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Die Mediatisierung der Kindheit

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Audiovisuelle Erzählungen sind in der heutigen Zeit ein integraler Bestandteil der Lebenswelt von Kindern. Das Aufwachsen und die Sozialisation von Kindern sind in hohem Maße von Medien geprägt. Digitale Aktivitäten und mediale Welten begleiten und unterstützen Kinder in ihrem Heranwachsen, sodass eine klare Trennung zwischen Online- und Offline-Realität kaum noch möglich ist. Beide Elemente sind im Alltag der Kinder untrennbar miteinander verbunden, weshalb der Begriff einer mediatisierten Kindheit verwendet werden kann. Die heutige Kindheit ist deshalb so stark durch Mediatisierung gekennzeichnet, da Medien ein fester Bestandteil der kindlichen Lebenswelt und des Alltags sind. Sei es das Fernsehen mit seinen Castingshows, Doku-Soaps oder fiktionalen Serien, all diese Medieninhalte prägen das mediatisierte Heranwachsen der Kinder. Die Rezeption von Fernsehsendungen eröffnet Kindern neben ihrer realen Lebenswelt also einen erweiterten Erfahrungsraum. Dabei werden Erlebnisse aus dem Alltag und aus den Fernsehsendungen in der Wahrnehmung und Verarbeitung nicht gleichrangig behandelt, sondern stehen in gegenseitiger Bedingtheit nebeneinander.

Vor allem die neuen Medien – also digitale Technologien wie Smartphones, Tablets, Computer und das Internet – nehmen heute eine zentrale Rolle im Leben vieler Kinder ein und beeinflussen nahezu alle Bereiche der kindlichen Entwicklung, Bildung und Sozialisation und bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Neue Medien bieten Kindern Zugang zu einer Fülle von Informationen und Lerninhalten, die über traditionelle Schulbücher hinausgehen. Digitale Lernspiele und Apps fördern das interaktive und selbstgesteuerte Lernen, und Plattformen wie YouTube, Wikipedia und diverse Kinderwebsites bieten leicht zugängliches Wissen zu fast allen Themen. Dabei lernen Kinder frühzeitig den Umgang mit digitalen Tools, die später in Bildung und Beruf eine wichtige Rolle spielen werden. Viele digitale Plattformen ermöglichen es Kindern, kreativ zu werden: Sie können Bilder gestalten, Musik komponieren, Videos drehen und Geschichten schreiben. Apps wie Scratch fördern das Programmieren und logische Denken schon im jungen Alter, und kreative Plattformen wie TikTok (mit entsprechenden Einschränkungen) oder Kunst-Apps regen dazu an, eigene Inhalte zu erstellen und zu teilen. Über soziale Medien und Kommunikations-Apps bleiben Kinder in Kontakt mit Freunden und Familie. Gerade in Zeiten von räumlicher Distanz, wie sie etwa durch die Corona-Pandemie entstanden ist, haben solche Plattformen eine wichtige Rolle gespielt, um das Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit aufrechtzuerhalten. Diese frühe Erfahrung mit digitalen Kommunikationsmitteln erleichtert Kindern den Zugang zu globalen Netzwerken und das Erlernen von interkultureller Kommunikation. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist daher eine entscheidende Aufgabe von Eltern, Schulen und Gesellschaft, damit Kinder lernen, neue Medien verantwortungsvoll und kritisch zu nutzen. Dies umfasst das Wissen um Sicherheit, Privatsphäre und den kritischen Umgang mit Informationen und Inhalten. Medienkompetenz befähigt Kinder, die Vorteile der digitalen Welt zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu erkennen und zu minimiere

Alles, was Kinder offline oder online erfahren, erleben und wahrnehmen, nutzen sie einerseits als symbolisches Material für ihre eigene Entwicklung und andererseits zur Interpretation und Orientierung in gesellschaftlichen Zusammenhängen und Normen. Dabei ist der jeweilige soziale Hintergrund relevant, denn Menschen sind nicht immer die alleinigen Gestalter ihres Schicksals, sondern werden auch von ihrer sozialen Umgebung und Rahmenbedingungen beeinflusst.

Die Mediatisierung der Kindheit hat aber auch Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung, die Werte und Einstellungen der Kinder. Medieninhalte können Vorbilder, Rollenbilder und Verhaltensweisen vermitteln, die Kinder in ihrer Identitätsbildung und Sozialisation prägen. Gleichzeitig bieten Medien aber auch Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, Vernetzung und kreativen Entfaltung. Der Umgang mit Medien erfordert daher eine kritische Reflexion und Medienkompetenz, um die Chancen und Risiken der Mediatisierung in der Kindheit auszutarieren.

Insgesamt zeigt sich, dass audiovisuelle Erzählungen und die Mediatisierung der Kindheit ein komplexes Phänomen sind, das sowohl Herausforderungen als auch Potenziale für die Entwicklung von Kindern birgt. Es ist wichtig, diese Entwicklungen sorgfältig zu beobachten, zu analysieren und pädagogische Konzepte zu entwickeln, um Kinder bestmöglich auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten.




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