Die Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten und Erleben entwickelt elaborierte Bestände von Theorien und empirischen Befunden, auf deren Basis die Prozesse des Unterrichtens und Erziehens beschrieben, erklärt, vorhergesagt und beeinflusst werden können. Aufgrund ihrer psychologischen Perspektive und ihrer methodologischen Vorgehensweise kann sie einen unverzichtbaren und gleichzeitig eigenständigen Beitrag zur wissenschaftlich begründeten Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu leisten.
Schülerinnen und Schüler sollen bekanntlich neues Wissen erwerben, konsolidieren und flexibel einsetzen können sowie entsprechende Kompetenzen aufbauen. Zudem soll die Fähigkeit des selbständigen Lernens auch über den Bereich der Schule hinaus nachhaltig gefördert werden. Lernen dient dem Erwerb von Expertise in spezifischen Aufgaben- und Handlungsfeldern. Dies beinhaltet zunächst die aktive Konstruktion von bedeutungsvollem, wohl strukturiertem und vernetztem Wissen. Des Weiteren beinhaltet Expertise beispielsweise die schrittweise Aneignung, Anwendung und Reflexion effektiver Denk- und Lernstrategien sowie der Argumentationsfähigkeit. Expertise setzt zudem hohe Lernaktivität, ausgedehnte Praxis und Interesse am Lerngegenstand voraus.
Um den Erwerb von Expertise im Bereich schulischer Fertigkeiten und entsprechender Kompetenzen zu fördern, muss sich die Tätigkeit des Lehrens am Lernen von Schülerinnen und Schülern orientieren. Dies setzt nicht nur die Beherrschung vielfältiger Lehrmethoden voraus, sondern erfordert auch genaue Kenntnisse, welche Denk- und Lernprozesse für den schrittweisen Aufbau der jeweils angestrebten Kompetenz erforderlich sind. Des Weiteren sind individuelle Lernvoraussetzungen zu berücksichtigen. Emotionale und motivationale Faktoren, welche auf die Lernbereitschaft und das Leistungsvermögen von Schülerinnen und Schülern einwirken, müssen ebenso bedacht werden wie Lernvoraussetzungen im kognitiven Bereich.
Die Planung und Durchführung von Lehr-Lern-Prozessen umfasst zudem den Einsatz geeigneter Lernmittel, die Gestaltung anregender Lernumgebungen und die Vermittlung und Nutzung zeitgemäßer Informations- und Kommunikationstechnologien. Da Lernen im sozialen Kontext stattfindet, bildet die förderliche Gestaltung von Interaktionsprozessen sowohl zwischen Schülerinnen und Schülern als auch zwischen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrpersonen eine weitere zentrale Bedingung für effektives Lernen und Lehren im Unterricht.
Literatur
Kommission Psychologie in Lehramtsstudiengängen (2002). Psychologie in den Lehramtsstudiengängen – Ein Rahmencurriculum.
WWW: https://www.dgps.de/fileadmin/user_upload/PDF/Kommissionen/Rahmencurriculum_2020.pdf (22-06-09)
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