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Die Rolle des Vaters für die Entwicklung eines Kindes

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Die Rolle des Vaters für die Entwicklung ihrer Kinder ist unbestritten und wandelt sich mit dem Alter des Kindes, d. h., Väter übernehmen mehrere Rollen. Anfangs sollen sie vor allem die Mutter entlasten, später geht es mehr darum, dem Kind zu helfen, die Regeln des sozialen Zusammenlebens zu lernen, also dem Kind etwa zu vermitteln, zu warten, zu teilen, seine Impulse zu kontrollieren.

Während der Schwangerschaft einer Frau verändern sich nicht nur ihr Körper und Gehirn, sondern auch das Gehirn des werdenden Vaters erfährt Anpassungen. Bei Männern sinkt der Testosteronspiegel, während Östrogen und Prolaktin leicht ansteigen. Bestimmte Hirnareale, wie die Amygdala, werden aktiver. Diese Veränderungen ähneln denen von Vätern bereits geborener Kinder und fördern die Bindung zum Kind. Die Ursache für diese Anpassungen ist noch nicht vollständig geklärt, könnte aber mit dem veränderten Verhalten der schwangeren Partnerin zusammenhängen. Auch das Gewicht des werdenden Vaters kann zunehmen. Diese Erkenntnisse könnten zum besseren Verständnis postpartaler Depressionen bei Männern beitragen. Insgesamt zeigt sich, dass Schwangerschaft auf neuronaler Ebene eine gemeinsame Erfahrung des Paares ist. Manche Männer entwickeln auch Angst vor dem Vaterwerden, weil sich vor allem junge Männer nicht fest binden wollen und den Verlust ihrer Autonomie und Freiheit fürchten, andererseits weil sie sich Sorgen machen, ihrer Vaterrolle nicht gerecht werden zu können. Hier gilt es den Männern Mut zu machen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken.

Die Geburt eines Kindes verändert sldo nicht nur das Leben, sondern auch das Gehirn von Vätern. Forschungen zeigen, dass sich bei Vätern – ähnlich wie bei Müttern – Hirnstruktur und Hormonhaushalt messbar verändern. Insbesondere der Kortex, zuständig für höhere kognitive Funktionen, passt sich an und fördert fürsorgliches Verhalten. Zudem sinkt der Testosteronspiegel vieler Väter nach der Geburt, was mit stärkerer Nähe zum Kind, höherer Fürsorgemotivation und besserer Beziehungsqualität einhergehen kann. Partnerinnen von Vätern mit niedrigem Testosteron berichten seltener von depressiven Symptomen – vorausgesetzt, die Beziehung ist stabil. Schlafmangel tritt bei engagierten Vätern häufiger auf, scheint aber eher eine Folge der neuronalen Veränderungen als deren Ursache zu sein. Vaterschaft wird als sensibles Entwicklungsfenster für das Gehirn beschrieben, ähnlich wie Kindheit oder Jugend – mit Risiken, aber auch mit Entwicklungschancen. Trotz möglicher Konzentrationsprobleme verbessern Kinder langfristig die kognitiven Fähigkeiten ihrer Eltern. Besonders wichtig ist die Elternzeit: Sie wirkt sich positiv auf Väter, Kinder und insbesondere Mütter aus, die dadurch besser schlafen, weniger Stress haben und seltener depressive Symptome zeigen. Elternzeit entlastet somit das gesamte Familiensystem und unterstützt die gemeinsame Bewältigung von Stress.

Vatergefühle entwickeln sich bei den meisten Männern erst während der Schwangerschaft, manchmal erst nach der Geburt, wobei das auch davon abhängt, ob ihn die Mutter dabei unterstützt. Wenn eine Mutter dem Vater das Gefühl gibt, dass er nur stört und alles falsch macht, vertreibt sie ihn eher aus seiner Vaterrolle, d. h., Männer sind letztlich darauf angewiesen, dass die Mütter ihnen erlauben, Vater zu sein.

Vor allem in den ersten zwei Lebensjahren des Kindes sollten Väter durchaus aus mütterliche Seiten zeigen, also geduldig, zärtlich, verständnisvoll und voll Einfühlungsvermögen sein. Etwa ab dem dritten Lebensjahr sollten Väter ihre Kinder dabei unterstützen, die Welt kennenzulernen, ihnen also helfen,  die Welt zu erobern, also die eher klassische männliche Rolle von Vätern ins Spiel bringen.

Probleme für Kinder entstehen übrigens weniger dadurch, dass ein Vater fehlt oder abwesend ist, sondern wenn das Ansehen des Vaters etwa durch die Mutter beschädigt wird. Vor allem Patchwork-Väter brauchen Fingerspitzengefühl und sollten vor allem nicht mit Wucht in die neue Familie eindringen und vorschnell Vertrauen einfordern, sondern allen Beteiligten Zeit lassen, damit Vertrauen wachsen kann. Wichtig ist außerdem, dass sie sich gegenüber dem leiblichen Vater respektvoll verhalten.

Quelle: Joachim Bauer in einem Interview mit den OÖN vom 31. März 2017




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