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Multitasking eine Illusion

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Der Begriff Multitasking kommt aus dem Computer-Bereich und beschreibt die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Aufgaben praktisch gleichzeitig auszuführen. Dieses Bild wendet man seit geraumer Zeit auch auf Menschen an und spricht bei ihnen von guten oder schlechten Multitaskern. Was Menschen als Multitasking erleben, liegt vermutlich an der Struktur des Arbeitsgedächtnisses, das sie in begrenztem Maße dazu befähigt, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, jedoch ist es nur bei Routineaufgaben wie Turnübungen, Erdäpfelschälen, Kochen, Duschen oder Lesen möglich, dabei gleichzeitig die Gedanken schweifen zu lassen. Das Arbeitsgedächtnis unterstützt Menschen daher in ihren alltäglichen Planungen, denn während Routinetätigkeiten können  die Gedanken zu aktuellen Problemen abschweifen, die nebenher durchdacht werden können. Dieser Gehirnspeicher sorgt schließlich auch dafür, dass man einen Text lesen kann, ohne am Satzende wieder den Satzanfang zu vergessen. Wenn man allerdings die Gedanken schweifen lässt, verbraucht man immer Ressourcen, sodass es zu dem bekannten Effekt kommt, dass man am Ende einer Lektüre möglicherweise gar nicht mehr weiß, was man eigentlich gelesen hat.

Sich kurz etwas zu merken, ist in der Regel kein Problem, aber oft sind Erinnerungen flüchtig, vor allem dann, wenn man abgelenkt ist, also etwa beim Autofahren zu telefonieren, beim Fernsehen zu chatten, bei einem Meeting nebenbei den nächsten Tag zu planen. Das liegt am Ultra-Kurzzeitgedächtnis, das aus elektrischen Impulsen in den Nervenzellen besteht, und die Information nur wenige Sekunden vorrätig hält. Im Kurzzeitgedächtnis bilden die Nervenzellen schon Proteine als Informationsträger aus, die aber nach einigen Minuten wieder zerfallen, es sei denn, sie werden zuvor fest in die Synapsen eingebaut. Aber erst dann, wenn das Gelernte im Langzeitgedächtnis angekommen ist, wird es dauerhaft gespeichert. Allerdings treten die Erinnerungen beim Übergang ins Langzeitgedächtnis zueinander Konkurrenz: kommt nur eine Information alleine an, können die Gedächtnismoleküle das Neue gut in den Synapsen verankern, folgt aber schnell ein anderer Reiz, verbraucht eine andere Synapse die Gedächtnisbausteine und die erste Information wird nicht gespeichert. Treffen mehrere Informationen gleichzeitig ein, entscheidet in der Regel der Zufall, welche davon gespeichert wird.

Die Multitasking-Fähigkeit des Gehirns ist daher ein Mythos, da die Psychologie schon lange nachgewiesen hat, dass das menschliche Gehirn nicht in der Lage ist, zwei komplexe Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, vielmehr wechselt es sehr schnell zwischen Aufgaben hin und her, wobei der präfrontale Cortex dafür zuständig ist. Da diese Gehirnregion relativ spät meist erst gegen Ende der Jugendzeit ausreift und sich auch im Alter auch wieder etwas zurückbildet, haben sowohl Kinder als auch ältere Menschen mit der Gleichzeitigkeit von mehreren Aufgaben erhebliche Probleme. Multitasking senkt nach Studien vor allem bei älteren Menschen die Arbeitsproduktivität und verursacht Stress, wobei insbesondere die Gedächtnisleistung nach ständigen Unterbrechungen stark nachlässt. Clapp, Rubens, Sabharwal & Adam Gazzaley (2011) ließen die Probanden zunächst eine Szene beobachten, wobei jedoch mehrere Sekunden lang ein Gesicht eingeblendet wurde, dessen Geschlecht und Alter sie schätzen sollten. Anschließend wurden Fragen zur Anfangsszene gestellt, wobei die Testpersonen im Alter von 20 bis 39 Jahren recht gut mit der Unterbrechung umgehen konnten, fiel es der Gruppe der 60- bis 80-Jährigen sichtlich schwerer, sich von einer Sekunde auf die andere daran zu erinnern, was sie ursprünglich tun sollten. Den jüngeren Probanden war es möglich, die von einer Aufgabe besetzten Gehirnbereiche schneller auszuschalten, um sich dann wieder der anderen Tätigkeit zu widmen, während bei älteren Probanden und Probandinnen blieben diese Gehirnabschnitt länger aktiv blieben. Daraus lässt sich ableiten, dass ältere Arbeitnehmer, die am Arbeitsplatz mit ständigen Unterbrechungen zu kämpfen haben, sei es nur ein Telefonanruf oder eine neue E-Mail, mehr Zeit für ihre Aufgaben benötigen als jüngeren Kollegen.

Diese Fähigkeit zum scheinbaren Multitasking kann aber nach neueren Forschungen durch Trainings auch nachhaltig verbessert werden, wobei die Kinder als auch die älteren Erwachsenen deutlich vom Training profitieren, und auch ein Transfer auf verwandte Aufgabenstellungen nachgewiesen werden konnte.

