Mathematikangst kann sich negativ auf die mathematischen Leistungen, die Motivation und die Berufswahl in mathematikintensiven naturwissenschaftlichen und technischen Fächern auswirken, und frühere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die subjektiven Wahrnehmungen und Interpretationen der Schülerinnen und Schüler bei der Entstehung dieser Angst eine zentrale Rolle spielen. Auf der Grundlage der Erwartungswert- und der Kontrollwerttheorie haben Szucs & Toffalini (2023) versucht, mögliche theoretisch begründete subjektive Faktoren zu identifizieren, die für das Verständnis von Mathematikangst entscheidend sein könnten. Sie analysierten Daten von 15-Jährigen aus 65 Ländern und Volkswirtschaften aus dem Datensatz der PISA-Studie 2012 (Programme for International Student Assessment).
Dabei zeigte sich, dass die subjektive Selbstwahrnehmung stärker mit der Mathematikangst zusammenhängt als die Mathematikleistung. Es zeigte sich, dass eine höhere Mathematikangst mit einer geringeren wahrgenommenen Kontrolle über mathematische Aktivitäten und einer geringeren subjektiven Erfolgserwartung einherging. Überraschenderweise wiesen Kinder mit einer höheren subjektiven Bewertung von Mathematik eine höhere Mathematikangst auf, obwohl die subjektive Kontrolle und die Erfolgserwartung in Mathematik ähnlich waren. Das heißt, je mehr die Schülerinnen und Schüler das Gefühl hatten, den Lernstoff zu beherrschen, und je mehr sie davon ausgingen, in Mathematikprüfungen erfolgreich zu sein, desto weniger hatten sie Angst vor dem Fach. Der Zusammenhang mit den objektiven Leistungen war dagegen schwächer ausgeprägt: Entgegen den gängigen Stereotypen hatten 80 % der Jugendlichen mit schlechten Mathematikleistungen keine große Angst vor Mathematik, während 80 % der Jugendlichen mit großer Angst vor Mathematik durchschnittliche bis gute Leistungen erzielten. Außerdem gaben Mädchen an, mehr Angst vor Mathematik zu haben und hatten niedrigere Erfolgserwartungen als Jungen, obwohl ihre objektiven Leistungen auf einem ähnlichen Niveau lagen. Es zeigte sich auch, dass Kinder, die Mathematik für wichtiger hielten, mehr Angst vor Mathematik hatten als Kinder, die das Fach für weniger wichtig hielten, obwohl sie ein ähnliches Maß an subjektiver Kontrolle und Erfolgserwartung aufwiesen.
Es scheint, dass Interventionen, die darauf abzielen, den Jugendlichen die Wichtigkeit von Mathematik zu vermitteln, kontraproduktiv sind, vor allem wenn sie nicht gleichzeitig das Gefühl vermitteln, das Fach zu beherrschen. Besser wäre es, wenn der subjektive Wert der Mathematik von den Schülern selbst auf natürliche Weise aufgebaut würde, indem ihre Selbstwirksamkeit, ihr Selbstkonzept und ihre Kontrollwahrnehmung verbessert werden.
Literatur
Szucs, Denes & Toffalini, Enrico (2023). Maths anxiety and subjective perception of control, value and success expectancy in mathematics. Royal Society Open Science, 10, doi:10.1098/rsos.231000
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