Selbstorganisiertes Lernen bietet zwar viele Vorteile für die Entwicklung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung bei Schülerinnen und Schülern, kann jedoch für einige Lernende eine Überforderung darstellen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dieses Konzept sorgfältig und umfassend einzuführen. Eine gründliche Vorbereitung der Schüler ist dabei entscheidend, wobei neben einer ausführlichen Erklärung des Konzepts Schulungen zu relevanten Schlüsselkompetenzen, wie Zeitmanagement, Zielsetzung und Organisationsfähigkeiten, angeboten werden sollten. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass sich Kompetenzen im selbstregulierten Lernen durch gezielte Trainingsmaßnahmen über verschiedene Altersstufen hinweg erfolgreich fördern lassen. Dadurch erwerben die Schüler wichtige Werkzeuge, um die Herausforderungen des selbstorganisierten Lernens erfolgreicher zu meistern. Die Förderung kann sowohl implizit durch die didaktische Gestaltung von offenen Lernumgebungen und geeigneten Lernaufgaben als auch explizit über die direkte Vermittlung von Strategien und Wissen zum selbstregulierten Lernen im Unterricht, in Lehrveranstaltungen oder in Trainingsprogrammen erfolgen
Ebenso wichtig sind klar definierte Strukturen und Rahmenbedingungen, etwa in Form von detaillierten Zeitplänen, Checklisten oder spezifischen Lernzielen. Solche Hilfsmittel geben den Schülern Orientierung und Sicherheit, ohne ihre Autonomie zu beschneiden. Regelmäßige Rückmeldungen über ihren Lernfortschritt stärken zudem das Gefühl der Unterstützung und erleichtern es ihnen, Verbesserungspotenziale zu erkennen.
Zudem stellt sich die Frage, welche Schülerinnen und Schüler vor dem Hintergrund ihrer individuellen Voraussetzungen (z. B. Alter, Migrationshintergrund, sozio-ökonomischer Status, kognitive Fähigkeiten, motivationale Orientierungen) von Fördermaßnahmen zur Vermittlung von Selbstregulationskompetenzen in besonderem Maße profitieren könnten.
Neben diesen organisatorischen Aspekten spielt auch der soziale Kontext eine bedeutende Rolle. Peer-Learning in Gruppenarbeit kann den gemeinsamen Lernprozess fördern und Unsicherheiten abbauen. Individuelle Beratung und Unterstützung durch Lehrerinnen und Lehrer sind ebenfalls wichtig, um auf die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Schüler bzw. Schülerinnen eingehen zu können.
Motivationsfördernde Elemente wie gamifiziertes Lernen oder die Möglichkeit, eigene Projekte auszuwählen, können das Interesse der Schüler zusätzlich wecken und ihre Lernfreude steigern. Schließlich sollte auch die Reflexion über das eigene Lernverhalten gezielt unterstützt werden, damit die Schüler ineffiziente Strategien erkennen und anpassen können.
Durch solche multidimensionalen Ansätze fühlen sich die Schüler weniger überfordert und sind besser auf die Herausforderungen des selbstorganisierten Lernens vorbereitet. Auf diese Weise können sie die Vorteile dieses Konzepts voll ausschöpfen und ihre Kompetenzen in einem geschützten Umfeld weiterentwickeln.
Literatur
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Karlen, Y. & Hertel, S. (2018). Selbstreguliertes Lernen in unterschiedlichen Phasen des Bildungsverlaufs. Unterrichtswissenschaft, 46, 373–378.
Moos, D. C. & Ringdal, A. (2012). Self-Regulated Learning in the Classroom: A Literature Review on the Teacher’s Role. Education Research International, 1–15.
https://link.springer.com/article/10.1007/s42010-018-0032-x (24-10-22)
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