Zur Verbesserung der Gedächtnisleistung beim Lernen wurden in einem Artikel auf der Nachrichtenplattform The Conversation verschiedene praxisnahe Strategien vorgestellt, die auf psychologischen Erkenntnissen basieren. Diese Tipps zielen darauf ab, das Lernen aktiver, effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Eine zentrale Empfehlung betrifft den Einsatz von Markierungen im Text. Entgegen der verbreiteten Praxis, möglichst viele Passagen bunt hervorzuheben, wird dazu geraten, pro Seite nur wenige zentrale Begriffe – idealerweise drei bis vier – zu markieren. Dabei sollte der Text zunächst vollständig gelesen und verstanden werden, bevor überhaupt etwas hervorgehoben wird. Dieses Vorgehen fördert eine tiefere Verarbeitung des Materials, da es Lernende dazu zwingt, Inhalte zu bewerten und zu priorisieren, was wiederum das aktive Lernen unterstützt.
Ein weiterer Ansatz zur Steigerung der Lernwirksamkeit besteht darin, die wichtigsten Inhalte in eigenen Worten zusammenzufassen. Das eigenständige Umformulieren erhöht nachweislich die Verarbeitungstiefe und somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Gelernte im Gedächtnis bleibt. Diese Technik basiert auf dem Prinzip der Elaboration, bei dem Informationen tiefergehend verarbeitet und in bestehendes Wissen eingebettet werden.
Auch die emotionale und kreative Auseinandersetzung mit dem Lernstoff spielt eine bedeutende Rolle. Die Motivation und das Verständnis für ein Thema lassen sich steigern, wenn der Lerninhalt auf kreative Weise aufbereitet wird. Beispielsweise kann man Inhalte in Reime, Lieder oder Geschichten verpacken. Ebenso bietet sich die Gestaltung von spielerischen Lernmethoden wie Fragekärtchen oder Lernspielen an, insbesondere im Austausch mit anderen Lernenden. Solche Methoden erhöhen nicht nur die Motivation, sondern stärken auch das Langzeitgedächtnis.
Der zeitliche Rahmen des Lernens sollte ebenfalls bedacht werden. Forschungen zeigen, dass Informationen, die zu Beginn oder am Ende einer Lerneinheit verarbeitet werden, besonders gut im Gedächtnis haften bleiben – ein Effekt, der als Primacy- und Recency-Effekt bekannt ist. Um diesen Umstand zu nutzen, empfiehlt es sich, regelmäßig kurze Lerneinheiten mit Pausen dazwischen einzuplanen. Dies führt dazu, dass es mehr Lernphasen mit Anfangs- und Endmomenten gibt, was die Merkfähigkeit insgesamt verbessert. Jede Lerneinheit sollte idealerweise mit einer Zusammenfassung der zentralen Punkte abgeschlossen werden.
Schließlich wird betont, wie wichtig konkrete und realistische Lernziele sind. Ein strukturierter Lernplan, der in machbare Etappen unterteilt ist, kann helfen, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Die öffentliche Formulierung dieser Ziele, etwa im Austausch mit Mitstudierenden, erhöht zusätzlich die Verbindlichkeit und Motivation. Belohnungen nach erreichten Etappenzielen – individuell wählbar – dienen als Anreiz und fördern die langfristige Lernbereitschaft.
Diese Empfehlungen basieren auf Erkenntnissen der kognitiven Psychologie und lassen sich im Rahmen verschiedener Lernkontexte anwenden, um die Effektivität und Nachhaltigkeit des Lernens zu steigern.
Literatur
Taylor, P. J., & Morley, A. M. (2024, April 24). Five tips to improve your memory when studying – backed by research. The Conversation. https://theconversation.com/five-tips-to-improve-your-memory-when-studying-backed-by-research-227391
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