Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Ansatz, bei dem die vereinbarten Handlungsprodukte zwischen Lehrer und Schülern den Unterrichtsprozess leiten. Dadurch werden Kopf- und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht. Dieser Ansatz hat eine lange Tradition, die bis zu pädagogischen Denkern wie Rousseau, Pestalozzi und Comenius zurückreicht, die sich für ein Lernen mit allen Sinnen und einem Gleichgewicht zwischen Kopf, Herz und Hand einsetzten. Auch moderne Reformpädagogen wie Dewey und Kerschensteiner haben dieses Konzept inspiriert und eine aktive, lebendige Lernumgebung statt reine Faktenvermittlung gefordert. In den letzten Jahrzehnten hat dieses Konzept zunehmend an Bedeutung gewonnen, da reines Faktenwissen an Relevanz verliert und eine Entwicklung hin zu einem passiven, konsumierenden Lernen beobachtet wird. Heute finden sich neben traditionellen Konzepten viele Ansätze, die einen handelnden, subjektorientierten und erfahrungsbezogenen Unterricht fordern.
Das didaktische Design des handlungsorientierten Unterrichts basiert im weitesten Sinne auf den konstruktivistischen Lerntheorien, die hauptsächlich auf die entwicklungspsychologischen Überlegungen von Wissenschaftlern wie Piaget oder Aebli zurückgehen. Darüber hinaus stützt sich dieser Ansatz auf der Tätigkeitstheorie, die auf den Erkenntnissen von Forschern wie Vygotskij, Dewey und Bruner aufbaut. Insbesondere in der Beruflichen Bildung hat dieser Ansatz eine lange Tradition, die bis zu Pionieren wie Pestalozzi und Kerschensteiner zurückreicht.
Dieser Ansatz liegt nahe, gerade weil in der Hochschuldidaktik ein Dualismus besteht – didaktische Theorien dienen sowohl als Grundlage des hochschuldidaktischen Designs als auch als Lehrgegenstand in der akademischen Lehre selbst. Daher ist es sinnvoll, diesen handlungsorientierten Ansatz als Gestaltungsprinzip für die fachdidaktischen Seminare an Hochschulen zugrunde zu legen.
Infolgedessen finden sich an Hochschulen heutzutage neben vielen traditionellen Konzepten auch zahlreiche neuere Ansätze, die eine aktivierende, subjektorientierte und erfahrungsbezogene Lehre fördern. Die theoretische Basis für die Gestaltung dieses didaktischen Designs ist die Annahme, dass Handlungskompetenz, die zu souveränem Agieren in komplexen Lehr-Lern-Situationen führt, am besten dann erworben wird, wenn die Lernenden berufsbezogen handeln können. Aus fachdidaktischer Sicht lässt sich argumentieren, dass eine Reflexion des professionellen Handelns nur auf Basis eigener praktischer Erfahrungen möglich ist. Das bedeutet, dass eine reflexive Handlungskompetenz sowie die damit einhergehende Entwicklung von Einstellungen und Dispositionen nahezu ausschließlich aus dem eigenen Handeln und einer kontinuierlichen Reflexion darüber entstehen können.
Darüber hinaus ist zu bedenken, dass der handlungsorientierte Ansatz in der Hochschullehre nicht nur für die Berufliche Bildung, sondern für viele Fachbereiche relevant sein kann. Durch die stärkere Einbindung von Praxiserfahrungen und Realsituationen in das Studium können Studierende über den Erwerb von Handlungskompetenz hinaus auch ihre Motivation, Kreativität und Problemlösefähigkeiten fördern. Somit kann der handlungsorientierte Ansatz einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Praxisrelevanz der Hochschullehre insgesamt leisten.
Literatur
Stangl, W. (2021, 17. Juli). Handlungsorientierter Unterricht. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPAEDAGOGIK/ModellHandlungsorientiert.shtml
Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl ::: Psychologische Neuigkeiten für Pädagogen :::