Kognitivistisches Lernen kann man auch als Lernen durch Einsicht, d.h. Lernen durch Verstehen und Nachvollziehen, bezeichnen, wobei es nicht um das sture Wiederholen von Informationen geht, sondern um eine Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt und den Erwerb von Methoden und Fähigkeiten für das Lösen von Problemen. Damit Lernen im kognitivistischen Sinne erfolgreich stattfinden kann, müssen die Regeln der Informationsverarbeitung beachtet und Lerninhalte entsprechend aufbereitet werden, was in mehreren Stufen vor sich geht:
Als erstes gilt es, die Aufmerksamkeit zu wecken, und zwar die allgemeine als auch die gerichtete Aufmerksamkeit. Lernfördernde Reize sollten daher ungewöhnlich, unbekannt und abwechslungsreich sein, wie etwa das Verpacken des Lerninhalts in eine Geschichte, Nutzung von Hervorhebungen, Formulierung von Lernzielen. Danach gilt es, das Vorwissen zu aktivieren, denn neue Informationen werden wesentlich besser verstanden und gespeichert, wenn diese mit bestehendem Vorwissen verknüpft werden können. Zu Beginn eines Lernvorgangs sollte daher ein kurzer Überblick über den folgenden Lernstoff gegeben werden, damit Vorwissen aktualisiert wird, an das die Lernenden dann anknüpfen können. Untersuchungen zeigen (Brod et al., 2016), dasss Menschen deshalb Neues leichter einprägen und lernen können, da ein hohes aufgabenrelevantes Wissen die Bildung neuer Assoziationen im Hippocampus erleichtert und dass dies mit einer verstärkten Kommunikation zwischen dem Hippocampus und semantischen Prozessarealen einhergeht. Daher sollte man bei der Planung von Unterricht verstärkt jene Wissensbestände berücksichtigen, die in Schule, Ausbildung oder am Arbeitsplatz schon erworben worden sind.
Der Lehrende muss auch die Wahrnehmungsprozesse unterstützen, indem er die Lerninhalte so aufbereitet, dass diese vom Lernenden leicht wahrgenommen werden können. Konkret bedeutet das, dass eine abgeschlossene Informationseinheit z. B. nicht mehr als eine Buchseite oder Overheadfolie umfassen sollte. Komplexe Informationen sollten in ihre Bestandteile zerlegt und als aufeinander aufbauende Informationsketten präsentiert werden. Die Gedächtnisleistung der Lernenden kann u.a. neben der Aktivierung von Vorwissen durch Üben, Wiederholungen sowie die Anwendung der neuen Informationen verbessert werden. Durch eine Kontrolle des gelernten Wissens und ein damit verbundenes Erreichen von Lernerfolgen bzw. das Geben von konstruktivem Feedback können das Lernverhalten zusätzlich positiv beeinflussen.
Literatur
Brod, G., Lindenberger, U., Wagner, A. D., & Shing, Y. L. (2016). Knowledge acquisition during exam preparation improves memory and modulates memory formation. The Journal of Neuroscience, 36, 8103–8111.
Stangl, W. (2013). Kognitivismus.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/187/kognitivismus/ (13-07-21)
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