Zum Inhalt springen

Kindergarten, Migrationshintergrund und Sprachkompetenz

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Minja Dubowy, Susanne Ebert, Jutta von Maurice und Sabine Weiner

Sprachlich-kognitive Kompetenzen beim Eintritt in den Kindergarten
Ein Vergleich von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund

Kleine Kinder wurden auf Grammatik, Wortschatz und verbale Kompetenzen getestet. Sie befinden sich im Kindergartenalter und sind im Durchschnitt, zum Zeitpunkt der Testphase, 3,8 Jahre alt. Ihre Eltern haben entweder beide eine andere Muttersprache, eine andere Muttersprache oder beide Deutsch als Muttersprache. Ziel dieses Tests war, die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu ermitteln und herauszufinden warum diese Kinder jene Kompetenzen aufweisen. Getestet wurden insgesamt 547 Kinder (119 mit Migrationshintergrund und 428 ohne) (vgl. Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. 2007, S. 124).

Die Längsschnittstudie BiKS-3-8
Bei der Längsschnittstudie BiKS-3-8 wird die „Entwicklung von kognitiven und sprachlichen Kompetenzen sowie die Formation von Bildungsentscheidungen rund um den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule aus interdisziplinärer Perspektive betrachtet“ (zit. Dubowy, M. 2007, S. 126). Dafür wurden und werden 547 Kleinkinder, ab Herbst 2005, vom Kindergarteneintritt bis zum Ende der zweiten Grundschule beobachtet und getestet. (vgl. Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. 2007, S. 126).

Erhebungsinstrumene
Für die Erhebung der Daten wurde eine Reihe von Kategorien festgelegt. Die Kinder wurden in den Bereichen Grammatik, Wortschatz, nonverbale Kompetenzen, verbale Kompetenzen und bereits vorhandene Fertigkeiten mit 12 verschiedenen Subtests geprüft. Jedes Kind wurde drei Mal für je 30 Minuten solch einer Untersuchung unterzogen. Sie wurden auf ihre Kenntnisse in der Satzbildung, Zahlenverständnis und Gedächtnistraining getestet. (vgl. Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. 2007, S. 126f).

Ergebnisse
Es gibt „Kompetenzunterschiede in Abhängigkeit vom Migrationsstatus“ (zit. Ebert, S. 2007, S. 127), die sehr klar zeigen, „dass die deutschen Kinder in allen Bereichen bessere Leistungen aufweisen, als die untersuchen Kinder mit Migrationshintergrund“(zit. Ebert, S. 2007, S. 127). Weiters auffällig war, dass Kinder, deren beide Elternteile nicht Deutsch sprechen, beim Test am schlechtesten abgeschnitten haben.
Als zweites Ergebnis folgerte man „Zusammenhänge zwischen sprachlich-kognitiven Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund und der familiären Sprachwelt“ (zit. Ebert, S. 2007, S. 128). Dieses jedoch ist wiederum unterteilt in 3 Nebenergebnisse. Kurz zusammengefasst bedeuten diese, dass die sprachliche Entwicklung der Kinder mit der Familienkonstellation zu Hause zusammenhängt, dass die zu Hause gesprochene Sprache große Auswirkungen auf die sprachliche Entwicklung der Kinder hat und dass auch die Integration der Familie im neuen Heimatland dabei eine wichtige Rolle spielt. (vgl. Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. 2007, S. 127ff).

Diskussion
Die Ergebnisse zeigen alle eindeutig, „dass Kinder mit Migrationshintergrund im Alter von drei bis vier Jahren schwächere Leistungen“ (zit. Dubowy, M. 2007, S. 131). erbringen, als Kinder, deren Elternteile beide Deutsch als Muttersprache haben. Weiters wird auffällig, dass Kinder, deren Elternteile beide oder nur eine andere Muttersprache haben, zu Hause aber ausschließlich Deutsch sprechen, durchaus bessere Ergebnisse vorweisen können, als jene Kinder, bei denen zu Hause ausschließlich eine Fremdsprache gesprochen wird. Diese Kinder haben keinen Wortschatz und beherrschen die deutsche Grammatik äußerst schlecht. Im Bezug auf bereits Vorhandenes Wissen wird angegeben, dass Kinder mit Migrationshintergrund und schlechten Deutsch-Kenntnissen auch in ihrer eigenen Muttersprache Probleme der Verständigung aufzeigen.
Die Autoren weisen ebenfalls darauf hin, dass diese Kinder zu Hause gefördert werden sollten, nach Testergebnissen aber zu urteilen ist, dass dies nicht passieren wird und der Eintritt in die Grundschule dadurch erschwert wird. Eine „Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund ist nicht alleine auf einen niedrigen sozioökonomischen Status der Familien“ (Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 2007, S. 132) zurückzuführen. „Interessanterweise verweisen die Analysen darauf, dass es bei Kindern aus bilingualen Familien keinen Unterschied macht, ob die Hauptbetreuungsperson der Kinder muttersprachlich Deutsch spricht oder nicht“ (zit. Dubowy, M. 2007, S. 131) (vgl. Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. 2007, S. 131ff).

Verwendete Literatur:
Dubowy, M. Ebert, S. von Maurice, J. Weiner, S. (2007). Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie. 40(3). S. 124-134




Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::

Ein Gedanke zu „Kindergarten, Migrationshintergrund und Sprachkompetenz“

  1. Ein Kindergarten oder eine Kindertagesstätte ist keine Schule und sollte so flexibel sein, dass Kinder nicht schon frühzeitig unter Stress geraten. Kindergartenkinder sollten viel Zeit zum freien Spielen haben, anstatt das frühpädagogische Bildungsprogramme abzuspulen. Eltern, Betreuer und Betreuerinnen sollten ihren Vorschulkindern nicht zu viel abverlangen, sondern sie das machen zu lassen, was ihnen Freude macht.

Schreibe einen Kommentar