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Potenziale und Grenzen von Brainstorming im Lernkontext

Brainstorming kann beim Lernen eine wertvolle Rolle spielen, da es spontane Einfälle, Assoziationen und Querverbindungen fördert. Diese Offenheit kann gerade beim Einstieg in neue Themen oder zur Aktivierung von Vorwissen hilfreich sein. Wenn Lernende zum Beispiel Begriffe rund um „Umweltschutz“ sammeln, entsteht ein Pool an Ideen, der sowohl bekannte Inhalte sichtbar macht als auch Anknüpfungspunkte für Neues bietet. Auch beim Fremdsprachenlernen kann die Methode unterstützen, indem vorhandener Wortschatz gesammelt und erweitert wird, bevor systematisches Üben folgt.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Brainstorming kreative Zugänge eröffnet. Lernende können ungewöhnliche Zusammenhänge herstellen und so Perspektiven entdecken, die sie im linearen Denken nicht gefunden hätten. Dies ist beispielsweise nützlich, wenn für eine Projektarbeit Themenideen gesucht oder bei einer Diskussion Argumente gesammelt werden sollen. Die Methode kann zudem motivierend wirken, da sie den Druck von „richtigen“ Antworten nimmt und den Austausch in der Gruppe anregt.

Dennoch hat Brainstorming klare Grenzen. Es eignet sich weniger für vertieftes Verständnis oder den Aufbau langfristiger Wissensstrukturen. Für das Erlernen komplexer Konzepte in Mathematik oder das sichere Beherrschen grammatischer Strukturen in einer Fremdsprache reicht das bloße Sammeln von Ideen nicht aus. Hier sind Wiederholung, Übung und systematische Strukturierung unabdingbar. Brainstorming kann höchstens den ersten Schritt darstellen, auf den weitere Lernmethoden aufbauen.

Auch die Rahmenbedingungen sind entscheidend: In einer offenen, wertschätzenden Atmosphäre entfaltet die Methode mehr Wirkung als in einem Umfeld, in dem Lernende Angst vor Bewertung haben. Zudem funktioniert Brainstorming in Gruppen meist besser, da unterschiedliche Sichtweisen zusammenkommen. Im Selbststudium ist es zwar möglich, etwa in Form von Mindmaps oder freien Notizen, wirkt aber oft weniger inspirierend.

Insgesamt lässt sich festhalten: Brainstorming ist ein nützliches Werkzeug, um Assoziationen anzuregen, Vorwissen sichtbar zu machen und kreative Denkanstöße zu geben. Es entfaltet seine Stärke besonders in frühen Phasen des Lernens oder bei der Ideenfindung, sollte jedoch durch strukturierte Lernstrategien ergänzt werden, um nachhaltige Lernerfolge zu sichern.

Beispiel für Brainstorming im Lernprozess

Logo Das Lernen lernen„Brainstorming“ heißt wörtlich übersetzt etwa „Gedankensturm“. Dabei schreibst Du alle Gedanken, die Dir kommen, völlig wertungsfrei und unkommentiert auf. Denn durch dies freie Denken erhöht sich Deine Kreativität, und gerade aus abwegigen Gedanken können sich die besten Aufsätze ergeben. Das bedeutet, egal wie verrückt oder abwegig Dir ein Gedanke erscheint, schreibe ihn trotzdem erst mal auf. Gerade bei Themen, zu denen Du überhaupt keine Ahnung hast, ist Brainstorming sehr sinnvoll. Denn durch den freien Ideenfluß kommst Du erst auf die Fragen, die Deinen Aufsatz interessant machen. Stelle Dir vor, Du sollst über eine Marsexpedition schreiben, hast aber keine Ahnung. Setze Dich hin und phantasiere einmal. Dabei könnten jetzt Gedanken kommen wie: Marsexpedition: Luft? Marsmenschen? Raumschiff Enterprise – was für Raumschiffe fliegen zum Mars? Passagierflugzeuge? Wissenschaftler – was wird untersucht? Besuch einer Süßigkeitenfabrik, Snickers, Raider, Hunger – etwas essen auf dem Mars? Steine, Pflanzen, Tiere, Luft, Temperatur, Mars macht mobil, sich bewegen auf dem Mars? Marsmobile, Schwerkraft, Sonnenenergie,… Du siehst, für einen Aufsatz über eine Planetenexpedition ergibt sich schon eine Aufsatzstruktur mit den Gedanken: Welches Raumschiff? Welche Wissenschaftler? Worauf man achten muß: Tiere (Bakterien?), Temperatur, Marsmobil – Fortbewegung auf dem Mars. Von hier aus ergeben sich sofort neue, feinere Gedanken zu den einzelnen Kapiteln: Steine (Schotter? steile Hänge? Treibsand?). So kannst Du, ohne die blasseste Ahnung zu haben, immer noch einen Aufsatz schreiben, in dem Du wichtige Probleme einer Marsfahrt aus Deiner Sicht beschreibst. Aus dem Brainstorming hat sich aber auch spontan die Idee ergeben, unter einer „Marsexpedition“ einen Besuch einer Süßigkeitenfabrik zu verstehen. Das wäre ein sehr überraschender Ansatz für Deinen Aufsatz, nicht wahr…?
Literatur
Pohl, W. (2025, 5. September). Das Lernen lernen (7): Aufsätze schreiben, Texte bearbeiten.
https://lernen-lernen.lerntipp.at/lern-07.htm#Brainstorming

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