Eine Lese-Rechtschreibstörung liegt nach internationalen Kriterien dann vor, wenn die Leistungen im Lesen und/oder Rechtschreiben deutlich unter der Klassennorm und unter dem Niveau, das aufgrund der Intelligenz des Schülers zu erwarten wäre, liegen. Bei einer Untersuchung werden Leseflüssigkeit, Lesegenauigkeit, Leseverständnis und Rechtschreibung sowie die Aufmerksamkeitsleistungen des Kindes, seine psychische Befindlichkeit, seine Begabung, sprachliche Fertigkeiten, die Schreibmotorik sowie das Hören und Sehen überprüft. Eine sichere Diagnose ist in der Regel ab der 2. Klasse möglich, doch Risikofaktoren treten bereits ab dem letzten Kindergartenjahr auf: Kinder haben weniger Lust an Reimen, das Teilen von Wörtern in einzelne Silben fällt ihnen schwer, ebenso haben sie Mühe beim Heraushören von einzelnen Lauten in Wörtern. In der Schule fällt es den Betroffenen schwer, auch nur wenige Buchstaben zusammenzuführen, und beim Lesen treten trotz Übung häufig Fehler beim Lesen selbst einfacher aber für das Kind neuer Wörter auf, wobei Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen generell ein erhöhtes Risiko für Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb aufweisen.
Unter dem Titel „Der Legastheniebegriff und die Folgen einer einseitig medizinischen Sichtweise“ schreibt Dr. Nicole Robering: „Wünschenswert im Sinne von Handlungsmöglichkeiten eröffnend wäre eine höhere Akzeptanz von Unterschiedlichkeit und eine größere „Fehlerfreundlichkeit“ in Schule und Gesellschaft. Zusätzlich könnte eine größere „Fehlerfreundlichkeit“ die Kinder vor Entwertungen und negativen Selbstzuschreibungen schützen. Diese Fehlerfreundlichkeit ist in der Arbeit mit Kindern mit Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb im doppelten Sinne bedeutsam. Ein anderer Umgang mit Fehlern muss dabei nicht bedeuten, dass Rechtschreibförderung aufgegeben oder als unnötig abqualifiziert wird. Auch dies wäre wieder eine einseitige Position in einer ohnehin von Einseitigkeit dominierten Diskussion.
Von großer Bedeutung bleibt in jedem Fall, in welche Haltung der Umgang mit Schriftsprache und insbesondere auch der Umgang mit Fehlern eingebettet ist: in eine festschreibende, die Handlungsmöglichkeiten einengende Haltung, oder in eine unterstützende, die Handlungsmöglichkeiten erweiternde Haltung.“
Siehe dazu Legasthenie
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