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Sind leistungsstarke Klassenkameraden ein Nachteil?

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Ulrich Trautwein & Franz Baeriswyl
Wenn leistungsstarke Klassenkameraden ein Nachteil sind! Referenzgruppeneffekte bei Überschreitungen

Einleitung
„Die Schulsysteme in Deutschland, Österreich und dem deutschsprachigen Raum der Schweiz sind im Internationalen Vergleich durch eine frühzeitige und umfassende Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in mehreren Bildungsgängen charakterisiert. Eine kaum zu überschätzende Bedeutung kommt der Übergang der Schülerschaft von der Grundschule in die Sekundärstufe 1 zu. Die darauf anschließenden Schulformen stellen differenzielle Entwicklungsmilieus das, bei denen sich eine unterschiedlich starke Leistungssteigerung beobachten lässt. Diesen Absolventen steht ein unbeschränkter Zugang zu Hochschulen zur Verfügung. Des Weiteren sieht man einen Zusammenhang zwischen dem familiären Hintergrund und den Übertrittsentscheidungen der Schülerschaft. In dieser Studie sieht man wie sich die Schulleistung der Schüler auf ihre Schulwahl nach der Grundschule auswirken“ (vgl. Baumert, Köller & Schnabel, Becker, Lüdtke zit. nach Trautwein & Baeriswyl 2007,  S.119f).
Determinanten der Übertrittsentscheidungen
„In den Schulsystemen dieser Länder findet man unterschiede auf die Nutzung der Leistungstests und auch auf die Verwendung von Grundschulgutachten, die auch Aspekte des Arbeitsverhaltens und der Motivation beinhalten. Die Lehrer bestimmen die Noten neben der Leistung der Klassenarbeit auch durch das wahrgenommene intellektuelle Potenzial, die Motivation sowie das leistungsbezogene und soziale Verhalten der Schülerschaft“ (vgl. Ditton & Krüsken zit. nach, Trautwein & Baeriswyl 2007, S.120).
Referenzgruppeneffekte
„Ein besonderes Beispiel der Referenzgruppeneffekte in einer Schulklasse ist, dass die Schülerin oder Schüler ihre Schulkameraden als Vergleichspersonen ansieht, um ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können. Dabei sind Schüler in Leistungsstarken Klassen öfters mit Kameraden konfrontiert, die höhere Fähigkeiten besitzen und es kommt zu Aufwärtsvergleiche, die den negativen Effekt der Selbsteinschätzung ihrer eigenen Leistung mit sich bringt. Ist dagegen diese Person in leistungsschwächeren Klassen, führt es zu Abwärtsvergleichen, was wiederum mit höheren selbst eingeschätzten Fähigkeiten einhergeht. Das Selbstkonzept von den Schülern hängt nicht nur von ihren eigenen Fähigkeiten ab, sondern auch von ihren Mitschülern“ (vgl. Trautwein & Baeriswyl 2007, S.120 ff).
Fragestellung
„In der Studie wurden potenzielle Referenzgruppeneffekte beim Übertrittsverfahren der deutschsprachigen Schulen in Freiburg analysiert. Insbesondere die Sekundärstufe 1 der Schule, die drei Abteilungen aufweist. Die Lehrer beurteilen den Lehrstand der Schüler in den zentralen Schulfächern und außerdem schätzen sie anhand einer Itemliste verschiedene Aspekte der kognitiven Leistungsfähigkeiten, Selbststeuerung und Motivationen der Schülerschaft ein. Die Lehrer geben zudem eine Übertrittsempfehlung für die Schüler, die sich in drei Schularten auszeichnet. Das wäre die so genannte Werkklasse als unterste Stufen, gefolgt von der allgemeinen Sekundarschule und als höchste Stufe das allgemein bildende Gymnasium. Die Zuweisung erfolgt durch Schuldirektor der aufnehmenden Schule“ (vgl. Baeriswyl, Wandeler, Trautwein & Oswald zit. nach Trautwein & Baeriswyl 2007, S.122 f).
Instrument
„Es wird ein standardisierter Mathematik- und Deutschtest durchgeführt. Die Lehrer waren angehalten eine Lernstandsbeurteilung in mehreren Fächern durchzuführen und diese wie Zeugnisnoten zu vergleichen. Diese gingen von eins bis vier und beinhalteten, ob die Lernziele sehr gut erreicht worden sind, bis hin zu Lernziele teilweise erreicht“ (vgl. Trautwein & Baeriswyl 2007, S. 123).
Ergebnisse
„Es fanden sich hohe bis sehr hohe Zusammenhänge zwischen den Leistungsbeurteilungen, den Bewertungen der kognitiven Leistungsfähigkeiten und schulischen Motivation sowie der Übertrittsempfehlungen und den tatsächlichen Übertritten vor. Auch der Zusammenhang zwischen dem familiären Hintergrund und den Leistungskennwerten fiel wie erwartet positiv aus. Leider wurde der signifikante Geschlechterunterschied bei den Beurteilungen der Lehrer nicht vorausgesehen, denn bei den Jungen wurde eine höhere kognitive Leistungsfähigkeit beschrieben und bei den Mädchen wurde eine höhere schulische Motivation festgestellt“ (vgl. Trautwein & Baeriswyl 2007, S.125 f).
Maßnahme gegen unerwünschte Referenzgruppeneffekte:
„Eine Option wäre es den Leistungstest der Übertrittsentscheidung stärker zu gewichten. Dies könnte aber ein negativer Leistungsdruck für die Schüler sein, denn davon ist ihre zukünftige Schulkarriere abhängig. Als Alternative könnte deshalb in einer stärkeren Berücksichtigung des Leistungsstands der eigenen Klasse im Vergleich mit anderen Klassen in der Umgebung durch die jeweiligen Pädagogen bestehen. Die Lehrkräfte könnten so in gewisser Weise ihr eigenes Empfehlungsverhalten an den allgemeinen Leistungsstandards vereinheitlichen“ (vgl. Trautwein & Baeriswyl 2007, S. 130).

Verwendete Literatur
Trautwein, U. & Baeriswyl, F. (1997). Wenn leistungsstarke Klassenkameraden ein Nachteil sind. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 21, 119-133.




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