Konflikte, Streit, täglicher Stress und Druck können sich rund um die Themen Hausaufgaben und Lernen entwickeln und zuspitzen. Dies belastet nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Um den Druck herauszunehmen und mehr Leichtigkeit und Freude am Lernen zu ermöglichen, ist ein Perspektivenwechsel und die Implementierung passender Strategien entscheidend.
Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch 😉
Druck bei Kindern und Eltern reduzieren
Um den Druck bei Kindern zu mindern, ist es essenziell, realistische Erwartungen zu setzen. Nicht jedes Kind ist ein Überflieger, und das Feiern kleiner Fortschritte ist wichtiger als die Perfektion (Mayer, 2021). Regelmäßige Pausen helfen, die Konzentration aufrechtzuerhalten und Überforderung vorzubeugen. Lieber mehrfach kurz und effektiv lernen, als lange und unproduktiv. Eine Begrenzung der Lernzeit signalisiert, dass das Leben mehr als nur Lernen bereithält und mindert den Perfektionsdruck (Glogger-Frey & Ohlmann, 2011). Wichtig ist auch, Erfolgserlebnisse zu schaffen, indem man konkret und anerkennend für Anstrengungen und Ergebnisse lobt, unabhängig vom Umfang des Erfolgs. Die Autonomie der Kinder zu fördern, indem sie – im Rahmen des Möglichen – selbst entscheiden dürfen, wann und wie sie lernen, stärkt ihr Gefühl der Kontrolle und Eigenverantwortung. Zudem sollten Fehler als Lernchancen vermittelt werden, um den Druck, immer alles richtig machen zu müssen, zu nehmen (Dweck, 2006).
Für Eltern bedeutet der Druckabbau oft eine Neubetrachtung der eigenen Rolle. Statt als „Hausaufgaben-Polizei“ sollten sie sich als unterstützende Begleiter sehen, die bei Bedarf helfen, aber nicht alles abnehmen. Offene Kommunikation mit dem Kind über dessen Gefühle und Herausforderungen beim Lernen ist entscheidend; dabei sollte man zuhören, ohne sofort Lösungen zu präsentieren (Epstein, 2018). Wenn Hausaufgaben nur noch zu Streit führen, ist es wichtig, Grenzen zu setzen und gegebenenfalls professionelle Hilfe oder das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen. Gelassenheit zu lernen und diese auf das Kind zu übertragen, ist eine Herausforderung, aber essenziell, da sich elterliche Anspannung direkt auf die Kinder überträgt. Nicht zuletzt ist Selbstfürsorge der Eltern wichtig, denn gestresste Eltern können kaum geduldig und unterstützend sein (Pitzer & Pitzer, 2017).
Lernstrategien für mehr Leichtigkeit und Freude
Um mehr Leichtigkeit und Freude am Lernen zu etablieren, bieten sich verschiedene Lernstrategien an:
- Spielerische Ansätze: Der Einsatz von Lernspielen (digital oder analog) kann Wissen spielerisch vermitteln. Quizze und Rätsel machen das Abfragen von Wissen spannend, und kreative Ausdrucksformen wie Geschichten schreiben, Bilder malen oder Modelle bauen helfen, Lerninhalte zu verinnerlichen (Pohl, 2004).
- Visuelle und praktische Methoden: Mind-Mapping hilft, komplexe Themen übersichtlich darzustellen und Informationen zu verknüpfen. Karteikarten sind ideal für das Vokabellernen oder Faktenwissen durch effektive Wiederholung in kleinen Portionen. Das Experimentieren macht Lerninhalte greifbar, sei es durch kleine Experimente in Naturwissenschaften oder das Suchen auf Landkarten in der Geographie (Blumenstetter, 2008).
- Struktur und Routinen: Feste Lernzeiten können Sicherheit geben und Diskussionen über den Zeitpunkt des Lernens minimieren. Eine aufgeräumte, ruhige Lernumgebung fördert die Konzentration. Das Zerlegen großer Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte nimmt die Überforderung und macht Fortschritte sichtbar (Seitz, 2010).
- Individuelle Lernstile berücksichtigen: Auditiv lernende Kinder profitieren vom Vorlesen oder Hören von Lern-Podcasts. Visuelle Lerntypen nutzen Diagramme, Bilder, Videos und farbige Markierungen effektiv. Kinder, die durch Bewegung und Handeln lernen (kinästhetisch/motorisch), profitieren von Rollenspielen, Experimenten oder dem Nachstellen von Situationen (Schneider & Stern, 2010).
- Motivation und Belohnung: Das gemeinsame Setzen kleiner, erreichbarer Ziele ist motivierend. Maßvolle Belohnungssysteme für erreichte Ziele können anspornen, sollten aber nicht zum alleinigen Lernanreiz werden; gemeinsame Aktivitäten sind hier oft wertvoller als materielle Dinge. Schließlich kann das Wecken von Interesse durch das Herstellen einer Verbindung zwischen dem Lernstoff und den Interessen des Kindes die Lernfreude maßgeblich steigern (Deci & Ryan, 1985).
Insgesamt geht es darum, eine positive Lernatmosphäre zu schaffen, die Sicherheit und Unterstützung bietet. Dies ist ein fortlaufender Prozess, und es wird sowohl gute als auch schlechte Tage geben. Geduld, Experimentierfreude mit verschiedenen Ansätzen und die Erinnerung, dass Lernen auch Freude bereiten darf, sind der Schlüssel zum Erfolg.
Literatur
Blumenstetter, R. (2008). Mind Mapping: Die effektive Methode für erfolgreiches Lernen und Arbeiten. GABAL Verlag.
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. Plenum.
Dweck, C. S. (2006). Mindset: The new psychology of success. Random House.
Epstein, J. L. (2018). School, family, and community partnerships: Your handbook for action. Corwin Press.
Glogger-Frey, A., & Ohlmann, E. (2011). Zeitmanagement im Studium: Selbstorganisiert und effizient studieren. In H. Mieg & A. K. Thurn (Hrsg.), Wissenschaftliches Arbeiten und Lernen: Ein Leitfaden für Psychologiestudierende (S. 115-132). Hogrefe.
Mayer, R. E. (2021). Applying the science of learning. Pearson.
Pitzer, J., & Pitzer, S. (2017). Eltern-Burnout: Wenn das Familienleben zur Überforderung wird. Klett-Cotta.
Pohl, K. (2004). Spielen und Lernen: Eine Einführung in die Spielpädagogik. Klinkhardt.
Schneider, W., & Stern, E. (2010). Lernpsychologie. UTB.
Stangl, W. (2025, 24. Mai). Eltern und Hausaufgaben – Was können Eltern tun?. Aus den Tipps für Eltern!
https://eltern.lerntipp.at/Eltern-Hausaufgaben.shtml.
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