Fehler sind ein fester und wichtiger Bestandteil des schulischen Lernens, auch wenn sie bei Lernenden oft negative Emotionen auslösen. Wie diese Fehler wahrgenommen werden – als Lernchance oder als negatives Erlebnis – hängt stark von der sogenannten Fehlerkultur im Lernumfeld ab. Eine positive Fehlerkultur zeichnet sich durch ein Klima der emotionalen Sicherheit und der Wahrnehmung von Fehlern als Lernmöglichkeiten aus.
Eine Studie untersuchte, wie Fehlerkultur in Schulklassen praktiziert wird und welche emotionalen Auswirkungen sie hat, da negative Erfahrungen mit Fehlern deren konstruktive Nutzung behindern. Es zeigte sich, dass Fehler „negatives Wissen“ erzeugen können, welches Schülerinnen und Schülern hilft, zum „positiven“ Wissen zu gelangen. Daher sollte der Unterricht nicht darauf abzielen, Fehler zu vermeiden, sondern vielmehr Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, aus ihnen zu lernen. Dies erfordert, dass Lernende ihre Fehler verstehen, deren Ursachen klären und die Möglichkeit zur Korrektur erhalten.
Die Studie ermittelte die Fehlerkultur und die emotionalen Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Fehlersituationen in verschiedenen Kontexten (öffentlich, nur von der Lehrperson entdeckt, unentdeckt etc.). Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Fehlersituationen mit negativen Gefühlen verbunden ist, besonders bei öffentlichen Fehlern. Hauptursachen hierfür sind das Gefühl der Inkompetenz und das Versagen bei der Leistungserbringung. Während die meisten Lehrpersonen verständnisvoll und unterstützend reagieren, sind die Reaktionen von Mitschülerinnen und Mitschülern oft als unangenehm empfunden. Der Einfluss der Gleichaltrigen, soziale Vergleichsprozesse und ein Wettbewerbsklima tragen dazu bei, dass sich Lernende bei Fehlern schlecht fühlen. Jedoch sind auch unentdeckte Fehler mit negativen Emotionen verbunden, wobei dieser Effekt mit zunehmendem Alter abnimmt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Fehler im schulischen Kontext unvermeidbar sind und Lernchancen bieten. Eine positive Fehlerkultur, die einen konstruktiven Umgang mit Fehlern ermöglicht, ist entscheidend. Dies bedeutet nicht nur das Fehlen von Sanktionen oder Bloßstellungen, sondern auch die Schaffung einer Umgebung, in der Fehler als normal angesehen und analysiert werden können. Fehler berühren Lernende oft tief, da sie Unzulänglichkeiten aufzeigen und das Selbstwertgefühl bedrohen können, insbesondere da Lern- und Leistungssituationen im Unterricht oft nicht klar getrennt werden. Ein offener und vertrauensvoller Umgang mit Fehlern ist daher essenziell für einen erfolgreichen Lernprozess.
Literatur
Hascher, Tina & Hagenauer, Gerda (2010). Lernen aus Fehlern. In Christiane Spiel, Barbara Schober, Petra Wagner, Ralph Reimann (Hrsg.), Bildungspsychologie (pp.377-381). Hogrefe.
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