Clifford Nass (Stanford University) testete Multitasker darauf, was sie denn nun besser können als andere und fand diese Personen, die überdurchschnittlich viele Medien gleichzeitig konsumieren, nur als ziemlich unkonzentriert, denn sie ließen sich beim Erledigen einer Aufgabe viel leichter ablenken als die Probanden und Probandinnenen der Vergleichsgruppe, die selten mehrere Medien gleichzeitig konsumieren, wodurch sich die Multitasker sich durch störende Signale eher ablenken ließen und mehr Zeit für die jeweilige Tätigkeit brauchten. Auch Informationen, die sie in ihrem Kurzzeitgedächtnis behalten hatten, konnten die Multitasker schlechter in wichtige und unwichtige einteilen und brauchten länger, um von einer zur anderen Tätigkeit zu wechseln. Dabei spielt gerade das schnelle Hin-und Herwechseln beim Multitasking die wichtigste Rolle. Vermutlich denken Multitasker stets darüber nach, was sie zuvor getan haben oder in Zukunft machen werden, und verschlechtern dadurch ihre Denkleistung. Bei intensivem Multi-Tasking leidet offensichtlich die Fähigkeit , unwichtige Einzelheiten aus dem breiten Informationsfluss zu filtern und die entscheidenden Details im Gedächtnis abzuspeichern, wobei die mangelnde Konzentration auch beim Umschalten zwischen verschiedenen Aufgaben recht deutlich sind. Die Studenten, die besonders viele Medien gleichzeitig nutzten, reagierten deutlich langsamer als solche, die nicht so intensives Multi-Tasking betrieben. Ob der Unterschied bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Fakten in der schwächeren Gruppe am Multitasking liegt oder aber Menschen mit geringerer Konzentrationsfähigkeit zum Multitasking neigen, kann in solchen Untersuchungen natürlich nicht bestätigt werden.

Mit der Explosion der digitalen Medien und Technologien wird die Aufmerksamkeitsökonomie im Leben der Menschen immer wichtiger, wobei der Aufstieg der gegenwärtigen digitalen Kultur mit den seit langem bestehenden wissenschaftlichen Fragen zusammen fällt, warum sich Menschen manchmal erinnern und manchmal vergessen und warum sich manche Menschen besser erinnern als andere. Madore et al. (2020) haben untersucht, ob die spontane Aufmerksamkeit negativ mit dem Erinnern korreliert. Dabei zeigte sich, dass Probanden, die regelmäßig Medien-Multitasking betreiben, eine wesentlich schlechtere Gedächtnisleistung zeigen als jene, die sich im Alltag eher auf eine Informationsquelle zu einer Zeit konzentrieren. Als Kriterium für Unachtsamkeit, Abschweifen und Ablenkbarkeit wurden die Verengung des Pupillendurchmessers und Aktivitäten im hinteren Bereich des Schädels in Verbindung gebracht. Multitasker zeigten während einer Gedächtnisübung neuronale Aussetzer, denn verengen sich die Pupillen, ist das ein Hinweis auf einen Leistungsabfall, d. h., es kommt zu längeren Reaktionszeiten und abschweifenden Gedanken, was zeigt, dass die im Alltag oft geteilte Aufmerksamkeit dazu führt, sich insgesamt schlechter konzentrieren zu können, was wiederum die Gedächtnisleistung negativ beeinflusst. Zwar lässt sich aus dieser korrelativen Studie keine Kausalität belegen, denn Aufmerksamkeitsprobleme können auch umgekehrt den Medienkonsum beeinflussen, denn wer sich nicht lange konzentrieren kann und schnell abschweift, tendiert möglicherweise dazu, viele kleine Informationshappen parallel bzw. kurz hintereinander konsumieren zu wollen.

In einer neueren Untersuchung von Strayer, Watson, Jason & Drews (2011) an zweihundert StudentInnenen an einem Fahrsimulator, bei dem die Probanden gleichzeitig Aufgaben lösen und immer wieder in kritische Situationen versetzt wurden zeigte sich,  dass 97,5 Prozent beim Multitasking schlechter abschnitten, als wenn sie die ihnen gestellten Aufgaben getrennt voneinander erfüllten, wobei die Gedächtnisleistungen um elf und die Mathematikleistung um drei Prozent zurück gingen, die Bremszeit verlängerte sich um 20 Prozent. Nur 2,5 Prozent der Probanden schnitten beim Multitasking gut ab, d.h., sie lieferten gleiche und bessere Ergebnisse als beim getrennten Absolvieren der Aufgaben. Offenbar gelingt es nur ganz wenigen Probanden, beim simultanen Arbeiten ausreichende Konzentration auf die einzelnen Aufgaben aufzuteilen. Diese wenigen Probanden waren offenbar intelligenter und kümmerten sich gezielter um das Wichtige und schoben das Unwichtige beiseite. Sie konnten also aus den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen besser diejenigen herausfiltern, die im Augenblick relevant waren, wodurch sie weniger abgelenkt wurden und genug Hirnressourcen blieben, um auch anspruchsvolle Aufgaben zeitgleich bewältigen zu können. Übrigens drehen die meisten AutofahrerInnen das Radio beim Einparken leiser oder schalten es ganz aus, da sie intuitiv spüren, dass es deren Konzentrationsfähigkeit übersteigt, gleichzeitig von lauter Musik beschallt zu werden und im Rückwärtsgang den Weg in eine Parklücke zu finden. Während beim Fahren lediglich der Verkehr im Auge behalten werden muss, werden beim Einparken wesentlich Anforderungen an das räumliche Denken und die Koordination verschiedener Bewegungsabläufe gestellt, wobei beim Rückwärtsfahren die Anforderungen an die Konzentration und Koordination noch einmal höher sind.

