Zum Inhalt springen
Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Gefühlsstarke Kinder sind nach Nora Imlau jene Kinder, die früher als schwierig, schwer erziehbar oder als verhaltensoriginell bezeichnet wurden. Sie werden oft als besonders impulsiv, wild und anstrengend wahrgenommen, wobei sie gleichzeitig häufig aber auch besonders sensibel und kreativ sind. Man kann gefühlsstarke Kinder von Gleichaltrigen vor allem darin unterscheiden, dass sie ihre Emotionen und Bedürfnisse besonders stark empfinden und ausleben. Früher galten solche als schwer erziehbare, renitente, aufmüpfige, anstrengende, schwierige Kinder, als kleine Tyrannen und Terrorzicken, als Draufgänger und Dramaqueens. Es gibt typische Merkmale für gefühlsstarke Kinder:

  • Sie erleben und äußern Gefühle besonders intensiv und springen dabei häufig von einem Extrem ins nächste.
  • Sie sind sehr ausdauernd und hartnäckig und lassen so leicht nicht locker, wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt haben.
  • Sie sind überdurchschnittlich sensibel, dadurch auch leicht reizüberflutet und sehr verletzlich.
  • Sie sind außergewöhnlich offen für alle Eindrücke und nehmen ihre Umwelt ganz genau wahr.
  • Sie haben ein Thema mit Routinen: Entweder beharren sie stark auf immer gleichen Abläufen, von denen um keinen Preis abgewichen werden darf, oder sie empfinden jeden Form von Rahmen als Freiheitsbeschränkung und wehren sich mit aller Macht gegen immer gleiche Abläufe im Alltag.
  • Sie verfügen über eine scheinbar niemals endende Energie, haben einen großen Bewegungsdrang, und brauchen im Vergleich zu anderen Kindern ihres Alters viel weniger Schlaf.
  • Sie tun sich sehr schwer mit Veränderungen und Übergängen, und jede neue Umgebung bedeutet erst einmal Stress, jeder Wechsel zwischen Bezugspersonen fällt schwer.
  • Sie sind oft sehr nachdenklich, philosophisch und grüblerisch und machen sich auch über traurige und schwierige Themen viele Gedanken. Deshalb wirken sie oft ernster als andere Kinder.

Diese verschiedenen Merkmale zeigen sich bei jedem Kind unterschiedlich stark, und auch in verschiedenen Altersstufen verschieden ausgeprägt, doch die Grundeinstellung gefühlsstarker Kinder ist ein überdurchschnittlich intensives Gefühlsleben, ein hoher Energielevel und eine große Reizoffenheit.

Etwa jedes achte Kind erlebt extreme Gefühle und reagiert sensibel auf seine Umwelt, wobei es für die Eltern wichtig ist, die besonderen Fähigkeiten ihrer Kinder zu erkennen und akzeptieren zu lernen. Für die Eltern sind dieser besonderen Kinder eine echte Herausforderung, sie zu begleiten, wobei viele an ihren Fähigkeiten als Eltern zweifeln oder sich fragen, was sie falsch gemacht haben bzw. falsch machen. Die meisten Eltern fühlen sich für das auffällige Verhalten ihrer Kinder verantwortlich, suchen die Schuld zunächst bei sich selbst und ihren Kindern, aber auch der Druck und die Erwartungshaltung von außen machen es Familien mit gefühlsstarken Kindern häufig schwer, den Alltag zu meistern.

Diese Gefühlsstärke ist meist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, d. h., jeder Mensch kommt mit einer individuellen Grundeinstellung des Gehirns zur Welt, die bestimmt, wie Reize von außen wahrgenommen und verarbeitet werden, wie gut oder schlecht sie sich beruhigen können, wie intensiv Sinneseindrücke wahrgenommen werden, wie viel Bewegung sie brauchen, um sich gut zu fühlen und auch, wie sehr sie die Gefühle anderer Menschen in unserer Umgebung erspüren können. Da Gefühlsstärke angeboren ist, haben Eltern darauf genauso wenig Einfluss wie auf die Haar- oder Augenfarbe ihrer Kinder.

Manche Eltern können nicht nachvollziehen, warum ihr Kind es nicht schafft, sich zusammenzureißen, aber ihr Emotionszentrum, die Amygdala, reagiert auf Wut und Angst besonders empfindlich, sodass schon bei einem relativ geringen Stresslevel ein Signal an das Stammhirn gesendet wird, in den Notfallmodus umzuschalten. Dadurch reagieren Kinder mit dieser Gehirnstruktur auf Kleinigkeiten, als wären sie eine Katastrophe, wobei die Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind ständig überreagiert. Wenn das Gehirn der Kinder im Notfallmodus ist, können sie sich kaum selbst aus ihren Gefühlsanfällen befreien, d. h., sie schreien, schlagen um sich, beißen, werfen sich auf den Boden und es dauert oft sehr lange, bis sie es schaffen, sich zu beruhigen. Eltern sollten dabei die Kinder liebevoll begleiten, geduldig abwarten und nicht wegen ihres Verhaltens zu tadeln, sondern Nähe und Körperkontakt zulassen, wobei gerade in den ersten Lebensjahren gefühlsstarke Kinder besonders viel Zuwendung und Unterstützung im Umgang mit ihren extremen Emotionen brauchen. Wichtig für Eltern ist zu erkennen, dass das Kind das nicht mit Absicht macht bzw. das Kind will mit seinem Verhalten die Eltern auch nicht ärgern. Für Eltern gefühlsstarker Kinder ist es aber auch wichtig, gut auch auf sich selbst zu achten, denn da die Erziehung eines solchen Kindes so anstrengend ist, können sie sich oft nicht mehr abgrenzen. Die schwierigste Balance für Eltern von gefühlsstarken Kindern ist daher, mit diesen verbunden zu bleiben, aber trotzdem die eigenen Grenzen zu wahren, d. h., man ist für sie da, aber lässt sich nicht von ihnen in dieses große Gefühl mit hineinreißen.



Literatur

https://www.mini-and-me.com/mein-gefuehlsstarkes-kind-verstehen-und-begleiten-und-8-typische-merkmale-gefuehlsstarker-kinder/ (18-11-11)


Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::

Schreibe einen Kommentar