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Wenn Kinder lügen

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Kinder lügen,

  • um sich Vorteile zu verschaffen
  • aus Angst vor Strafe
  • um Verbote zu umgehen
  • um Anzugeben oder Anerkennung zu bekommen
  • um eine Unsicherheit oder Missgeschicke zu überspielen
  • um Konflikten oder unschönen Situationen zu entgehen
  • um andere zu schonen
  • weil sie im Kindergartenalter Fantasie und Realität noch vermengen

Wenn Kinder lügen, ist das aus kognitiver Perspektive auch ein gutes Zeichen, denn lügende Kinder sind auch ein Zeichen bezüglich ihrer kognitiven Reife, denn um lügen zu können, braucht ein Kind verschiedene geistige Fähigkeiten: Es muss wahr von unwahr unterscheiden können, was Kinder meist im Vorschulalter lernen, sie müssen die Fähigkeit haben, eine Situation überblicken zu können und auch sich in andere Menschen hineinversetzen und begreifen, was dieser weiß und was nicht. Vor allem Kinder mit jüngeren Geschwistern sind deshalb sehr geschickt im Verschleiern der Wahrheit, da diese durch den täglichen Umgang mit ihren Geschwistern die Grundvoraussetzungen für gute Lügen und perfekte Manipulation erproben können und so besser lernen.

Für die Erziehenden ist es aber wichtig, auf kindliche Lügen zu reagieren und deutlich Werte und Grenzen aufzuzeigen, denn einem Kind muss klar sein, dass Lügen Folgen hat. Dabei sollte man Sanktionen niemals im Affekt auszusprechen, auch wenn die Konsequenz dem Anlassfall angemessen und zeitnah folgen sollte. Mit überzogenen Konsequenzen verstärkt man die Angst vor der Bestrafung, d. h., man sollte ein Kind eher dafür belohnen, wenn es mit der Wahrheit herausrückt. Erwachsene haben beim Lügen auch eine wichtige Vorbildfunktion, d. h., man sollte Kindern in keinem Fall vorleben, dass auch sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.

Setoh et al. (2020) haben untersucht, wie sich Lügen von Eltern langfristig auf ihre Kinder auswirken. Meist sind solche Lügen harmlos und außerdem gut gemeint, aber dennoch entsteht ein gewisser Widerspruch, denn die meisten Eltern halten Ehrlichkeit in der Erziehung für sehr wichtig, besonders gegenüber ihren Kindern. Bisherige Untersuchungen legen aber nahe, dass es kurz- wie langfristig nicht ohne Folgen bleiben kann, wenn Erwachsene lügen, denn bei einem Versuch mit Fünf- bis Siebenjährigen logen Kinder bei einem Spiel häufiger, wenn zuvor auch der Versuchsleiter gelogen hatte. Die Probanden und Probandinnen wurden von Setoh et al. (2020) zu Lügen der Eltern in ihrer Kindheit und Jugend und zu ihrer eigenen damaligen und heutigen Lügenpraxis befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die sich daran erinnerten, dass sie in ihrer Kindheit einem höheren Maß an Lügen ausgesetzt waren, ein höheres Maß an Täuschungen gegenüber ihren Eltern und ein höheres Maß an psychosozialer Fehlanpassung zeigten. Die Ergebnisse legen daher nahe, dass die Erziehung mit auch kleinen Lügen negative Auswirkungen auf die späteren psychosozialen Eigenschaften der Kinder im späteren Leben haben kann, denn möglicherweise wird dadurch das Vertrauen untergraben. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dieser Probandengruppe nur um StudentenInnen und um erinnerte Lügen handelte.

Siehe dazu Der richtige Umgang mit Lügen von Kindern.

Literatur

Setoh, Peipei, Zhao, Siqi, Santos, Rachel, Heyman, Gail D. & Lee, Kang (2020). Parenting by lying in childhood is associated with negative developmental outcomes in adulthood. Journal of Experimental Child Psychology, 189, doi:10.1016/j.jecp.2019.104680.
Stangl, W. (2014). Der richtige Umgang Lügen von Kindern. Aus den Tipps für Eltern!
WWW: http://eltern.lerntipp.at/Eltern-Kinder-Luegen.shtml (2014-01-25)
https://rp-online.de/leben/gesundheit/psychologie/warum-kinderluegen-ein-gutes-zeichen-sind_aid-34745491 (19.01-24)




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