Die Säulen der Bildung sind definiert als „Lernen zu wissen“, „Lernen zu handeln“, „Lernen zu leben“ und „Lernen, mit anderen zu leben“.
Die erste dieser Säulen ist das Lernen, Wissen zu erwerben. Wenn man die schnellen Veränderungen betrachtet, die der wissenschaftliche Fortschritt mit sich bringt, sowie die neuen Formen ökonomischen und sozialen Verhaltens, muss das Hauptaugenmerk darauf gerichtet werden, eine ausreichend breite Allgemeinbildung mit der Möglichkeit zu verknüpfen, vertiefende Kenntnisse in ausgewählten Fächern zu erwerben. Eine solche Allgemeinbildung ist quasi der Schlüssel für einen lebenslangen Lernprozess. Sie bringt die Menschen auf den Geschmack, ein Leben lang zu lernen und legt gleichzeitig die Fundamente dazu.
Eine weitere Säule ist Lernen, zu handeln. Es geht darum, nicht nur seine Arbeit zu tun, sondern, ganz allgemein, um die Kompetenz, mit unterschiedlichen, häufig unvorhersehbaren Situationen fertig zu werden, und um die Fähigkeit zur Teamarbeit. Dies sind Eigenschaften, denen die Bildungsmethoden derzeit nicht genügend Aufmerksamkeit widmen. In vielen Fällen werden solche Kompetenzen und Fertigkeiten leichter erworben, wenn Schüler und Studenten die Gelegenheit bekommen, ihre Fähigkeiten zu erproben und zu entwickeln. Während sie noch in Ausbildung sind, können sie Praktika absolvieren oder Sozialarbeit leisten. Daher rührt auch die größere Bedeutung, die allen Methoden beigemessen werden sollte, bei denen sich Unterricht und Arbeit abwechseln.
Lernen für das Leben bedeutet, dass jeder einzelne gefordert ist, größere Eigenständigkeit und Urteilsvermögen zu zeigen, das mit einer stärkeren persönlichen Verantwortung einhergeht, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Keines der Talente, die in jedem Menschen wie ein verborgener Reichtum schlummern, darf ungenutzt bleiben. Diese Talente sind etwa Gedächtnis, logisches Denken, Phantasie, körperliche Fähigkeiten, Sinn für Ästhetik, Kommunikationsfähigkeit und das natürliche Charisma des Leiters einer Gruppe, das die Notwendigkeit zu größerer Selbsterkenntnis belegt.
Dass tragende Gerüst von Bildung ist das Lernen, zusammenzuleben, bei den Menschen Verständnis für die Mitmenschen, für ihre Geschichte, Traditionen und geistigen Werte entwickeln. So können sie ein neues Bewusstsein schaffen, das im Wissen um unsere wachsende gegenseitige Abhängigkeit und ausgehend von einer gemeinsamen Analyse der zukünftigen Risiken und Herausforderungen die Menschen dazu bringt, gemeinsame Projekte durchzuführen oder unvermeidliche Konflikte auf intelligente und friedliche Art und Weise zu lösen. Dabei wird deutlich, dass die ersten drei Bildungssäulen die Basis für das Erlernen eines gedeihlichen Zusammenlebens bilden.
Literatur
Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.) (1997). Lernfähigkeit: Unser verborgener Reichtum. UNESCO-Bericht zur Bildung für das 21. Jahrhundert. Berlin: Luchterhand.
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