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Geschlechterklischees in technischen Berufen

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Eine neue Studie von Miller et al. (2024) hat gezeigt, dass Geschlechterklischees in technischen Berufen bereits im Kindesalter, sogar bei Kindern ab sechs Jahren, tief verankert sind. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen um mehr Gleichstellung in der Gesellschaft, halten sich diese stereotypen Vorstellungen hartnäckig, dass Technik und Computer eher eine Männerdomän“ seien. Diese Prägung beginnt bereits im frühesten Alter durch Sozialisation in Familie, Umfeld und Medien. Experimente haben gezeigt, dass Erwachsene ihr Verhalten unbewusst an das vermutete Geschlecht eines Babys anpassen. So behandeln sie Jungen und Mädchen von Geburt an unterschiedlich, was deren weitere Entwicklung beeinflusst. Im Laufe des Lebens verstärken sich diese stereotypen Geschlechterbilder dann immer weiter, da Menschen dazu neigen, Beobachtungen und Informationen bevorzugt wahrzunehmen und zu behalten, die zu ihren vorgefassten Vorstellungen passen.

Diese tief verwurzelten Stereotype haben massive Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung von Mädchen und Frauen. Sie beeinflussen maßgeblich deren Studien- und Berufswahl. Das zeigt sich deutlich in den aktuellen Statistiken: Im Wintersemester 2023/24 belegten in Österreich 28% der männlichen Studenten ein technisches Fach, aber nur 10% der Studentinnen. Obwohl es durchaus biologisch bedingte Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, lassen sich die traditionellen Rollenbilder und klassischen Geschlechterstereotype nicht daraus ableiten. Die Studie unterstreicht daher die dringende Notwendigkeit, diese tief verwurzelten Stereotype zu hinterfragen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um eine ausgewogenere Verteilung in technischen Berufen zu erreichen. Nur so können wir die Chancengleichheit von Männern und Frauen in diesem Bereich nachhaltig verbessern.

Die Pädagogin Renate Valtin hatte in einer Studie LehrerInnen der Grundschule gebeten, Kinder im Alter von etwa zehn Jahren einen Text schreiben zu lassen zum Thema „Warum ich gern ein Mädchen/Junge bin“. Als Datenbasis liegen an die 100 Aufsätze aus dem Jahr 2010 sowie 181 Aufsätze aus dem Jahr 1980 vor, sodass Veränderungen in den 30 dazwischen liegenden Jahren untersucht werden können. Dabei erwies sich die Annahme, die Kinder seien heute weit weniger von alten Stereotypen beeinflusst, als falsch. Im Gegenteil sind ihre Aussagen stark von Rollenklischees geprägt. Jungen empfinden sich bereits als das überlegene Geschlecht, das sich körperlich durch Stärke und Schnelligkeit, im technischen Bereich durch größere Geschicklichkeit und im sozialen Bereich durch Dominanz (Mut, Wildheit) auszeichnet. Jungen sind offenbar recht zufrieden mit ihrem Geschlecht, nur ganz selten finden sich kritische Äußerungen dazu. Stereotyp sind auch die Antworten der Mädchen, doch während sich in den Selbstbeschreibungen der Jungen von 1980 und 2010 kaum Unterschiede finden, ist das bei den Mädchen anders. Im Jahr 1980 waren ihre Äußerungen meist auf vier Bereiche gleichermaßen bezogen: praktische Fähigkeiten im Haushalt (25 Prozent), Attraktivität/Kleidung (22 Prozent), körperlich/sportliche Fähigkeiten und Spiele wie Gummitwist, Geräteturnen, mit Puppen spielen (20 Prozent) und soziales Verhalten/Fürsorglichkeit/Bravheit (20 Prozent). Im Jahr 2010 überwiegen hingegen die Äußerungen, die sich auf Schönheit und modische Attribute beziehen, während auf Hausarbeit bezogene Tätigkeiten 2010 nicht mehr genannt werden. Mädchen halten es heute also nicht mehr für so wichtig für ihre Rolle, angepasst zu sein und Fähigkeiten im Haushalt zu beherrschen, doch attraktiv zu sein hat für sie deutlich gewonnen (Stangl, 2014).



Literatur

Miller, D. I., Lauer, J. E., Tanenbaum, C. & Burr, L. (2024). The development of children’s gender stereotypes about STEM and verbal abilities: A preregistered meta-analytic review of 98 studies. Psychological Bulletin, 150, 1363–1396.
Stangl, W. (2014, 13. November). Veränderung der Geschlechterstereotypen in den letzten 30 Jahren. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GESCHLECHT-UNTERSCHIEDE/Geschlecht-Stereotype.shtml


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