Die menschliche Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource und Menschen sind einfach nicht in der Lage, zwei hohe Konzentration erfordernde Tätigkeiten gleichzeitig zu bewältigen. In der Praxis muss man letztlich immer zwischen zwei Aufgaben hin und her springen, was „Zeitlöcher“ bewirkt, die zwangsläufig die Qualität beider Tätigkeiten schmälern. Immer wieder wird Napoleon als als Beispiel angeführt, doch seine Fähigkeit bestand lediglich darin, mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten binnen sehr kurzer Zeit zu kommunizieren, was Auswirkungen auf seine Kommandostruktur hatte, denn Napoleon musste als oberster Heerführer nur befehlen und nicht endlose Heeressitzungen durchführen. Allmählich überfrachtete zunehmender militärischer Erfolg und der nicht vollzogene Rollenwechsel auch Napoleon mit Informationen, führten zur Selbstüberschätzung und letztlich zur militärischen Niederlage

So verwundert auch nicht eine Studie von Psychologen der Universität Jena zur Wahrnehmung von emotionalen Reizen, dass die Konzentration auf eine visuelle Aufgabe in diesem Augenblick die Aufnahme und Verarbeitung von akustischen Reizen blockiert. Wenn z.B. ein Mann mal das Gesicht hinter einer Zeitung verbirgt und in die Sportberichte vertieft ist, während sich die Frau mit ihm unterhalten möchte und er auch auf die dritte Frage von ihr, inzwischen in deutlich verärgertem Ton, noch immer nicht reagiert, dann ist das nicht Desinteresse, sondern der Mann kann die Frau in dieser Situation gar nicht hören. Dieses Ergebnis widerspricht der Annahme, dass soziale emotionale Reize, insbesondere Wut, vom Gehirn automatisch verarbeitet werden, sondern das funktioniert nur nur, wenn Menschen nicht von visuellen Informationen abgelenkt sind.

Auch beim Lügen beschäftigt der Mensch notgedrungen einen Teil seines Gehirns – und der steht dann nicht mehr für andere Tätigkeiten zur Verfügung. Wie Luria und Rosenblum in“Applied Cognitive Psychology“ schreiben, hat auch das Dual Tasking Grenzen: Wenn eine Aufgabe zu komplex wird, leidet die Ausführung einer anderen. So ist Schreiben eine automatisierte Angelegenheit, wobei ein Schreibender aktiv darüber nachdenkt, was er schreibt und wie er formuliert, aber nicht, wie groß ein Buchstabe im Vergleich zu einem anderen ist. Ein Lügner, der eine Unwahrheit zu Papier bringen will, unterdrückt diesen automatisierten Prozess aber und muss einen größeren Teil der Schrift aktiv produzieren, was zu verräterischen Veränderungen im Schriftbild führt. Studenten mussten in einem Experiment jeweils eine wahre und eine erfundene Geschichte in wenigen Sätzen schildern und auf eine mit Sensoren ausgestattete Oberfläche schreiben. Danach wurden die Eigenschaften des Schriftbildes analysiert (Druck, Größenverhältnisse der Buchstaben, Flüssigkeit des Schreibens). Man fand dabei signifikante individuelle Unterschiede zwischen den wahren und falschen Schilderungen einer Person.

Menschen unterschätzen ihre Ablenkbarkeit

In der Zeitschrift „Cyberpsychology, Behaviour and Social Networking“ berichten Brasel & Gips (2011), dass ein paralleles Zweitmedium immer in bedenklichem Ausmaß ablenkt, ohne dass man sich dessen bewusst wird und die Effizienz und Produktivität in Frage stellt. In einen Experiment mit Probanden und Probandinnen, die in einem Raum mit Fernseher und Computer saßen und etwa eine halbe Stunde lang Zeit hatten, nach freiem Ermessen beide Medien zu nutzen, wurden mit einer Kamera die Augenbewegungen gefilmt. Zwar blickten die Probanden zwei Drittel der Zeit auf den Computer, doch im Durchschnitt wechselten alle 14 Sekunden die Augen zwischen den Bildschirmen, meist für Seitenblicke von zwei Sekunden oder weniger. Kaum jemals konzentrierten sie sich länger als eine Minute auf einen der beiden Bildschirme (Computer 7,5%, Fernseher 2,9%). Der Wechsel verlief fast ausschließlich unbewusst, denn die Probanden unterschätzten die Häufigkeit, wie oft ihr Blick gewandert war, in hohem Ausmaß. Sie fassen zusammen: „This overall pattern of results highlights the importance of exploring new media environments, such as the current drive toward media multitasking, and reinforces that self-monitoring, post hoc surveying, and lay theory may offer only limited insight into how individuals interact with media“.

