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Handschrift oder Tastatur?

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Da die traditionelle Handschrift zunehmend durch digitale Geräte ersetzt wird, ist es wichtig, die Auswirkungen auf das menschliche Gehirn zu untersuchen. Van der Weel & Van der Meer (2024) zeichneten die Gehirnaktivität auf, während Versuchspersonen visuell dargestellte Wörter mit einem digitalen Stift handschriftlich eingaben oder die Wörter auf einer Tastatur eintippten. Es zeigte sich, dass die Konnektivitätsmuster des Gehirns beim Schreiben mit der Hand wesentlich ausgeprägter waren als beim Schreiben auf einer Tastatur, was sich in weit verbreiteten Theta/Alpha-Kohärenzmustern in parietalen und zentralen Hirnregionen widerspiegelte. Es ist bekannt, dass Konnektivitätsmuster in diesen Hirnregionen für die Gedächtnisbildung und die Kodierung neuer Informationen von entscheidender Bedeutung und daher auch für das Lernen vorteilhaft sind. Diese Ergebnisse deuten also darauf hin, dass die räumlich-zeitlichen Muster der visuellen und propriozeptiven Informationen, die durch die Handbewegungen bei der Stiftbedienung gewonnen werden, in hohem Maße zu den lernförderlichen Konnektivitätsmustern des Gehirns beitragen, während das wiederholte Drücken einer Taste das Gehirn weniger anregt, Dies erklärt auch, warum Kinder, die auf einem Tablet lesen und schreiben gelernt haben, oft Schwierigkeiten haben, spiegelbildliche Buchstaben wie ›b‹ und ›d‹ voneinander zu unterscheiden, da sie nicht mit ihrem Körper gespürt haben, wie es sich anfühlt, diese Buchstaben zu zeichnen. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Kinder schon früh in der Schule mit handschriftlichen Aktivitäten konfrontiert werden sollten, um die neuronalen Verschaltungsmuster zu etablieren, die dem Gehirn optimale Bedingungen für das Lernen bieten. Für Lehrerinnen und Lehrer ist es daher sehr wichtig, neben der Arbeit am Tablet oder Computer auch das Erlernen einer sicheren Handschrift zu fördern.



Literatur

Van der Weel, F. R. & Van der Meer, Audrey L. H. (2024). Handwriting but not typewriting leads to widespread brain connectivity: a high-density EEG study with implications for the classroom. Frontiers in Psychology, 14, doi:10.3389/fpsyg.2023.1219945.


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