*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Nach Aussage von Armin Himmelrath gibt es Hausaufgaben seit mehr als 500 Jahren im deutschsprachigen Schulsystem, denn man findet Schulordnungen aus dieser Zeit, in denen schon über die Privatarbeit räsoniert wird, und in der einfach davon ausgegangen wird, dass das zusätzliche Lernen zuhause etwas bringt. Hausaufgaben sind demnach im 19. Jahrhundert fester Bestand des schulischen Unterrichts, wobei den Hausaufgaben oft sogar größere Bedeutung beigemessen wurde als dem Unterricht selbst. Mit der Erteilung von Hausaufgaben ist die Hoffnung verbunden, unterrichtliche Inhalte zu festigen, zu vertiefen oder zur Anwendung zu bringen. Zugleich gehen LehrerInnen und Eltern davon aus, dass die außerunterrichtliche Aufgabe und deren Durchführung den Schüler zur Selbstdisziplinierung führen und bei ihm eine Vorstellung von der angemessenen Ausführung der Aufgabe festigen. Darin finden sich also Erwartungen, die sich auf die Entwicklung von Haltungen richten wie Pflichtgefühl, Eigentätigkeit, Entsagungsbereitschaft, Fleiß, Ausdauer, Sorgfalt, Selbstständigkeit und effektiver Umgang mit begrenzter Zeit. Gerade zu dem letzten Aspekt gehört die von den Eltern geäußerte Angst, wonach zu verhindern sei, dass Schüler in der freien Zeit nach der Schule anderen, dem schulischen Lernen sogar hinderlichen Anregungen ausgesetzt werden. In wohlgemeinter Absicht wird von der Schule die Hoffnung geäußert, dass in der Zusammenarbeit von Schülern und Eltern bei der Erledigung der Hausaufgaben ein wünschenswertes Vertrauensverhältnis entsteht. Diesen Hoffnungen auf positive Wirkungen der Hausaufgaben steht eine Reihe von ablehnenden Argumenten gegenüber, die sich einerseits auf medizinische und psychologische Daten im Bezug auf die Belastbarkeit des Kindes beziehen, andererseits wird auf die fehlende Passung von Hausaufgaben und kindlichem Vermögen hingewiesen. So werden Hausaufgaben gegen den biologischen Tagesleistungsrhythmus durchgeführt, die gesamte Schularbeitszeit des Kindes und des Jugendlichen am Tag überschreitet die Belastungsgrenze um fast 100 %, Hausaufgaben führen zu Konflikten zwischen Eltern und Kindern, Hausaufgaben sind nicht hinreichend individuell gestellt, Schüler trainieren betrügerische Vermeidungs- und Entlastungsstrategien, Hausaufgaben stigmatisieren Schülergruppen nach den Merkmalen „erfolgreichnicht erfolgreich“. Hausaufgaben erweitern aber auch die Schulzeit in juristisch unhaltbarer Form, Hausaufgaben unterstellen fälschlich hinreichende Arbeitsbedingungen im Zuhause der Kinder und nicht zuletzt, dass Hausaufgaben die Eltern überfordern. Nicht selten werden Hausaufgaben mitunter auch dazu missbraucht, Inhalte, für die nicht genügend Unterrichtszeit zur Verfügung stand, auf diesem Wege doch noch zu vermitteln (Boßhammer & Schröder, 2012).
Wenn man dann die wenigen Studien betrachtet, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, dann stellt man fest: Es gibt zwar viele Studien zu Hausaufgaben, aber es gibt keine Studie, die wirklich die Wirksamkeit von Hausaufgaben belegt, bzw. es gibt nur ganz schwache Zusammenhänge zwischen den Hausaufgaben und dem Lernerfolg, doch die überwiegende Zahl der Studien sagt, Hausaufgaben bringen nichts, sie sind pädagogischer Unsinn und sie sind so gesehen Zeitverschwendung. Bei den meisten LehrerInnen, Eltern und Schülerinnen und Schülern gehören jedoch Hausaufgaben selbstverständlich und unhinterfragt zur Institution Schule dazu, d. h., ihre Berechtigung, ihre Sinnhaftigkeit wird von allen Beteiligten selten infrage gestellt und sind im kollektiven Bewusstsein tief verankert. Wenn man aber Studien betrachtet, in denen Kinder, die mehrere Jahre keine Hausaufgaben hatten, mit Kindern verglichen wurden, die mehrere Jahre Hausaufgaben machen mussten, gibt es keine Lernunterschiede, außer das Kinder ohne Hausaufgaben glücklicher waren. Im Grunde ist diese Art von Lernen, sich unter Zwang bestimmte Dinge aneignen zu sollen, auch vom pädagogischen Aspekt her falsch, wenn man denkt, dass man jemanden mit Strafe bedroht und er dann besser lernt. Eigenständige Lernphasen und eigenständiges Lernen müssen entsprechend motiviert sein, als aus einer intrinsischen Motivation entstehen.
*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Harris Cooper, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften, hat in seinem Buch „The Battle over Homework“ seine Forschungen rund um das Thema Hausaufgaben niedergeschrieben. Dabei nennt er fünf Gründe, die gegen Hausaufgaben sprechen, weil sie Kindern die Kindheit und die Freude am Lernen nehmen, denn die Gehirne von Volksschulkindern sind noch nicht so weit entwickelt, als dass sie durch Hausaufgaben Selbstdisziplin und Eigenverantwortung entwickeln könnten. Man vergisst dabei, dass vor allem Volksschüler nur Kinder sind, die Zeit zum Spielen und Entdecken brauchen. Obwohl in diesem Alter Bewegung wichtig ist, sitzen Kinder oft Stunden bei Hausaufgaben. Dabei ist nach der Kindergartenzeit der Umstieg in die Volksschule, wo sie viele Stunden lang geduldig sitzen und sich auch noch konzentrieren müssen, Bewegung zum Lernen enorm wichtig. Die Konzentrationsfähigkeit in diesem Alter reicht einfach nicht aus, um dann auch noch zuhause an den Hausaufgaben zu arbeiten, denn außerhalb der Schule braucht ein Kind in erster Linie Erholung von der Anstrengung der Schule. Hinzu kommt, dass Kinder durch Hausaufgaben die Schule allein mit Anstrengung und einem negativen Gefühl verbinden. Oft leidet auch die Beziehung zwischen den Eltern und ihren Kindern darunter, und das meist langfristig, da nicht selten durch Hausaufgaben Konflikte entstehen.
Siehe dazu Eltern und Hausaufgaben.
Literatur
Boßhammer, H. & Schröder, B. (2012). Von den Hausaufgaben zu Aufgaben in der Ganztagsschule (S. 67-83). In Appel, Stefan & Rother, Ulrich (Hrsg.), Schulatmosphäre – Lernlandschaft – Lebenswelt. Jahrbuch Ganztagsschule. Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Stangl, W. (2020). Über den Sinn von Hausübungen – lerntipp.net. Werner Stangls Texte zum Lernen.
WWW: https://news.lerntipp.net/ueber-den-sinn-von-hausuebungen/ (2020-01-29)
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