Aus einem Gespräch von Norbert Lossau mit dem Hirnforscher Ernst Pöppel:

Es gibt hier ein großes Missverständnis. Aus neurobiologischer Sicht gibt es schlicht kein Multitasking. Das Gehirn kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren, denn das Bewusstsein hat zu jedem Zeitpunkt immer nur einen Inhalt. Multitasking kann also nur bedeuten, dass ein Mensch innerhalb eines größeren Zeitraums nacheinander verschiedene Dinge tut. In einem solchen Zeitfenster lassen sich natürlich viele Dinge erledigen. Aber dieser Modus ist ungeeignet, um Wissen aufzunehmen und nachhaltig im Hirn zu verankern. Menschen, die auf diese Weise den ganzen Tag lang Dinge nur erledigen, wissen am nächsten Morgen nicht mehr, was sie gemacht haben. (…) Es würde in Deutschland einen unglaublichen Innovationsschub geben, wenn alle Menschen mal eine Stunde am Tag nicht kommunizieren und sich mal auf irgendeine Sache richtig konzentrieren würden. Man muss dem Gehirn einfach mal eine Chance geben und es in Ruhe denken lassen. Nur so können neue Gedanken entstehen. Das sollten auch die Pädagogen begreifen. Schule muss neu organisiert werden und schon im Kindergarten sollte man beginnen, aufmerksam zu lernen.“

Aufklärung hilft

In einer amerikanischen Studie sollte festgestellt werden, wie weit verbreitet abgelenktes Fahren unter dem medizinischen Personal der Universität von Arizona war, bzw. wie das Bewusstsein für die Risiken geschärft werden kann. Zunächst observierte man die Ausfahrt des Angestelltenparkplatzes der Universität und zählten eine Woche lang, wie oft Pfleger und Ärzte abgelenkt wegfuhren. Es folgten eine Umfrage und eine Aufklärungskampagne. In der Umfrage gaben 35,5 Prozent der Befragten zu, sich beim Fahren ablenken zu lassen, 4,5 Prozent hatten gar schon einen Unfall deswegen. Schließlich wurden die Teilnehmer darüber aufgeklärt, warum es gefährlich ist, am Steuer Geräte zu bedienen, die in der Hand gehalten werden müssen.  Gleichzeitig hängten die Wissenschaftler Aufklärungsposter in der Cafeteria aus und verteilten Informationsbroschüren über abgelenktes Fahren. In einer zweiten Umfrage gaben 77 Prozent an, sich nun besser informiert zu fühlen, 91 Prozent befürworteten Gesetze gegen abgelenktes Fahren. Schließlich beobachtete man das Fahrverhalten des Personals eine weitere Woche, und führte sechs Monate nach der Intervention eine dritte Umfrage durch. Die Anzahl der Fahrer, die abgelenkt fuhren, ging nach diesen Daten um 50 Prozent zurück, und der Effekt hielt auch noch ein halbes Jahr nach der Kampagne an.

Zwei Gehirnhälften, maximal zwei Aufgaben scheinbar gleichzeitig

Charron & Koechlin (2010 haben in einer Studie gezeigt, dass das menschliche Gehirn maximal zwei einigermaßen anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig bewältigen kann, wobei gleichzeitig allerdings in dem Fall oft zwangsläufig parallel bedeutet, denn das Gehirn bearbeitet Aufgaben immer nacheinander, gestaffelt und zeitlich gerafft. Das Gehirn legt, wenn es eine Aufgabe für die Bearbeitung einer zweiten unterbricht, dabei die wichtigsten Inhalte der ersten in einem Zwischenspeicher ab, d.h., es teilen sich die zwei Frontallappen die Arbeit, indem sie simultan die zwei Ziele und damit verbundene Handlungen repräsentieren. Der hinterste Teil der Frontallappen ermöglicht es dann, zwischen diesen Zielen hin- und herzuschalten, also eines zu verfolgen, während das andere Pause hat. Diese Teilung zwischen den Hemisphären erklärt, warum Menschen nie mehr als zwei Aufgaben korrekt ausführen können.Eine Übung der Multitaskingfähigkeiten bedeutet daher nur, die Geschwindigkeit der Signalübertragung in den betreffenden Gedächtnis- und Verarbeitungszentren zu steigern, was bis zu einem gewissen Grad möglich ist, aber nie wirklich verlustfrei funktioniert. Da der Mensch nur zwei Gehirnhälften besitzt, ist diese Form des falschen Multitasking also nur bei zwei Aufgaben möglich, d.h., hier liegt die Kapazitätsgrenze, die Menschen in ihren höheren kognitiven Funktionen stark einschränkt. Die Studienergebnisse erklären übrigens auch, warum Menschen zwr gut im Lösen von binären Aufgaben sind, aber bei Multiple-Choice-Aufgaben mit mehr als zwei Alternativen eher schlecht abscheiden.

