Eine umfassende Meta-Analyse von Jensen & Jorgensen-Wells (2025) untersuchte eingehend, welche Faktoren die elterliche Bevorzugung beeinflussen. Die Studie legte einen besonderen Fokus auf das Geschlecht der Kinder, die Geburtsreihenfolge sowie relevante Persönlichkeitsmerkmale. Die Analyse basierte auf 30 Einzelstudien und 14 umfangreichen Datenbanken. Insgesamt wurden 19.469 Teilnehmer aus Nordamerika und Westeuropa in die Untersuchung einbezogen. Die Ergebnisse lieferten wichtige Erkenntnisse zu den Ursachen elterlicher Präferenzen.
Zunächst konnte gezeigt werden, dass Eltern tendenziell Töchter bevorzugen, unabhängig vom Geschlecht des Elternteils selbst. Dieses Muster zeigte sich sowohl in Nordamerika als auch in Westeuropa, wobei die Bevorzugung von Töchtern in Nordamerika noch stärker ausgeprägt war. Die Autoren diskutieren, dass Töchter möglicherweise als sensibler und emotional offener wahrgenommen werden, was Eltern anzieht.
Darüber hinaus neigen Eltern dazu, gewissenhafte und verträgliche Kinder zu bevorzugen, da diese in der Regel weniger Konflikte mit den Eltern verursachen. Kinder mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen tragen vermutlich zu einem harmonischeren Familienklima bei.
Interessanterweise wurde auch die Geburtsreihenfolge als ein relevanter, wenn auch relativ schwacher Faktor identifiziert. Ältere Kinder genießen offenbar mehr Autonomie und Kontrolle, während jüngere Kinder in anderen Bereichen bevorzugt werden, etwa bei der elterlichen Zuwendung.
Die Studie betont, dass elterliche Bevorzugung langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben kann – insbesondere in Bezug auf die psychische Gesundheit und die familiären Beziehungen. Eltern sollten sich dieser möglichen Konsequenzen bewusst sein und versuchen, allen Kindern die gleiche Aufmerksamkeit und Förderung zukommen zu lassen.
Siehe dazu auch Auswirkungen der Geschwisterposition und Die Geschwisterposition wird überschätzt.
Literatur
Jensen, A. C., & Jorgensen-Wells, M. A. (2025). Parents favor daughters: A meta-analysis of gender and other predictors of parental differential treatment. Psychological Bulletin, doi:10.1037/bul0000458
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