erwartet wird. Sie kennen keine demokratischen Gesprächsregeln, oft führen die Erwachsenen überhaupt kaum Gespräche mit ihnen, oder es herrscht eine ambivalente Kommunikation. Die Kinder gewöhnen sich bei einer derartigen Kommunikationskultur daran, dass Menschen sich ständig gegenseitig unterbrechen, und sie tun dies irgendwann selbst auch. Sie bekommen oft zu hören: „Du hast es falsch gemacht!“, im Sinne von: „Du bist schlecht!“

Kinder gewöhnen sich angesichts dessen, wie sie erzogen werden und dass mit ihnen sehr wenig gesprochen wird, noch an etwas anderes: dass Menschen sehr laut und streng mit ihnen reden, wenn es um etwas Wichtiges geht. Das wird dann zum Problem, wenn die in der Schule auf Lehrkräfte treffen, die ruhig, respektvoll und wertschätzend mit den Kindern umgehen.



Literatur

Brosche, H. & Emir, E. (2022). „Deutsche reden wie Roboter“: die Macht der nonverbalen Kommunikation. Magazin Schule.
WWW: https://www.magazin-schule.de/magazin/deutsche-reden-wie-roboter-die-macht-der-nonverbalen-kommunikation/ (22-11-10)


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