dynaxity

Genaue Alltagsbeobachtungen haben ohnehin Multitasking längst als Mythos etlarvt, etwa durch den vertrauten Anblick eines auf der Autobahn zwischen den Fahrspuren herumschlingernden Wagens, dessen Fahrer am Mobiltelefon seinen Geschäften nachgeht. Lothar Seiwert, ein anerkannter Experte für Zeit- und Lebensmanagement, bezeichnet eine  Kombination aus Dynamik und Komplexität als Dynaxity und meint damit, dass das atemberaubende Tempo, die ständig wachsenden Informationsmengen, Vernetzungsmöglichkeiten und Verbreitungsgeschwindigkeiten zusammen eine gefährliche Mischung ergeben, die Menschen nachhaltig belastet.

Die Zahl der Unfälle, die auf eine Ablenkung des Fahrers zurückzuführen sind, hat in den USA einen Höchststand erreicht. Nach einer Statistik der US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit NHTSA wurden 2012 in den USA 421 000 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, bei denen ein Fahrer abgelenkt war, 3328 Menschen wurden deshalb getötet. Man schätzt, dass bei 80 Prozent aller Unfälle der Fahrer in den drei Sekunden vor dem Zusammenstoß unkonzentriert war, woran nicht nur das Handy schuld war, denn schon einfache Aktivitäten wie ein Gespräch oder das Wechseln des Radiosenders könnten zu einem Unfall führen. Im Übrigen entspricht die Nutzung eines Handys beim Fahren einem Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille. Zudem kostet das Schreiben einer SMS im Durchschnitt fünf Sekunden der Aufmerksamkeit, die eigentlich der Straße gelten sollte. Fährt man mit knapp 90 Stundenkilometern, ist das, als ob man ungefähr über die Länge eines Fußball-Feldes mit verbundenen Augen rast.

Ältere Menschen können schlechter umschalten

Adam Gazzaley hat in einem Experiment mit Versuchsteilnehmern unterschiedlichen Alters festgestellt, dass vor allem bei Älteren Menschen die Gedächtnisleistung bei ständigen Unterbrechungen stark nachlässt. Er ließ Teilnehmer zunächst eine Szene beobachten, bei der mehrere Sekunden lang ein Gesicht eingeblendet wurde, dessen Geschlecht und Alter die Probanden schätzen sollten. Daran anschließend wurden wieder Fragen zur Anfangsszene gestellt, wobei sich zeigte, dass Probanden im Alter von 20 bis 39 Jahren recht gut mit der Unterbrechung umgehen konnten, während es der Gruppe der 60- bis 80-Jährigen schwerer fiel, sich von einer Sekunde auf die andere daran zu erinnern, was sie ursprünglich tun sollten. Da man gleichzeitig die Abläufe im Gehirn beobachtete, zeigte sich, dass es den jüngeren Probanden möglich war, die von einer Aufgabe aktiven Gehirnbereiche schneller „auszuschalten“, um sich dann wieder der ursprünglichen Tätigkeit zu widmen, während bei Alteren blieben diese Gehirnabschnitte länger aktiv blieben.

In einer Studie bei Gesundheits- und Krankenpflegern zeigte sich, dass Pflegekräfte während ihrer Schicht häufig unterbrochen werden, unter Erschöpfung litten und auch die Leistung sank deutlich. Diese Ergebnisse belegen, dass Arbeitsunterbrechungen eine auf Tagesebene wirkende Belastung darstellen, wobei Ältere besser als Jüngere mit Unterbrechungen umgehen können und waren am Abend weniger mitgenommen waren. Insbesondere erschöpfte Multitasking und wirkte sich negativ auf die Arbeitsqualität aus, denn wenn die Krankenpfleger verschiedene Dinge gleichzeitig tun mussten, waren sie nach der Schicht erschöpft, wobei das Alter hierbei keine puffernde Wirkung hatte, sondern die negativen Multitaskingeffekte noch verstärkte (vgl. Baethge & Rigotti, 2013).

