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Was leistet die Lernpsychologie für die Pädagogik?


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Die Lernpsychologie liefert zentrale theoretische Grundlagen zur Analyse, Erklärung und Gestaltung von Lernprozessen (Edelmann & Wittmann, 2019). Für Praxisanleitende und Lehrende ergibt sich daraus die Aufgabe, Lernende unter Berücksichtigung ihrer individuellen Voraussetzungen, Vorerfahrungen und Kompetenzstände zu begleiten. Eine solche lernprozessbegleitende Diagnostik ermöglicht es, Lernangebote adaptiv zu planen und an den jeweiligen Entwicklungsstand anzupassen (Helmke, 2022).

Lernumgebungen sollten so gestaltet sein, dass sie Motivation, Selbstwirksamkeit und aktive Beteiligung der Lernenden fördern. Forschungsergebnisse zeigen, dass insbesondere die wahrgenommene Selbstwirksamkeit einen bedeutsamen Einfluss auf Lernbereitschaft, Ausdauer und Leistung hat (Bandura, 1997). Lernprozesse verlaufen nachhaltiger, wenn Lernende in Zielsetzungen einbezogen werden und Gestaltungsspielräume erhalten, etwa durch partizipative Lernziele oder selbstständige Problemlöseaufgaben (Deci & Ryan, 2000).

Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Berücksichtigung individueller Lernstrategien. Lernpsychologische Modelle gehen davon aus, dass Lernende Informationen auf unterschiedliche Weise verarbeiten und dabei verschiedene kognitive und metakognitive Strategien nutzen (Mandl & Friedrich, 2006). Eine adaptive Lernprozessgestaltung, die unterschiedliche Zugänge wie Beobachtungslernen, verbale Instruktion oder reflektierende Lernphasen integriert, trägt zur Effektivität des Lernens bei.

Zentrale Bedeutung kommt zudem der Rückmeldung im Lernprozess zu. Wirksames Feedback ist zeitnah, spezifisch und auf Entwicklungsprozesse bezogen und unterstützt nachweislich den Kompetenzaufbau (Hattie & Timperley, 2007). Ebenso ist das Etablieren einer lernförderlichen Fehlerkultur von hoher Relevanz. Das Bereitstellen geschützter Übungsräume, in denen Fehler als integraler Bestandteil des Lernprozesses reflektiert werden, fördert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch die Entwicklung professioneller Handlungssicherheit (Oser & Spychiger, 2005).

Insgesamt trägt die bewusste Anwendung lernpsychologischer Erkenntnisse zur Schaffung eines lernförderlichen Klimas bei, das nachhaltige Kompetenzentwicklung unterstützt. Lernende werden darin gestärkt, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen, diesen kritisch zu reflektieren und langfristig selbstgesteuert weiterzuentwickeln (Zimmerman, 2002).

Literatur

Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York, NY: Freeman.
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The “what” and “why” of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227–268.
Edelmann, W., & Wittmann, S. (2019). Lernpsychologie (8. Aufl.). Weinheim: Beltz.
Hattie, J., & Timperley, H. (2007). The power of feedback. Review of Educational Research, 77(1), 81–112.
Helmke, A. (2022). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Seelze: Kallmeyer.
Mandl, H., & Friedrich, H. F. (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe.
Oser, F., & Spychiger, M. (2005). Lernen ist schmerzhaft: Zur Theorie des negativen Wissens und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim: Beltz.
Zimmerman, B. J. (2002). Becoming a self-regulated learner: An overview. Theory Into Practice, 41(2), 64–70.


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