Zum Inhalt springen

Wie Aha-Momente das Lernen fördern

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Lernen ist ein komplexer, individueller Prozess, bei dem Emotionen, Motivation und Kognition eng miteinander verflochten sind. Besonders faszinierend ist in diesem Zusammenhang das Phänomen der Aha-Momente – jene plötzlichen Geistesblitze, in denen sich die Lösung eines Problems auf einen Schlag offenbart. Diese Momente, oft auch als „Heureka-Erlebnisse“ beschrieben, gehen nicht nur mit einem Gefühl der Erleichterung und Freude einher, sondern beeinflussen laut aktuellen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen auch maßgeblich unser Erinnerungsvermögen. In einer Studie von Becker, Sommer & Cabeza (2025) untersuchte man, wie Aha-Momente das menschliche Gehirn beim Lernen beeinflussen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie lösten visuelle Rätselaufgaben, bei denen es darum ging, unvollständige Zeichnungen zu vervollständigen und darin reale Objekte zu erkennen. Währenddessen wurde ihre Gehirnaktivität mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) aufgezeichnet.

Die Ergebnisse zeigten eindrücklich, dass Aha-Momente mit messbaren neuronalen Veränderungen einhergehen: Insbesondere der Hippocampus – eine für das Gedächtnis zentrale Gehirnregion – zeigte während solcher Geistesblitze eine erhöhte Aktivität. Gleichzeitig veränderten sich die neuronalen Aktivierungsmuster im visuellen Kortex, also dort, wo die Verarbeitung der visuellen Informationen erfolgt. Diese repräsentationale Veränderung deutet auf eine Umstrukturierung der mentalen Repräsentationen hin, die mit dem plötzlichen Erkenntnisgewinn einhergeht. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Aha-Momente das Erinnerungsvermögen signifikant steigern, wobei ein solcher Moment beim Lernen beinahe das spätere Erinnerungsvermögen im Vergleich zu methodisch erarbeiteten Lösungen verdoppelt. Dieser Effekt sei kaum durch andere Lernmethoden zu erreichen, das heißt, dass sich Inhalte, die durch einen Aha-Moment erschlossen wurden, tiefer im Gedächtnis verankern und langfristig besser abrufbar sind. Diese Erkenntnisse bestätigen, dass Emotionen, wie sie bei einem Aha-Moment auftreten, nicht nur beiläufige Begleiterscheinungen des Lernens sind, sondern aktiv am Gedächtnisbildungsprozess beteiligt sind.

Daraus folgt, dass Lernumgebungen, die gezielt Aha-Momente fördern – etwa durch kreative Aufgabenstellungen, Rätsel oder entdeckendes Lernen – dazu beitragen könnten , sowohl das Langzeitgedächtnis als auch das tiefere Verständnis von Inhalten zu verbessern. Anstelle einer rein mechanischen Wissensvermittlung rückt so ein emotional-kognitiver Lernansatz in den Vordergrund, der Erkenntnisgewinn durch persönliche Entdeckungserlebnisse ermöglicht.



Literatur

Becker, M., Sommer, T. & Cabeza, R. (2025). Insight predicts subsequent memory via cortical representational change and hippocampal activity. Nature Communications, 16, 4341.


Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::

Schreibe einen Kommentar