Geschlechtsunterschiede im Multitasking

Nach einem populären Stereotyp sind Frauen angeblich besser im Multitasking als Männer, aber empirische Beweise für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Multitasking-Leistung sind äußerst widersprüchlich. Frühere Arbeiten haben sich dabei oft auf spezifische Aspekte des Multitasking konzentriert und auch geschlechtsspezifische Unterschiede in den Fähigkeiten, die zur Leistung des Multitasking beitragen, nicht berücksichtigt. Hirsch et al. (2019) haben daher Geschlechtsunterschiede im sequentiellen und gleichzeitigen Multitasking überprüft, während mögliche Geschlechtsunterschiede im Arbeitsgedächtnis, in der Verarbeitungsgeschwindigkeit, in den räumlichen Fähigkeiten und in der fluiden Intelligenz kontrolliert wurden. Konkret mussten in dieser Untersuchung die Probanden und Probandinnen auf einem Bildschirm erscheinende Buchstaben als Vokale oder Konsonanten identifizieren, wobei eine zweite Aufgabe darin bestand, Zahlen als gerade oder ungerade zu bestimmen. In einigen Testdurchläufen mussten diese zwei Aufgaben gleichzeitig erledigt werden, in anderen Testdurchläufen von der einen auf die andere Aufgabe umschalten. Für die in der Studie getesteten Leistungen wie die Aktualisierung des Arbeitsspeichers fanden sich demnach keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Multitasking sind daher äußerst gering bzw. gar nicht vorhanden, und auch evolutionär oder genetisch gibt es für einen solchen Unterschied keine wirklichen Gründe. Generell hat sich das menschliche Gehirn dafür entwickelt, dass sich Menschen auf das Wesentliche konzentrieren und Multitasking ist daher etwas, was Menschen wohl ausgesprochen schlecht können.

Nach Ansicht des Neurobiologen Lutz Jäncke (Universität Zürich) lösen sich die Geschlechterunterschiede in der anatomischen Vernetzung fast vollständig in Luft auf, wenn man die unterschiedliche Gehirngröße herausrechnet, denn schließlich wiegt ein durchschnittliches männliches Gehirn etwa 1400 Gramm, ein weibliches hingegen 1300 Gramm. Selbst innerhalb ein und desselben Geschlechts waren bei den größeren Gehirnen die beiden Hälften schwächer vernetzt als bei den kleineren, sodass die stärkere Verknüpfung innerhalb einer Hirnhälfte bei Männern also wohl nicht in erster Linie am Geschlecht lag, sondern schlicht daran, dass Männer im Schnitt größere Gehirne haben. Es gibt in Wahrheit daher keinen einzigen Beleg dafür, dass die Kommunikation zwischen den Hirnhälften der Frauen besser ist als bei den Männern, sodass Frauen im Multitasking genauso schlecht sind wie Männer.

Vom Multitasking zum Monotasking

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt dazu der Psychologe und ehemalige Google-Vorstand Douglas Merrill:

Douglas Merrill: Wir alle glauben, dass wir gut im Multitasking sind und viele Sachen gleichzeitig erledigen können. Aber wir sind in Wirklichkeit schlecht darin, und das ist auch logisch: Wenn wir uns einer neuen Sache zuwenden, müssen wir erst einmal einen Haufen Dinge aus unserem Gedächtnis in unser Gehirn „hochladen“. Wenn wir nun verschiedene Prozesse gleichzeitig erledigen, holen wir immer wieder neue Informationen und speichern die alten schlecht ab. So transportieren wir die Informationen hin und her, mit der Folge, dass wir bei dem, was wir machen, schlechter werden.
sueddeutsche.de: Gibt es einen Weg zurück zum Monotasking?
Merrill: Wir müssen dazu kommen, Dinge nacheinander zu erledigen. Es gibt so viele Reize – der Kollege, der an unserem Büro vorbeiläuft, das angeschaltete Handy, das offene E-Mail-Postfach. Wir sind leicht abzulenken, deshalb müssen wir diese Faktoren minimieren. Wenn Sie ständig unnötigerweise Ihre Mails abrufen, schließen Sie das Programm eine Zeitlang. Wenn die Kollegen stören, richten Sie Ihren Schreibtisch mit dem Rücken zur Tür aus. Und tun Sie das, was gerade anliegt.
sueddeutsche.de: Aber liegt das Verführerische im Multitasking nicht darin, dass es so viele Dinge gibt, die wir erledigen können?
Merrill: Wir müssen uns angewöhnen, unsere Aufgaben zu priorisieren. Ich setze mich beispielsweise jeden Morgen 15 Minuten hin, sehe mir meinen Zeitplan und meine Aufgabenliste für den heutigen Tag an. Und dann gewichte ich: Die wichtigen Sachen wandern nach oben, die unwichtigen nach unten.

