Die Vermutung und Hoffnung, dass man an Eliteschulen mehr lernt als an normalen Schulen, wurde von einer amerikanischen Studie (MIT und Duke) widerlegt, die gezeigt hat, dass begabte Kinder die gleichen Leistungen bringen, egal welche Schule sie besuchen. Zu diesem Zweck hat man sechs „exam schools“ in New York und Boston untersucht, also staatliche Schulen, die ihre SchülerInnen in einem strengen Auswahlverfahren (exams) aussuchen. Diese Schulen sind zum Teil hunderte Jahre alt und stehen in dem Ruf, zu dem besten der USA zu gehören, denn ihre Lehrpläne sind nicht nur anspruchsvoll, sondern haben meist eine Ausstattung, von der normale Schulen nur träumen können. Wegen der strengen Auswahl ist dabei das Leistungsniveau der Klassenkameraden sehr hoch ist, denn man ist überzeugt, dass Kinder nicht nur von den LehrerInnen sondern auch von den MitschülerInnen (peers) viel lernen können. In der Studie wurden die Leistungen zweier Schülergruppen mit ähnlichen Voraussetzungen verglichen, und zwar jene, die gerade noch an der Eliteschule angenommen worden waren mit jenen, die es knapp nicht geschafft haben. Das Ergebnis war, dass sich die späteren Leistungen so gut wie gar nicht unterschieden, d.h., obwohl Schüler an Eliteschulen mit leistungsstärkeren Mitschülern und nach einem anspruchsvolleren Lehrplan unterrichtet werden, schneiden sie bei einer Reihe von Tests nicht besser ab. Dass die AbsolventInnen der „exam schools“ später durchwegs so viel bessere Leistungen bringen als andere SchülerInnen liegt also einfach daran, dass sie sich die besten SchülerInnen aussuchen und nicht daran, dass sie ihnen mehr beibringen.
Jeffrey Pfeffer hat übrigens vor etlichen Jahren bei der Auswertung einschlägigen Studien zu MBA-Abschlüssen ebenfalls festgestellt, dass die Qualität der AbsolventInnen nicht in erster Linie durch die Ausbildung, sondern durch die strenge Kandidatenauswahl an den Topschulen zustande kommt. Bei den renommierten Business Schools müssen die StudentInnen zwar Kompetenz zeigen, um aufgenommen zu werden, aber dann kaum mehr, um dort einen Abschluss zu bekommen, denn auch an den angesehenen Schulen scheitern im Schnitt nur wenige Prozent der einmal aufgenommenen StudentInnen in einem der Kurse, was vermutlich auch an den hohen Studiengebühren liegt, die die Motivation, ein einmal begonnenes Studium auch abzuschließen, hoch halten.
Quellen
Schwertfeger, Bärbel (2002). Versager mit Diplom. Die Zeit 36.
Storbeck, Olaf (2011). Eliteschulen Der Mythos von der Kaderschmiede. Zeit online vom 16. August 2011.
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