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Wie Studierende ihre Teilnahme in synchron-hybriden Hochschulformaten gestalten sollten

Mit der zunehmenden Digitalisierung und der Einführung synchron-hybrider Lehr-Lern-Settings, bei denen die Teilnahme sowohl in Präsenz als auch online möglich ist, stehen Hochschulen vor der Herausforderung, flexible und gleichzeitig lernförderliche Bedingungen zu schaffen. Die Entscheidung von Studierenden, ob sie eine Lehrveranstaltung online oder vor Ort besuchen, ist ein komplexer und stark individualisierter Prozess.

Solche synchron-hybride Formate entstanden zunächst als Reaktion auf die pandemiebedingten Einschränkungen des Lehrbetriebs und haben sich seither zu einer dauerhaften Ergänzung der Hochschullehre entwickelt. Sie ermöglichen Studierenden die freie Wahl zwischen Online- und Präsenzteilnahme und gelten als vielversprechender Ansatz zur Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und Lebensrealitäten.

Eine Studie von Breitschwerdt, Hümmer & Egetenmeyer (2025) untersuchte auf Basis von Lehrveranstaltungsevaluationen sowie Gruppeninterviews mit 73 Masterstudierenden aus dem Bereich Bildungswissenschaft über drei Semester hinweg die Gründe, die zu einer bestimmten Teilnahmewahl führen. Drei zentrale Einflussfaktoren wurden dabei identifiziert.

Erstens bietet das hybride Format eine willkommene Flexibilität, die sich an die diversen Lebenssituationen der Studierenden anpasst. Dies betrifft insbesondere jene, die einen Wohnort außerhalb des Studienortes haben, berufstätig sind oder familiäre Verpflichtungen wie Pflegeaufgaben übernehmen. Auch Krankheitssymptome oder kurzfristige Planänderungen lassen sich durch Online-Teilnahme auffangen. Die Möglichkeit, situativ zwischen Teilnahmeformen zu wählen, stellt für viele eine bedeutende Erleichterung dar.

Zweitens treten individuelle Lernpräferenzen deutlich als Entscheidungsfaktor hervor. Studierende wägen ab, unter welchen Bedingungen sie sich besser konzentrieren können und welche Umgebung ihren Lernprozess begünstigt. Während Online-Teilnehmende mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung benötigen, empfinden Präsenzteilnehmende das Lernen im physischen Raum als strukturierter, sozial eingebundener und intensiver. Entscheidend ist dabei auch das eigene Energielevel und die Fähigkeit zur Selbstregulation.

Drittens wirken sich soziale Beziehungen innerhalb der Lerngruppe auf die Teilnahmeform aus. Der direkte Kontakt zu Kommilitoninnen, informelle Gespräche und nonverbale Kommunikation sind für viele Studierende zentrale Motive, um den Weg in den Seminarraum auf sich zu nehmen. Darüber hinaus zeigt sich ein gewisser Gruppeneinfluss: Die Entscheidung anderer beeinflusst oft auch die eigene – etwa wenn eine größere Zahl von Kommilitoninnen vor Ort ist, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, selbst ebenfalls hinzugehen.

Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial synchron-hybrider Lehrformate, die Heterogenität heutiger Studierendengruppen zu adressieren, eröffnen darüber hinaus einen Raum für individuelle Lernwege und fördern zugleich die Reflexion über das eigene Lernverhalten und soziale Lernbedürfnisse. Allerdings zeigte sich auch, dass erfolgreiche Interaktion häufig mit der Präsenzlehre verknüpft ist und Online-Teilnahmeformen weiterhin kritisch reflektiert und weiterentwickelt werden müssen.

Literatur

Breitschwerdt, L., Hümmer, C. & Egetenmeyer, R. (2025). Online and on-site participation in synchronous hybrid settings: Reasons from the perspective of higher education students. Higher Education, doi:10.1007/s10734-025-01487-z


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