Literatur

Baethge, Anja &  Rigotti, Thomas (2013). Auswirkung von Arbeitsunterbrechungen und Multitasking auf Leistungsfähigkeit und Gesundheit: Eine Tagebuchstudie bei Gesundheits- und KrankenpflegerInnen. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Brasel, S. Adam & Gips, James (2011). Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking. doi:10.1089/cyber.2010.0350.
Charron, Sylvain & Koechlin, Etienne (2010). Divided Representation of Concurrent Goals in the Human Frontal Lobes. Science, 328, 360 – 363.
Clapp, Wesley C., Rubens, Michael T., Sabharwal, Jasdeep, & Gazzaley, Adam (2011).Deficit in switching between functional brain networks underlies the impact of multitasking on working memory in older adults.
WWW: http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1015297108 (11-04-02)
Hirsch, P., Koch, I., & Karbach, J. (2019). Putting a stereotype to the test: The case of gender differences in multitasking costs in task-switching and dual-task situations. PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0220150.
Madore, Kevin P., Khazenzon, Anna M., Backes, Cameron W., Jiang, Jiefeng, Uncapher, Melina R., Norcia, Anthony M. & Wagner, Anthony D. (2020). Memory failure predicted by attention lapsing and media multitasking. Nature, doe:10.1038/s41586-020-2870-z.
Seiwert, L. (2014). Mythos Multitasking. Stress fürs Gehirn: Wir machen zu viel auf einmal! Focus Online vom 12. Jänner 2014.
Srna, S., Schrift, R. & Zauberman, G. (2016). Multitasking: Perception and Performance. Advances in Consumer Research, 44, 630-631.
Stangl, W. (2003). Multitasking. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/6599/multitasking/ (03-05-09)
Strayer, David L., Watson, Jason M. & Drews, Frank A. (2011). Cognitive Distraction While Multitasking in the Automobile. In Brian Ross (Eds.), The Psychology of Learning and Motivation (pp. 29-58). Burlington: Academic Press.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/979384/ (09-06-10)
http://www.pnas.org/content/early/2009/08/21/0903620106 (09-08-08)
http://science.orf.at/science/news/156611 (09-08-08)
http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/122580309/PDFSTART (09-09-03)
http://www.welt.de/die-welt/wissen/article6957033/Schulbuecher-mit-Zeitungsspalten.html (10-03-28)
http://www.sueddeutsche.de/digital/selbstorganisation-im-digitalen-chaos-wir-ertrinken-in-der-informationsflut-1.970398 (10-07-06)
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.psychologie-handy-am-steuer-aufklaerung-halbiert-unfallrisiko.b1f968fc-7ffd-48c6-8969-2f7399e7b07b.html (14-10-31)




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5 Gedanken zu „Multitasking eine Illusion“

  1. Mathias Fischedick, Business-Coach

    Dass Multitasking funktioniert, ist ein Irrglaube! Unser Gehirn kann immer nur eine bewusste Tätigkeit gleichzeitig ausführen. Wenn Sie versuchen, beim Telefonieren gleichzeitig eine E-Mail zu beantworten, springt in Wirklichkeit Ihre Aufmerksamkeit immer hin und her zwischen Mail und Telefonat. Sie erledigen also nicht beides parallel, sondern es ist ein schneller Wechsel zwischen beiden Tätigkeiten. Jeder dieser unzähligen Aufmerksamkeitssprünge kostet Energie und auch Zeit. Das heißt, in der Summe verbrauchen Sie mehr Zeit, als wenn Sie beide Tätigkeiten nacheinander ausgeführt hätten. Außerdem produzieren Sie beim Versuch des Multitaskings mehr Fehler. Diese zu korrigieren, kostet noch weitere Zeit, von der wir eh zu wenig haben.

  2. Finnische Studie an Jugendlichen und jungen Erwachsenen

    Vergangene Woche erst haben finnische Psychologen und Neurowissenschaftler der Universität Helsinki an Jugendlichen und jungen Erwachsenen gezeigt, wie sehr Multitasking die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, und dass der ständige Mehrfachgebrauch elektronischer Medien nicht zur Gewöhnung führt, sondern mehr Hirnkapazität beansprucht, als bisher angenommen wurde. Wer oft gleichzeitig Videoclips sieht und Nachrichten schreibt, schneidet in kognitiven Tests schlechter ab und lässt sich leichter zerstreuen, d. h., je intensiver der multiple Mediengebrauch, desto mehr Fehler fanden sich in den Aufgaben. Eine Übersichtsarbeit, die den Forschungsstand auf der Basis von 150 Studien zusammenfasst, kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die kognitive Kontrolle als auch die schulisch-akademische Leistung und die sozial-emotionale Stabilität leiden, wenn Menschen ständig mediales Multitasking betreiben.

  3. Gefahr Multitasking: So beugen Sie Erschöpfung und Stress vor

    Genervt und sichtlich gestresst hetzen viele Menschen durch ihren Berufsalltag, denn mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit. Wie Untersuchungen zeigen, ist Multitasking aber nicht viel mehr als ein hektisches Hin- und Herspringen zwischen mehreren Aufgaben. Statt bei einer Tätigkeit zu bleiben, wird diese immer wieder unterbrochen, um scheinbar parallel etwas Neues zu erledigen: permanenter Stress, unter dem das menschliche Gehirn und die Seele leiden.

    „Unsere Seele ist nur für kurzfristige Belastungen ausgelegt, nicht für andauernde“, sagt Nadja Lins. Die „Burn- out- Lotsin“ aus Deutschland ist häufig mit Menschen konfrontiert, die über ihre Belastungsgrenzen gehen und dabei zu wenig Ruhepausen und Entspannungsphasen einlegen. „Dadurch werden wir insgesamt weniger belastbar“, betont die erfahrene Management- Trainerin.

