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Familie und Leseverhalten

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Die Fähigkeit zu Lesen wird sowohl von einem selbst, aber auch maßgeblich durch die unmittelbare Umwelt beeinflusst. Bei näherer Betrachtung ergeben sich vielseitige Zusammenhänge. Um eine Basis zu schaffen, werden von McElvany, Becker und Lüdtke (2009) bisherige Erkenntnisse der Wissenschaft herangezogen um daraus genaue Begriffsabgrenzungen abzuleiten, welche als Grundgerüst für die folgende Arbeit dienen. Man kann erkennen, dass auf diesem Gebiet bereits diverse Studien existieren jedoch in der Regel nur über die Zeit vor oder zu Beginn der Schulzeit, nicht aber wie hier untersucht währenddessen.
Als Einflussfaktoren seitens der Familie werden Struktur- und Prozessmerkmale unterschieden. Bei den familiären Strukturmerkmalen handelt es sich um Rahmenbedingungen wie die sozioökonomische Lage (Einkommen, Besitz, Prestige), das Bildungsniveau der Eltern sowie dem Migrationshintergrund. Lesebezogene Prozessmerkmalen beeinflussen die Prozesse des Lernens. Als Bedeutendste werden im Artikel die kulturellen Ressourcen ,sprich der Buchbesitz als nötige Anregung zur Lesemotivation, der Bereich der lesebezogenen kulturellen Praxis wie die Kommunikation allgemein und über Gelesenes oder Besuche in der Bücherei angeführt. Des Weiteren zählen hierzu noch die lesebezogene Einstellung der Eltern, welche die Kinder zur Imitation anregt und die elterliche Kompetenz in Bezug auf Leseförderung (vgl. McElvany et al., 2009, S. 122).
In Hinblick auf das Individuum konzentriert man sich auf drei Merkmale: Lesemotivation, Leseverhalten und Wortschatz. Die intrinsische Motivation wirkt sich positiv daraus auf wie oft gelesen wird. Mit vermehrter Häufigkeit des Lesens steigert sich der Wortschatz und somit insgesamt die Fähigkeit Texte nicht nur zu entziffern sondern zu verstehen (vgl. McElvany et al., 2009, S. 122).
Um die bisher beschriebenen Einflussfaktoren und deren Wirkung zu veranschaulichen stellen McElvany et al. (2009) dies folgendermaßen grafisch dar:

Abb. 1: Vereinfachtes Modell des familiären Einflusses und der individuellen Merkmale (ohne Darstellung der Interkorrelationen der Variablen untereinander)

In verschiedenen deutschen Schulen wurden von 772 SchülerInnen mittels Fragebögen Daten erhoben. Die erste Erhebung fand Ende der dritten Klasse und die letzte Ende der sechsten Klasse statt. Mittels spezieller statistischer Methoden sollen Antworten auf drei Hauptfragen gefunden werden:

  • Definieren die vier erwähnten Prozessmerkmale gemeinsam „familiäre Lesesozialisation“ ausreichend?
  • tehen Struktur- und Prozessmerkmale in Zusammenhang?
  • Wirken Strukturmerkmale (vermittelt über Prozessmerkmale) auf individuelle Motivation und letztendlich auf den Erwerb von Lesekompetenzen in der Grundschule?

Die Studie unterstrich die Theorie des 4-Faktor-Modells der Prozessmerkmale. Bezüglich der Forschungsfragen zwei und drei konnten ebenfalls statistisch signifikante Zusammenhänge nachgewiesen werden. Ausschließlich zwischen der Einstellung der Eltern und den individuellen Schülermerkmalen wurde kein Zusammenhang festgestellt (vgl. McElvany et al., 2009, S. 126 ff).
In Bezug auf die Forschung wären weitere Untersuchungen bis in die mittleren Klassenstufen anzustreben. In der Praxis erfordert es eine Miteinbeziehung der Zeit während der Grundschule. Als eine der wichtigsten, weil leicht zu beeinflussenden und sehr wirksamen Faktoren sieht McElvany lesebezogene familiäre Aktivitäten und Gespräche (vgl. McElvany et al., 2009, S. 130).



Literatur
Bos, W., Lankes, E.-M., Schwippert, K., Valtin, R., Voss, A. Badel, I. & Plaßmeier, N. (2003). Lesekompetenz deutscher GrundschülerInnen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Münster: Waxmann.
McElvany, N., Becker, M. & Lüdtke, O. (2009). Die Bedeutung familiärer Merkmale für Lesekompetenz, Wortschatz, Lesemotivation und Leseverhalten. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 41(3), 121-131.
Billmann-Mahecha, E. & Tiedemann, J. (2006. Migration. Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.
Ramm, G., Prenzel,M.,Heidemeier, H. & Walter, O. (20004). Soziokulturelle Herkunft: Migration. Münster: Waxmann.
Mohanty, A.K. & Perregaux, C. (1996). Language acquisition and bilingualism. Handbook of cross-cultural psychology. Boston: Allyn & Bacon.
Schiefele, U., Artelt, C., Schneider W. & Stanat, P. (2004). Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenzen. Vertiefende Analysen im rahmen von PISA 2000. Verlag: für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.


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