Argumente nützen gegen Vorurteile so wenig wie Schokolade gegen Verstopfung.
Max Pallenberg
Die OECD-Studie auf Basis der PISA-Daten 2006 kommt zu dem Schluss, dass Leistungsunterschiede zwischen Buben und Mädchen im Laufe der Schulkarriere zunehmen, was auch eine Folge geschlechtsspezifischer Vorurteile:
In Mathematik etwa erzielen Buben und Mädchen gegen Ende der Grundschulzeit bei internationalen Vergleichsstudien fast die gleichen Ergebnisse, bei der PISA-Studie im Alter von 15 Jahren zeigt sich jedoch, dass die Buben in fast allen untersuchten Ländern besser abschneiden als Mädchen.
Im Bereich Leseverständnis sind Mädchen schon in der Grundschule den Knaben überlegen und dieser Unterschied verstärkt sich in der weiteren Schullaufbahn.
Beim Problemlösen schneiden hingegen 15-jährige Mädchen ähnlich gut ab wie Buben, doch liegen sie beim Lösen mathematischer Probleme hinter ihnen zurück. Das hängt möglicherweise mit dem inhaltlichen Kontext zusammen, in dem mathematische Probleme in der Schule dargestellt werden, aber auch mit den Zweifeln, die Mädchen oft an ihrem mathematischen Können haben.
Dieses Unterschiede spiegeln sich letztlich auch in der Motivation und den Einstellungen der Schülerinnen und Schüler zu den verschiedenen Fächern wider, denn Mädchen lesen deutlich lieber als Jungen, sorgen sich aber gleichzeitig stärker um ihre Leistungen in Mathematik.
Auch die neuesten PISA-Studien zum Problemlösem 2014 zeigen durchgehend einen großen Geschlechterunterschied in den Leistungen in beinahe allen 44 teilnehmenden Ländern, wobei Buben häufiger Höchstleistungen als Mädchen erzielen. Auch erreichen in fast allen teilnehmenden Ländern Buben mehr Spitzenleistungen als Mädchen, unter den schwächsten Schülern verteilen sich Buben und Mädchen hingegen ziemölich gleich. Insgesamt zeigen männliche Jugendliche eine größere Bandbreite an Leistungen, von sehr guten bis sehr schlechten, während Mädchen tendenziell eher im Mittelfeld liegen. Man vermutet, dass die Problemlösekompetenz mit einem Grundverständnis für Mathematik zusammenhängt, oder es ist die Angst davor, Fehler zu machen. Wer beim kreativen Problemlösen gut abschneiden will, der muss offen für Neues sein, muss Zweifel und Ungewissheit zulassen und es wagen, intuitiv vorzugehen.
LehrerInnen sollten sich im Unterricht daher der geschlechtsspezfischen Vorurteilen und Erwartungen bewusst werden und Strategien entwickeln, um das Selbstbewusstsein und die Motivation der SchülerInnen in deren „schwachen“ Fächern zu stärken. Es müssen aber auch Familien und die Gesellschaft stärker eingebunden werden, denn in ihnen sind diese Vorurteile mit den damit verbundenen Folgen in starkem Maße verankert.
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