Die Selbstregulierungsfähigkeiten von Kindern sind bekanntlich wichtige Prädiktoren für den Bildungserfolg und andere Lebensbereiche wie das spätere Einkommen und die Gesundheit. Schunk et al. (2022) haben eine randomisierte, kontrollierte Feldstudie durchgeführt, die eine kurze Unterrichtseinheit zur Selbstregulierung auf der Grundlage der bewährten Methode des mentalen Kontrastierens mit Umsetzungsabsichten in den Lehrplan von Erstklässlern integrierte. Das mentale Kontrastieren ist eine Imaginations-Strategie, die Menschen helfen soll, positivenZukunftsfantasien und Gedanken einer möglicherweise widerständigen Realität gegenüberzustellen. Siehe dazu auch das WOOP (Wish, Outcome, Obstacle, Plan)-Konzept, das ermöglicht, Einsicht über die eigenen Wünsche zu erlangen und das Verhalten selbstständig erfolgreich zu verändern.
Für die Studie entwickelte man dafür ein kindgerecht illustriertes Bilderbuch mit einem Rollenmodell namens Hurdy, wobei die Kinder in die Rolle des Protagonisten schlüpfen sollten, worauf sie später übten, sich einen Wunsch für die Zukunft vorzustellen und diesen mit einem Hindernis in der Gegenwart zu verknüpfen, und zwar samt einer Überwindungsstrategie. Ging es etwa darum, besser lesen zu lernen, sollten sie sich eine »Wenn-dann-Regel« überlegen, um dem Sog des Smartphones zu entgehen, indem sie zuerst ihrem Vater etwas vorlesen. Die Klassenlehrer integrierten dabei das Programm in den gewohnten Schulalltag, und zwar fünf Wochen lang eine Schulstunde pro Woche.
Man konnte dabei zeigen, dass die Behandlung die Fähigkeiten der Kinder in Bezug auf Impulskontrolle und Selbstregulierung verbessert und gleichzeitig dauerhafte Verbesserungen in akademischen Fähigkeiten wie Lesen und Überwachung von Flüchtigkeitsfehlern bewirken kann. Die Effekte waren auch ein Jahr nach dem Experiment noch zu beobachten. Darüber hinaus hatte die doch recht kurze Unterrichtsphase einen erheblichen Einfluss auf die langfristige Schullaufbahn der Kinder, da sie die Wahrscheinlichkeit erhöhte, drei Jahre später in eine weiterführende Schule einzutreten. Ein solcher Selbstregulierungsunterricht kann also mit geringem Kostenaufwand in den regulären Lehrplan integriert werden, er ist leicht skalierbar und kann wichtige Fähigkeiten und die Bildungslaufbahn der Kinder erheblich verbessern.
Literatur
Schunk, Daniel, Berger, Eva M., Hermes, Henning, Winkel, Kirsten & Fehr, Ernst ( 2022). Teaching self-regulation. Nature Human Behaviour, 6, 1680-1690.
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::