    Um Erschöpfungszuständen vorzubeugen, appelliert Lins an jeden Einzelnen, gut für sich zu sorgen. Das heißt: regelmäßig die eigenen Grundbedürfnisse ausloten und darauf achten, dass diese auch versorgt werden. Ausreichend schlafen und ausgewogen essen gehören ebenso dazu wie moderate Bewegung zum Stressabbau. Denn besonders die Kombination von beruflicher Belastung und einseitiger Ernährung können den Körper an seine Grenzen bringen. Antriebslosigkeit und Konzentrationsprobleme sind mögliche Erschöpfungssymptome, die ernst genommen werden sollten.
    Hilfe zur Selbsthilfe

    Wer täglich viel um die Ohren hat, will jedoch oft nicht wahrhaben, dass er sich am Rande seiner Kräfte bewegt. „Wenn sich die ersten körperlichen Signale einstellen, versuchen wir häufig, es als ‚vorübergehend‘ abzutun, und geben noch mehr Gas, um die Arbeit erledigt zu bekommen“, beobachtet Lins.

    Es falle Betroffenen schwer, sich Zeit zu nehmen und Klarheit darüber zu gewinnen, was in der jeweiligen Lebenssituation als stressig oder gar unerträglich empfunden werde. In solchen Fällen könne die Unterstützung eines Business- Coaches hilfreich sein: „Mit einer gezielten und fragenden Gesprächsführung kann diese Hilfe zur Selbsthilfe dazu beitragen, die Lebenssituation zu überblicken und Maßnahmen zur Verbesserung zu erarbeiten.“

  4. Jugendliche lieben es: Gleichzeitig hören sie Musik, kommunizieren mit ihren Freunden auf Facebook und erledigen – so ganz nebenbei – auch noch ihre Hausaufgaben. Und schwören, dass diese in Kombination mit den anderen Berieselungen besser und schneller gelingen. „Stimmt leider nicht“, sagt Manuela Macedonia von der Linzer Uni, die auch Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut in Leipzig ist. Die Philologin und Buchautorin erklärt, warum: „Aufmerksamkeit ist wie ein Scheinwerfer, der sich auf eine gewisse Tätigkeit richtet. Die Fähigkeiten werden für eine gewisse Tätigkeit gebündelt.“ Wer neben der Hauptaufgabe Aufmerksamkeit auf Nebentätigkeiten richtet, zieht Aufmerksamkeit ab. „Der Scheinwerfer richtet sich dann auf mehrere Aufgaben. Für die Haupttätigkeit bleibt nicht genug Aufmerksamkeit übrig“, so Macedonia. Denn die Fähigkeiten oder Ressourcen sind nicht in unbegrenztem Maß vorhanden.
    Ablenkung ist anstrengend

    „Echte Aufgaben brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit“, so Macedonia. Ist diese nicht da, müssen Störfaktoren – wie Musik – unterdrückt werden. Diese kognitive Kontrolle ist anstrengend, verbraucht Energie, die eigentlich für die Hauptaufgabe benötigt würde. Was sehr wohl funktioniert: einfache Dinge wie Fernsehen und Bügeln parallel zu machen. Denn sie fordern einen geistig nicht.

    Was allerdings schon stimmt: Junge Menschen haben mehr Fähigkeiten, können sich also mehr Nebentätigkeiten „leisten“. Deshalb ist es mit fortschreitendem Alter immer wichtiger, sich auf eine Sache zu konzentrieren.

    Wer etwa beim Autofahren telefoniert, hat eine genauso schlechte Aufmerksamkeit wie jemand mit einem Alkoholspiegel von 0,8 Promille. Deshalb sind Nebentätigkeiten beim Autofahren gefährlich.
    Konzentriert und zufrieden

    Wer den Fokus nur auf eine Sache legt, also achtsamer mit seinen Fähigkeiten umgeht, erreicht nicht nur seine Ziele schneller und besser. Er wird auf Dauer auch zufriedener sein, weil das Geplante besser gelingt.

    Übrigens ist nicht nur Multitasking ein Mythos, sondern auch, dass Frauen gleichzeitig mehrere Dinge tun können. „Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis“, sagt Macedonia.

    Quelle: OÖN vom 9. Oktober 2013

  5. Für Konzentration muss der Mensch IN SEIN ZENTRUM.
    Das hat die Pädagogik scheints noch nicht verstanden.
    Der Pädagoge sieht es als Konzentration, wenn sich das Kind AUF DAS „konzentriert“, was er von ihm will. Das wäre genau genommen FIXATION.
    Um das eine wie das andere zu erreichen, müsste man es a) erkennen, b) verstanden haben und c) mit den dafür zuständigen Geistes- und Seelenkräften im Menschen vernünftig umgehen können. Hierfür ist die Pädagogik kein Beispiel.
    Statt sich selbst ruhig und gelassen dem ZENTRUM des Menschen zuzuwenden, wo sie ihn erleben will, drängt sie ihn ständig unruhig woanders hin und merkt ihren eigenen Fehler noch nicht einmal.
    Schließlich macht sie aus ihrer Fehlsicht und ihrem Fehlverständnis auch noch eine Wissenschaft, mit der alle die Fehler nachmachen und ndabei ständig fruchtlos ihre Kräfte erschöpfen. Alle stöhnen dann und meinen, die Lösung sei schwer.
    Franz Josef Neffe

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