Die Verschiedenheit der Köpfe ist das größte Hindernis aller Schulbildung. Darauf nicht zu achten ist der Grundfehler aller Schulgesetze, die den Despotismus der Schulmänner begünstigen und alles nach einer Schnur zu hobeln veranlassen.
Johann Friedrich Herbart (Allgemeine Pädagogik aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet, 1806).
Differenzierung ist in unserer Zeit ein häufig gebrauchtes Wort und kommt in sehr vielen verschiedenen Wissenschaften zum Einsatz. So bezeichnet es Vorgänge in Biologie, Mathematik, Planetologie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften und der Didaktik. Grob verallgemeinert kann man sagen, beschreibt die Differenzierung jedoch immer einen Vorgang der Unterscheidung oder Ausgliederung.
1. Definition
„1) allgemein: genaue Unterscheidung, feine Abstufung
2) Entwicklungsphysiologie: Bezeichnung für die verschiedenartige Entwicklung gleichartiger, embryonaler Zellen, Gewebe oder Organe. Gene.
3) Entwicklungspsychologie: Bezeichnung für den die Entwicklung kennzeichnenden Vorgang einer zunehmenden Ausbildung (Ausgestaltung) psychischer Merkmale aus einem »einfachen« Anfangszustand. So differenziert sich z. B. das Lust-Unlust-Erleben des Säuglings zur vielschichtigen Gefühlswelt des Erwachsenen.
4) Pädagogik: schulorganisatorische Maßnahmen zur Anpassung schulischer Lernangebote und Leistungsforderungen an Lerntempo, Lerninteressen und Leistungsfähigkeit der Schülergruppen mit dem Ziel einer Individualisierung der Bildungsgänge.
5) Soziologie: soziale Differenzierung, Prozess der Trennung, Absonderung, Ausgliederung und Abgrenzung gesellschaftlicher Teilbereiche (Subsysteme, Subkulturen) und sozialer Einheiten innerhalb einer ursprünglich relativ homogen strukturierten Gesellschaft.“ (http://han.ubl.jku.at/han/brockhausonline/
www.brockhaus-enzyklopaedie.de/be21_article.php)
2. Definition
Klaus Schubert und Martina Klein beschreiben Differenzierung in einem soziologisch- politischen Zusammenhang. Sie nehmen an, dass die Arbeitsteilung und Spezialisierung, in unserer Zeit, zu besserer Arbeitsleistung und mehr Innovation in Produktion aber auch bei den Dienstleistungen führen. Gleichzeitig diese Tatsache jedoch mit sich bringt, dass die Bindungswirkungen von Tradition und Institutionen abnehmen. (vgl. Schubert & Klein, Das Politiklexikon 2006)
3. Definition
„Differenzierung erscheint in dem Augenblick als pädagogischer Grundbegriff, d. h. als eine unverzichtbare Notwendigkeit, wo Unterricht und Erziehung in einer Gruppe stattfinden. […] Die prinzipielle Gleichheit dieser Sollensaufgabe, verknüpft mit der tatsächlichen Ungleichheit ihrer Verwirklichung >verbindet< und >trennt< die Menschen zugleich“ (Ipfling 1974, S. 71)
4. Definition
Im Marketing beschreibt Differenzierung den Versuch von Unternehmen, die angebotenen Waren und Dienstleistungen, so individuell bzw. einzigartig wie möglich zu gestalten um sich von der Konkurrenz unterscheiden zu können. (vgl. Schmidt – Ohm, www.sop-hamburg.de/de/marketinglexikon/?ID=290&char=D)
5. Definition
Als Begriff der Didaktik meint Differenzierung eine Unterscheidung der einzelnen Schüler durch diverse Lernmethoden um auf diese besser eingehen zu können. (vgl. Paulik, Lexikon der Ausbildungspraxis, S. 78)
Literatur
Ipfling, H. J. (1974). Pädagogische Fachsprache. München: Ehrenwirth
Paulik, Helmut (1975). Lexikon der Ausbildungspraxis. München: Verlag Moderne Industrie
ohne Autor, Brockhaus Online Lexikon,
Online im Internet: http://han.ubl.jku.at/han/brockhausonline/
www.brockhaus-enzyklopaedie.de/be21_article.php (07-10-24)
Schmidt – Ohm, Marketing Lexikon
Online im Internet: www.sop-hamburg.de/de/marketinglexikon/?ID=290&char=D (07-10-24)
Schubert, Klaus & Martina Klein: Das Politiklexikon. 4., aktual. Aufl. Bonn: Dietz
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