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Edu-Kinestetik – ein Flop

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

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Gehirntraining findet in Volkshochschulkursen und im Internet immer neue Anhänger, worin die Hoffnung zum Ausdruck kommt, dass das Gehirn formbarer ist und bleibt, als man es bis vor wenigen Jahren noch glaubte. Hinter der Idee des Gehirntrainings steht implizit eine Analogie zwischen Gehirn und Muskeln, auch wenn das manche Ratgeber sogar explizit verneinen. Dieses Bild suggeriert nämlich, man müsse nur das Selbe wiederholen , um das Gehirn zu „trainieren“. Das entspricht aber nicht der Funktionsweise unseres Gehirns, denn die Plastizität beruht neben einer äußerst geringen Neurogenese im Hippocampus in erster Linie durch Umstrukturierung von Verschaltungen, also der Bildung neuer Synapsen. Übrigens gehört zur Entwicklung des Gehirns neben dem Wachstum auch ein differenziertes Absterben überzähliger Neuronen bzw. überzähliger synaptischer Verbindungen (das passiert massiv in der Pubertät, denn ab dem elften Lebensjahr findet ein Umbau von Nervenverbindungen im Gehirn statt). Es kommt auch nicht auf die Quantität sondern auf die Qualität des Lernens an. Gedächtniskünstler besitzen kein extrem besseres „Gedächtnis“ als Normalbürger. sie nutzen ihre Gedächtnisfunktionen aber besser, z.B. durch optimales assoziatives Lernen. Siehe dazu Mnemotechniken.

In der F.A.Z.-Serie Gehirntraining schreibt Nicole Becker unter dem Titel „Reißt die Zeitfenster zum Lernen auf!“ allerdings, dass etwa die Thesen der Edu-Kinestetik heute noch keinerlei neurowissenschaftliche Fundierung ihres Konzepts nachweisen können. Die Behauptungen, dass die linke, rationale Hirnhälfte in unseren Schulen permanent überfordert werde, aber die rechte Hirnhälfte mit ihren kreativen und emotionalen Kompetenzen verkümmere, ist schlichtwegs unsinnig, wie die Behauptung,, dass „beide Hirnhälften nicht mehr miteinander kommunizieren können und daraus Lernfrust und Gedächtnisschwächen resultierten. Die propagierte Lösung mittels „Hemisphärenintegrationsübungen“ („Brain-Gym“, das sind gymnastische Übungen, bei denen die „Mittellinie“ des Gehirns überquert werde und somit beide Hirnhälften gezwungen seien, wieder zu interagieren) sind dadurch eine veritabler Unsinn.
Die als Beweis herangezogenen Split-Brain-Untersuchungen des Neurologen Roger Sperry haben überhaupt nichts mit dem hirnanatomische Normalfall zu tun, denn „Menschen, auch solche, denen das Lernen schwer fällt, verfügen über eine intakte Verbindung zwischen beiden Hirnhälften. Es mag sein, dass Brain-Gym-Übungen – genau wie andere Bewegungsübungen – Grundschulkindern gut gefallen, die theoretischen Annahmen der Edu-Kinestetik sind jedoch unhaltbar und deshalb ist der aktuelle Boom dieser Konzeptionen insbesondere im Bereich der Lehrerfortbildung bedenklich.“

Siehe dazu auch Rechte versus linke Gehirnhälfte?




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