In einer Zusatzbefragung der Startkohorte des Nationalen Bildungspanels in Deutschland zur Corona-Krise im Mai und Juni 2020 und aus einer Erhebung, die bereits im Herbst 2018 bei der gleichen Stichprobe durchgeführt wurde, zeigte sich, dass die Mehrheit der Eltern glaubt, dass die Schülerinnen und Schüler die Anforderungen des Lernens zuhause gut bewältigten. Darüber hinaus zeigen sich keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sowie zwischen Schülerinnen und Schülern an Gymnasien und anderen Schulformen. Auch Eltern mit akademischem und nicht-akademischem Bildungshintergrund unterscheiden sich dabei nicht in ihrer Wahrnehmung, wie gut ihre Kinder das Lernen zuhause bewältigt haben.
Immerhin ein Drittel der Eltern gaben in der Befragung an, dass es wenige bis keine Schwierigkeiten gab, die Schülerinnen und Schüler zum Lernen zu motivieren, aber auch ein Drittel der Eltern berichtete, dass es für sie teilweise schwierig war, ihre Kinder zum Lernen zu motivieren. Allerdings gaben Eltern für Jungen häufiger an, dass sie schwieriger zum Lernen zuhause zu motivieren waren als Mädchen, und zwar unabhängig von Schulform und Bildungshintergrund der Eltern.
Allerdings zeigte sich, dass Kinder mit höherer Lesekompetenz in der neuen Lernsituation nach Angaben ihrer Eltern besser zurechtkamen und gleichzeitig auch leichter zum Lernen zu motivieren waren. Dies kann man darauf zurückführen, dass das Lesen von Texten in Schulbüchern, aber auch das Lesen von Anleitungen und Arbeitsanweisungen in der Situation des Lernens zuhause besonders wichtig ist. Anders als im regulären Präsenzunterricht können Lehrkräfte den Lernstoff und die Aufgaben in vielen Fällen nicht mündlich erklären. Die Fähigkeit schriftliche Texte zu verstehen, erweist sich daher beim Lernen zuhause als eine zentrale Kompetenz für alle Schulfächer nicht nur für den Deutschunterricht. Es ist zu vermuten, dass Schülerinnen und Schüler mit geringeren Lesekompetenzen zuweilen Verständnisschwierigkeiten haben und manche Aufgabenstellungen und Anleitungen weniger gut nachvollziehen können. Solche eher entmutigenden Erfahrungen könnten auch dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler weniger motiviert sind, ihre Aufgaben zu erledigen. Auch die Anstrengungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler beeinflusste die Situation des Lernens zuhause, denn gerade in Situationen, in denen eine äußere Struktur fehlt und vermutlich weniger Zeitvorgaben gemacht werden, kommt es besonders auf die Bereitschaft der einzelnen Schülerinnen und Schüler an, sich selbst zu steuern und den eigenen Lernfortschritt im Blick zu behalten.
Literatur
Huber, S. G., Günther, P. S., Schneider, N., Helm, C., Schwander, M., Schneider, J., & Pruitt. J. (2020). COVID-19 und aktuelle Herausforderungen in Schule und Bildung. Erste Befunde des Schul-Barometers in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Waxmann.
https://www.lifbi.de/Portals/13/Corona/NEPS_Corona-und-Bildung_Bericht_5-Motivation.pdf (21-01-17)
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