Kinder wachsen heute in der Mehrheit ohne näheren Kontakt zur Arbeitswelt auf. Eine multimedial stimulierte Erlebniswelt prägt die frühen Jahre. Entsprechend „geschult“ gehen die meisten Jugendlichen in ihr Berufsleben. „Alltagswahrnehmung und Lernkontexte bedingen wesentlich das implizite Wissen bzw. Nichtwissen über Arbeitsrealitäten. Jugendliche tendieren deshalb zu alternativen Formen der Kontextualisierung von Arbeit“, diagnostiziert Manfred Seifert (TU Dresden) in einem Beitrag im Aufsatzband „Erfolg durch Schlüsselqualifikationen?“
Urs Ruoss, Managing Director bei der Credit Suisse in Zürich, macht auf eine andere, bislang tabuisierte Behinderung beruflichen Erfolgs aufmerksam: Menschen mit Missbrauchserfahrungen verschiedenster Art zeigen „beim Erwachsenwerden Schwierigkeiten bezüglich den Dimensionen Urvertrauen, Autonomie und Initiative“. Ruoss zitiert Studien in der Schweiz, die belegen, dass 34% der Schülerinnen und 11% der Schüler sexuellen Missbrauch erleben.
Claudia Guth, Hauptschullehrerin im bayrischen Oberroning (Kreis Landshut), beschreibt alltägliche Beispiele der Vermittlung und des Trainings beruflicher Schlüsselqualifikationen: Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Zusammenarbeit, Leistungs- und Einsatzbereitschaft, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, Mitverantwortung, Lernenlernen, Problemlösen, Denken in Zusammenhängen, selbständiges Lernen, Umgang mit neuer Kommunikationstechnik.
Um dem Hauptschüler ein realistisches Selbstbild zu vermitteln, empfiehlt die Pädagogin eine ausführliche Bewertung der einzelnen Qualifikationen auf dem Zeugnis. Diese Dokumentation bietet auch bei der Lehrstellensuche dem potentiellen Arbeitgeber eine verlässliche Entscheidungshilfe, betont Claudia Guth.
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Interessanter Artikel. Im Laufe des Lebens wird das Arbeitszeugnis immer wichtiger.
Oh ja, das kenne ich auch. Sogar bis zum Abitur. Allerdings gab es hier ein „Spektrum“ von ca. 1-3 Noten. Die Standardnote war eine 2 (ca. 85-90% der Schüler). Wer negativ oft auffiel, Verhaltensstörungen hatte bekam eine 3. In sehr schweren Fällen gab es ausnahmsweise eine 4!, das stand quasi kurz vor dem Schulausschluss. Und wer eine „umgekehrte Verhaltensstörung“, im Sinne eines überangepassten, unterwürfigen Schülerverhaltens hatte ;-))), oder ansonsten ein Einser -Zeugnis, der bekam dann auch mal ne 1 in jenen Fächern. Denn „optisch“ wäre einem Einser-Zeugnis ja die Standardverhaltens- und fleißnoten nicht bekommen ;-)). Ach ja, das wäre wohl auch noch erwähnenswert: wer von der Standardnote 2 abwich und bzgl. der Notenfindung nachfragte, bekam dann auch eine „Standardbegründung“ ;-)))
Immerhin brachte es mein Volksschullehrer zu Stande, mir vier Jahre Noten in „Betragen“ und „Fleiß „zu geben, und im Gymnasium gab es weiterhin die Noten in „Betragen“ und „Äußere Form der schriftlichen Arbeiten“ 😉
„Um dem Hauptschüler ein realistisches Selbstbild zu vermitteln, empfiehlt die Pädagogin eine ausführliche Bewertung der einzelnen Qualifikationen auf dem Zeugnis.“
Und wie möchte Frau Guth diese Schlüsselqualifikationen messen? Die meisten der genannten Schlüsselqualifikationen entziehen sich einer objektiven, validen und reliablen Messmethode. Mich erstaunt sehr, dass ausgerechnet eine Praktikerin einen solchen Vorschlag macht. Offenbar scheint sich Frau Guth nicht im Klaren darüber zu sein, wie immens allein der Arbeitsaufwand für eine recht „grobe“ Messung der genannten Qualifikationen wäre. Nicht ohne Grund gab und gibt es immer noch eine heftige Debatte um die Messung der Kopfnoten in NRW. Dieselbe „Messproblematik“ würde in weitaus größerem Umfang auch bzgl. der genannten Schlüsselqualifikationen auftreten:(siehe auch: Das „Kopfnoten-Dilemma“ in NRW (Teil 1) und Das „Kopfnoten-Dilemma“ – Teil 2)